Flüge gestrichen Politik will nach Münchner Drohnensichtung strengere Regeln
Nächtliche Aufregung am Münchner Flughafen: Menschen berichten von einer Drohne am Himmel, Flüge fallen aus, Passagiere schlafen auf Feldbetten. Die Politik reagiert mit Plänen für strengere Gesetze.

München - Nach der Sichtung von Drohnen am Münchner Flughafen läuft die Suche nach möglichen Piloten und deren Motiven auf Hochtouren. Parallel will die Politik ihre Linie im Kampf gegen die unbemannten Fluggeräte verschärfen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) stellte ein Zusammenhang mit einer möglichen Bedrohung von außen her und sagte: „Wir sind nicht mehr ganz so im Frieden, wie wir waren.“
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt will die Bundeswehr im Zuge von Amtshilfe am Kampf gegen Drohnen beteiligen. Bisher ist das Sache der Polizei von Bund und Ländern. Dazu will Dobrindt schon bald einen Entwurf für ein neues Luftsicherheitsgesetz vorlegen. „Wir befinden uns in einem Wettlauf zwischen Drohnen-Bedrohung und Drohnen-Abwehr“, sagte der CSU-Politiker. Diesen gelte es zu gewinnen.
Auch Unions-Fraktionschef Jens Spahn (CDU) hatte schon vor dem aktuellen Vorfall in einem Gespräch mit der Mediengruppe Bayern den sofortigen Aufbau einer funktionierenden Drohnen-Abwehr verlangt.
Bayern will Befugnisse der Landespolizei erweitern
Unabhängig davon will Bayern nachsteuern, wie Landesinnenminister Joachim Herrmann (CSU) erläuterte. Damit soll ermöglicht werden, dass die bayerische Landespolizei im Zweifelsfall auch Drohnen abschießen dürfe. „Wir wollen die rechtlichen Möglichkeiten der bayerischen Polizei deutlich erweitern, damit sie sofort und effektiv gegen Drohnen vorgehen kann. Das bedeutet auch, dass die Polizei bei akuter Gefahr Drohnen sofort abschießen darf.“
Drohnen unbekannter Herkunft haben am Donnerstagabend und in der Nacht zum Freitag den Flugbetrieb am zweitgrößten deutschen Flughafen in München empfindlich gestört. Zahlreiche Flüge fielen aus oder mussten auf benachbarte Flughäfen wie Nürnberg oder Stuttgart umgeleitet werden. Rund 3.000 Passagiere waren davon betroffen. Hunderte Menschen mussten die Nacht auf in den Terminals aufgestellten Feldbetten verbringen. Andere wurden in Hotels gebracht.
Am frühen Morgen wurde der Flugbetrieb wieder aufgenommen, wie die Bundespolizei informierte. Der Betrieb normalisierte sich im Laufe des Tages. Einige Flüge, etwa der deutschen Fluggesellschaft Lufthansa, die am späten Abend ausgefallen waren, wurden tagsüber nachgeholt.
Auch über einem Bundeswehr-Gelände in Erding bei München - ganz in der Nähe des Flughafens - sei eine Drohne gesehen worden, bestätigte eine Sprecherin des operativen Führungskommandos der Bundeswehr. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung berichtet. Der Vorfall werde wie auch andere Drohnenüberflüge über militärische Einrichtungen sehr ernst genommen. Unklar war, ob es einen Zusammenhang mit den Drohnen am Airport gab.
Warum Drohnen am Flughafen so gefährlich sind
Drohnen, auch unbewaffnete, stellen eine potenzielle Gefahr für Flugzeuge dar, speziell während Start und Landung. Die US-Luftfahrbehörde FAA fand in einer Studie heraus, dass ein Zusammenstoß mit einer Drohne größere Schäden an Flugzeugen verursacht als die Kollision mit einem gleich großen Vogel. Vogelschlag gilt seit langer Zeit als eines der großen Risiken in der Luftfahrt. Sowohl Vögel als auch Drohnen können in die Triebwerke geraten und diese stören, aber auch Schäden an Cockpitscheiben oder an Tragflächen verursachen, die zu erheblichen Sicherheitsrisiken, schlimmstenfalls sogar zu Abstürzen führen können.
