Mordprozess Pflegebedürftige Ehefrau getötet: 72-Jähriger schweigt
Nach einem Schlaganfall war seine Frau halbseitig gelähmt. Er betreute sie. Bis er sich überfordert fühlte und die 59-Jährige umgebracht haben soll. Zwei Tage später rief er die Polizei und gestand.

Berlin - Weil er sich mit ihrer Pflege überfordert gefühlt hat, soll ein 72-Jähriger seine halbseitig gelähmte Frau getötet haben. Knapp sechs Monate nach dem mutmaßlichen Verbrechen steht der Rentner wegen Mordes vor dem Berliner Landgericht. Er soll die 59-Jährige in ein Nebenzimmer der gemeinsamen Wohnung in Berlin-Hellersdorf gelockt und dort zunächst mit einem Hammer auf den Kopf der Frau eingeschlagen haben. Weil sie noch geatmet habe, habe er sie anschließend mit einem Kabel gedrosselt und dann mit einem Messer auf sie eingestochen, heißt es in der Anklage. Die Verteidigerin erklärte zu Prozessbeginn am Mittwoch, ihr Mandant „möchte auf ausdrücklichen Wunsch schweigen“.
Im Rollstuhl wurde der deutsche Rentner nun aus der Haft vorgeführt. Die Anklage lautet auf heimtückischen Mord. Er habe die seit November 2022 nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmte Frau am 29. Dezember 2023 unter dem Vorwand, sie solle am angekippten Fenster frische Luft schnappen, in ein Nebenzimmer gelockt. Dort habe er die arglose Frau mit bereitgelegten Tatwerkzeugen unmittelbar angegriffen. „Er fühlte sich mit der Betreuung seiner pflegebedürftigen Frau überfordert“, sagte die Staatsanwältin. 13 Mal soll er mit einem Hammer zugeschlagen und 18 Mal mit einem Messer zugestochen haben. Die 59-Jährige starb an einem Schädel-Hirn-Trauma mit Schädelbruch sowie den Folgen der Stichverletzungen.
Der Senior hatte sich nach den Ermittlungen weitestgehend allein um seine Frau und den gemeinsamen Haushalt gekümmert. Ein Pflegedienst habe teilweise unterstützt. Zwei Tage nach dem Tod der Frau hatte sich der 72-Jährige über den Notruf bei der Polizei gemeldet. Laut Protokoll erklärte er: „Ich möchte einen Mord gestehen.“ Als kurz darauf Einsatzkräfte in die Wohnung in die Neue Grottkauer Straße gekommen seien, habe er „ruhig und freundlich“ geöffnet, sagte eine Polizeibeamtin im Prozess. Eine gepackte Tasche habe im Wohnzimmer gestanden - „mit Pantoffeln, Kleidung, Kosmetiktasche“.
Ein 36 Jahre alter Polizist sagte, er habe bei dem Rentner „keine Trauer gesehen und keine Freude“. Ruhig habe der Mann auch davon gesprochen, dass er „genervt“ gewesen sei, es nicht mehr ausgehalten habe. Der Prozess gegen den 72-Jährigen, der sich derzeit im Haftkrankenhaus befindet, wird am 21. Juni fortgesetzt.