1. Startseite
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Archäologie: Rund 500 Grabungen im Jahr 2025 in Sachsen-Anhalt

Archäologie Rund 500 Grabungen im Jahr 2025 in Sachsen-Anhalt

Für die Archäologen in Sachsen-Anhalt gab es auch 2025 genug Arbeit. Ein Überblick, was alles gefunden wurde.

Von Thomas Schöne, dpa 29.12.2025, 07:00
Das Grabmal Ottos des Großen. (Archivbild)
Das Grabmal Ottos des Großen. (Archivbild) Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Halle - In Sachsen-Anhalt hat es in diesem Jahr rund 500 archäologische Grabungen gegeben. Dazu kommen etwa 150 Begehungen und Befahrungen. Das entspricht in etwa dem Niveau des Vorjahres. „Die Zahl schwankt aufgrund der Bauvorhaben“, sagte Landesarchäologe Harald Meller. „Im Vorjahr gab es 550 Grabungen, einschließlich archäologischer Erkundungen.“ Das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle zählte den Angaben zufolge rund 90.000 Besucher. Neben der berühmten Himmelsscheibe von Nebra entwickelte sich die neu gestaltete Präsentation der Schamanin von Bad Dürrenberg zu einem Publikumsmagneten. 

Ein Überblick über die wichtigsten Funde:

Sanierung des Grabmals von Otto 

Im Zuge der Sanierung des steinernen Grabmals von Otto dem Großen (912-973) im Magdeburger Dom entdeckten die Forscher das Skelett eines etwa 60-jährigen Mannes in dem Holzsarg. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich um die sterblichen Überreste von Kaiser Otto. Endgültige Klarheit werden naturwissenschaftliche Untersuchungen bringen.

Fest steht, dass der Mann mit etwa 1,78 Metern Körpergröße etwa zehn Zentimeter größer als der damalige Durchschnitt ist. Neben den Gebeinen fanden sich unter anderem Textilien, Pflanzenreste sowie Eierschalen, für die damalige Zeit in christlichen Gräbern durchaus übliche Beigaben. Zudem gehen die Forscher davon aus, dass vieles davon bei späteren Graböffnungen beigelegt wurde. Wenn die Arbeiten beendet sind, sollen die Gebeine wieder in einen neuen Sarg beigelegt werden.

Grabungen anlässlich des Bauernkriegs vor 500 Jahren

In Erinnerung an den Bauernkrieg vor 500 Jahren wurde erneut an den ehemaligen Klöstern Kaltenborn bei Allstedt und Himmelpforte bei Wernigerode sowie an der Mallerbacher Kapelle bei Allstedt (Landkreis Mansfeld-Südharz) ausgegraben. „Gemeinsam ist diesen Orten die Zerstörung im Zusammenhang mit den gewaltsamen Auseinandersetzungen des Deutschen Bauernkriegs von 1525. Trümmerschichten, Brandreste, heruntergebrochene Kellergewölbe und unter Feuereinwirkung zerschmolzene Dachziegel belegen die Intensität der Zerstörung“, sagt Meller. 

Jahrtausendealte Sumpfschildkröte

In Wolmirstedt (Landkreis Börde) kamen vor dem Stadionneubau die Reste einer rund 3.000 Jahre alten bronzezeitlichen Siedlung zutage. Als Besonderheit fand sich am Grubenrand einer Ofengrube der Panzer einer Sumpfschildkröte. Möglicherweise diente das Tier den Menschen damals als Nahrung.

Opfergruben nahe Weißenfels

Bei Gerstewitz nahe Weißenfels entdeckten Archäologen vor Beginn des Baus einer Stromtrasse rund 5.000 Jahre alte Opfergruben. „Das Areal war für die Menschen der Salzmünder Kultur ein sicherlich bedeutsamer ritueller Ort, an dem sie ihre Ahnen um Hilfe anriefen“, sagte die Archäologin und Abteilungsleiterin für Bodendenkmalpflege im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Susanne Friederich.

Grabhügel im Burgenlandkreis

Ebenso wurden bei Krauschwitz im Burgenlandkreis im Zusammenhang mit dem Bau der Stromtrasse die Überreste von jahrtausendealten Grabhügeln und Totenhütten entdeckt. Die rund 5.000 Jahre alten Anlagen stammen aus verschiedenen Kulturen. Gefunden wurden unter anderem Skelettteile, Keramiken und verschiedene Grabbeigaben.

Mittelalterliche Bauten auf Schloss Neuenburg

Auf Schloss Neuenburg bei Freyburg (Burgenlandkreis) hatten Archäologen Reste mittelalterlicher Bauten freigelegt. „Die Funde weisen auf eine hochwertige und repräsentative Wohnbebauung hin, deren Nutzung sich über mehrere Jahrhunderte erstreckte“, sagte Projektleiter Donat Wehner vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.

Forschungsgrabungen im Harz geplant

Für 2026 sind Forschungsgrabungen unter anderem in Posa, Walbeck und im Gartenreich Dessau-Wörlitz geplant. Neu im Programm der Forschungsgrabungen ist der Harz. „Das ist ein nahezu weißer Fleck der Altsteinzeitforschung“, sagte der Landesarchäologe. Ziel sei es, der frühen Besiedlungsgeschichte des Harzes weiter auf die Spur zu kommen.

Für das kommende Jahr ist außerdem geplant die große Sonderausstellung „Die Schamanin“, die am 27. März 2026 im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle eröffnet wird. Die Ausstellung läuft bis zum 1. November 2026.