32 Flüge betroffen
Nach Angaben der Bundespolizei hatten mehrere Menschen am Abend von einer Drohne in der Nähe des Flughafens von München berichtet. Auch Polizeibeamte hätten die Flugobjekte sehen können. Später habe es auch Sichtungen über dem Flughafengelände gegeben. Um wie viele Drohnen es sich handelte, war zunächst unklar. Unklar blieb auch, wer für den Vorfall verantwortlich sein könnte.
Die Deutsche Flugsicherung habe daraufhin am späten Abend die Start- und Landebahnen gesperrt, hieß es. Die Beamten der Landes- und Bundespolizei hätten das Gelände überwacht und nach Flugobjekten sowie Verdächtigen abgesucht – ohne Erfolg. Auch ein Polizeihubschrauber war nach Angaben Dobrindts im Einsatz.
Insgesamt fielen nach Angaben des Betreibers am Donnerstagabend 17 Flüge aus. Ein Passagier sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass das Flugzeug schon auf der Startbahn gewesen sei, dann aber wieder zurück zum Terminal gerollt sei. Ab etwa 22.15 Uhr waren auch Landungen nicht mehr möglich: 15 Flüge seien stattdessen nach Stuttgart, Nürnberg, Wien und Frankfurt umgeleitet worden, wie der Betreiber auf der Internetseite des Flughafens schrieb. Am Münchner Flughafen gilt ein Nachtflugverbot für den regulären Passagierverkehr zwischen Mitternacht und 5.00 Uhr morgens.
Drohne über dem Oktoberfest
Bis Sonntag läuft noch das Münchner Oktoberfest. Das größte Volksfest der Welt zieht jährlich mehrere Millionen Besucherinnen und Besucher aus anderen Städten und Ländern an. Am Donnerstagabend wurde nach Angaben der Münchner Polizei auch über dem Festgelände eine Drohne gesichtet. Verantwortlich sei ein Mann aus Georgien gewesen. Die Speicherkarte der Drohne sei sichergestellt worden, der Mann sei gegen eine Sicherheitsleistung wieder auf freien Fuß gesetzt worden.
Drohnensichtungen vergangene Woche in Schleswig-Holstein
Erst vergangene Woche waren über Schleswig-Holstein Drohnen gesichtet worden. Die Behörden prüfen den Verdacht, wonach Drohnen über kritische Infrastruktur geflogen sind, unter anderem über ein Kraftwerk in Kiel. Die Staatsanwaltschaft Flensburg leitete in der Nacht zum Freitag ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt ein. Wegen der teilweise im Verbund erfolgten Drohnenüberflüge liege der Anfangsverdacht einer Straftat des „sicherheitsgefährdenden Abbildens“ vor.
Mehrfach hatten Drohnen in der vergangenen Woche auch den Luftverkehr in Dänemark gestört und für Verunsicherung und Chaos gesorgt.
Zahl der Störungen mit Drohnen stark gestiegen
Störungen mit Drohnen an den Flughäfen hierzulande haben nach Angaben der Deutschen Flugsicherung deutlich zugenommen. Vor gut einer Woche hatte das Unternehmen, das zu 100 Prozent dem Bund gehört, mitgeteilt, im laufenden Jahr 2025 seien bis Ende August bereits 144 Behinderungen durch Drohnen registriert worden. Allein in München hatte es bis August 6 Sichtungen gegeben, am Frankfurter Flughafen 35. Im Vorjahr seien es im selben Zeitraum bundesweit 113 Vorkommnisse gewesen, im Jahr 2023 nur 99.