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Drei Jahre nach der Katastrophe liegt der Abschlussbericht vor Piloten des Todesflugs AF 447 waren überfordert

06.07.2012, 03:23

Der Flugzeugabsturz über dem Atlantik forderte 228 Menschenleben - die Ermittler empfehlen bessere Pilotenschulungen.

Paris (dpa) l Die Air-France-Flugzeugkatastrophe am Pfingstmontag 2009 wurde nach dem abschließenden Expertengutachten maßgeblich durch Pilotenfehler verursacht. Wie die Unfallermittler gestern mitteilten, war die Crew nach einer Vereisung der Sonden zur Geschwindigkeitsmessung mit der grundsätzlich beherrschbaren Situation überfordert. Sie habe im Cockpit der Airbus-Maschine komplett die Kontrolle verloren, heißt es im Gutachten. Die Maschine vom Typ Airbus A330-200 stürzte daraufhin ins Meer. Alle 228 Menschen an Bord kamen ums Leben, unter ihnen 28 Deutsche. Sie waren auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris.

In ihren Abschlussempfehlungen schlagen die Ermittler eine bessere Pilotenschulung, aber auch Verbesserungen an den Anzeigen im Cockpit vor. Die vereisungsanfälligen Sonden des Herstellers Thales waren bereits kurz nach dem Absturz in einer Unwetterzone aus dem Verkehr gezogen worden.

BEA-Chef Jean-Paul Troadec betonte bei der Vorstellung des Gutachtens, dass seine Behörde nicht die Aufgabe gehabt habe, die Verantwortlichen zu benennen. Dies sei Sache der Justiz. Eine französische Untersuchungsrichterin ermittelt bereits seit langem in dem Fall, sie hat allerdings noch kein Anklageverfahren eingeleitet.

In ihrem Bericht wollten sich die Ermittler nicht konkret dazu äußern, ob die Fehler der Piloten auf unzureichende Schulung oder Fahrlässigkeit zurückzuführen waren. Air France wies jegliche Schuldzuweisung in Richtung des Unternehmens oder der Piloten zurück. Die Crew habe in einer außergewöhnlichen Situation ihre Aufgaben bis zum Schluss erfüllt, hieß es. Äußere Umstände wie das Alarmverhalten der Instrumente hätten eine bessere Reaktion verhindert.

Bei den Ermittlungen zur Absturzursache stützten sich die Experten der Luftfahrtermittlungsbehörde (BEA) vor allem auf die Auswertung der Flugdatenschreiber. Sie waren im Frühjahr des vergangenen Jahres nach mehreren vergeblichen Suchaktionen aus rund 4000 Metern Tiefe geborgen worden. Der Flugdatenschreiber registrierte zahlreiche Parameter wie Höhe und Neigungswinkel der Maschine sowie Triebwerkseinstellungen.

Die deutsche Hinterbliebenenvereinigung Hiop AF 447 äußerte dagegen Zweifel an der Unabhängigkeit der Experten. Seiner Meinung nach sei es der BEA darum gegangen, die Luftfahrtindustrie nicht allzu sehr zu belasten, sagte Vorsitzender Bernd Gans.