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Windjammerfestival Sonne im Gesicht, Segel im Wind – „Sail“ beginnt

Poller hocken, Schiffe gucken und das in praller Sonne: Trotz Hitze drängten sich am ersten Tag Massen an den Deich, um einen Blick auf die Segler zu erhaschen - und auf einen prominenten Gast.

Von dpa Aktualisiert: 13.08.2025, 16:52
Zehntausende Menschen verfolgten die Parade.
Zehntausende Menschen verfolgten die Parade. Hauke-Christian Dittrich/dpa

Bremerhaven - Historische Expeditionsschiffe, Ozeanriesen und Walfänger: 45.000 Zuschauer haben in praller Sonne den Einlauf der Segler zur „Sail“ in Bremerhaven verfolgt, wie die Veranstalter schätzen. Mit der Parade mit rund 100 Schiffen startete eines der größten Windjammer-Festivals der Welt.

Bis zum Ende des ersten Tages gehen die Organisatoren von knapp 200.000 Besucherinnen und Besucher aus. Manche Gäste nahmen für die „Sail“ weite Wege auf sich – einige reisten bis aus Sydney an. Bis Sonntag sollen 1,2 Millionen Menschen zur „Sail“ kommen.

Parade mit Präsident Steinmeier

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier segelte an Bord des Segelschulschiffs „Gorch Fock“ den Schiffen entgegen. „Was für ein herrliches Bild: Seite an Seite liegen hier ringsum im Hafen hunderte prächtige Großsegler und auch viele, viele kleinere Traditionsschiffe aus aller Welt – friedlich vereint“, sagte Steinmeier, der als Schirmherr das fünftägige Festival nachmittags mit dem Ertönen des Schiffshorns offiziell eröffnete.

Die Parade wurde von dem Segelschulschiff „Alexander von Humboldt II“ angeführt, zahlreiche Freizeitboote begleiten die Schiffe. Trotz praller Sonne und Temperaturen von mehr als 30 Grad drängten sich die Zuschauerinnen und Zuschauer an der Promenade, um einen Blick auf die Windjammer zu erhaschen.

Einsatzkräfte mussten wegen der Hitze zu zahlreichen Einsätzen ausrücken. Auch auf See gab es einen Notfall: Aus dem Maschinenraum des Seglers „Mathilde“ schlugen Flammen, zwei Menschen wurden leicht verletzt. Das Feuer wurde gelöscht und das Schiff in den Hafen begleitet.

250 Schiffe aus aller Welt

Bis Sonntag werden rund 250 Schiffe aus 16 Nationen erwartet. Eine Berühmtheit ist das historische Segelschiff „Eye of the Wind“, das in Filmen wie „Die blaue Lagune“ und „White Squall“ zu sehen ist. Wahre Größe zeigt die „Unión“ aus Peru als größtes und schnelles Segelschulschiff Südamerikas, das kleinste Schiff ist das gerade einmal 5,4 Meter lange Catboot „Nanu“ vom Dümmer See.

Manche Besatzungen segelten mit ihrem Schiff um die halbe Welt, um zur „Sail“ zu kommen: Aus dem Sultanat Oman reiste die Bark der Royal Navy „Shabab Oman II“ an, aus Uruguay der Dreimastschoner „Capitán Miranda“. Auch das Segelschulschiff der mexikanischen Marine „Cuauhtémoc“ sollte ursprünglich kommen – doch nach einem Unfall in New York mit zwei Toten ist die Bark schwer schwerbeschädigt und kann nicht auslaufen.

Historische Nachbauten zeigen Seefahrergeschichte

Nach einem Jahr in der Werft nahm die „Sagres II“ aus Portugal wieder Kurs auf Bremerhaven. Die Bark gilt als Sinnbild der Seefahrergeschichte des Landes und ist das älteste Schiff der portugiesischen Marine. Ebenfalls historisch ist das norwegische Holzschiff „Anna af Sand“, das mit 171 Jahren eines der ältesten aktiven Segelschiffe weltweit ist.

Auch Nachbauten von historischen Schiffen legen im Hafen an, etwa die „Nao Santa Maria“ als Nachbau des Schiffes von Seefahrer Christoph Kolumbus oder die portugiesische Karavelle „Vera Cruz“, mit dessen Vorbild Seefahrer im 15. Jahrhundert einen Seeweg nach Indien erkundeten.

Segeltörns, Open Ship und Konzerte

Fast alle Schiffe können besichtigt werden, Interessierte können mit den Seglern ins Gespräch kommen und bei einem Törn selbst in See stechen. Am Eröffnungsabend erstrahlen bunte Lichter und Laser am Himmel über Bremerhaven, am Samstagabend steigen mehr als 300 Drohnen in die Luft und ein Höhenfeuerwerk leuchtet über der Weser.

Besucherinnen und Besucher können im Hafen bummeln, sich mit Streetfood verköstigen und Konzerten auf sieben Bühnen lauschen. Popsänger Johannes Oerding, der irische Sänger Ronan Keating und die Gruppe No Angels sollen unter anderem auftreten.

Ein Windjammer-Treffen im Schatten der Weltpolitik

Bundespräsident Steinmeier würdigte die „Sail“ als ein Treffen Dutzender Nationen. „Ich bin dankbar für diese friedliche, freundliche Begegnung – in einer Zeit, in der Krisen und Konflikte weltweit wachsen, in der Russland mitten in Europa das Völkerrecht bricht, in solchen Zeiten ist das Miteinander von Seeleuten aus aller Welt auch eine Botschaft.“

Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz bedauerte, dass dieses Mal keine russischen Schiffe an der „Sail“ teilnehmen. „Das wäre auch, glaube ich, nicht angesagt“, sagte der SPD-Politiker. Er freue sich jedoch auf die Zeit, wenn auch wieder Traditionsschiffe aus Russland nach Bremerhaven kommen. „Weil das dann auch ein eindeutiges Signal wäre, dass wir wieder mehr Frieden in Europa haben.“ Vielleicht schon bei der nächsten „Sail“ im Jahr 2030.