Schafhaltung Schäfer sprechen von „Nachwuchsnot“ - Landesmeister gekürt
Thüringens Schäfer zeigen in Hohenfelden ihr Können im Umgang mit Hütehunden und Herden. Die Arbeit der Schäfer ist schwer, ihre wirtschaftliche Situation angespannt, der Nachwuchs rar.

Hohenfelden - Weidende Schafherden werden künftig seltener in Thüringen zu sehen sein. Der Schafbestand gehe weiter zurück, die wirtschaftliche Situation sei angespannt, und es fehle an Nachwuchs für den Schäferberuf, sagte Uwe Erl vom Landesverband Thüringer Schafzüchter am Rande des Schäfertags in Hohenfelden der Deutschen Presse-Agentur. Gekürt wurde der Landesmeister der Schäfer: Mario Scheffel aus Heygendorf im Kyffhäuserkreis verteidigte seinen Titel.
Nach Angaben von Erl, Zuchtleiter im Landesverband, ist der Schafbestand im Freistaat in diesem Jahr weiter zurückgegangen. Derzeit würden etwa 100.300 Tiere gehalten. Der Bestand habe sich damit in den vergangenen drei Jahrzehnten halbiert. Und „die Nachwuchsnot ist groß“.
Landschaftspflege zu gering bezahlt
Derzeit befinde sich ein angehender Schäfer im ersten Ausbildungsjahr, vier seien im zweiten und zwei im dritten Ausbildungsjahr. „Wenn es gut geht, werden in diesem Jahr vier Lehrlinge starten.“ Ein Großteil der aktiven Schäfer sei 50 Jahre alt und älter. „Eigentlich brauchten wir 20 bis 25 Auszubildende pro Jahr, um den Generationswechsel hinzubekommen.“
Wenn die Schafbestände weiter zurückgingen, habe das Auswirkungen auch auf den Naturschutz. 60 Prozent ihres Einkommens erwirtschafteten die Schäfer mit der Landschaftspflege durch ihre Tiere. „Diese Dienstleistung müsste aber ordentlich bezahlt werden“, sagte Erl.
Unverständlich sei für Schäfer, dass in Thüringen die Pflege von Deichen an den Flüssen oft maschinell erfolge, statt Schafherden weiden zu lassen. In anderen Bundesländern wie Brandenburg gebe es dafür langfristige Verträge mit Schafhaltern. Auch die Bezahlung sei besser. Thüringen könnte auf diesem Gebiet sowie bei einfacheren Ausschreibungsverfahren für Verbesserungen sorgen, so Erl.
Wolle als Dünger und Dämmung nur eine Nische
Nach seinen Angaben verkauft sich Schafwolle kaum, neue Einsatzgebiete wie ihre Verarbeitung zu Dünger oder zu Vlies für den Pflanzen- oder Lärmschutz seien noch eine Nische. Das gelte auch für die Mischung von Wolle und Hanffasern für eine nachhaltige Schalldämmung.
Beim traditionellen Schäfertag in Hohenfelden hatten Thüringer und ihre Gäste am Samstag die Gelegenheit, Schäfer und ihre Herden auf Wiesen vor dem Freilichtmuseum in Aktion zu erleben. Bei der Landesmeisterschaft mussten die Schäfer mit ihren eigenen Hunden und einer fremden Herde ihre Fähigkeiten etwa beim Ein- und Auspferchen der Schafe unter Beweis stellen. Insgesamt traten fünf Schäfer an. Der Schäfertag hat eine gut 30-jährige Tradition in Thüringen.