Prozess gegen Autofahrer Radfahrerin bei Flucht erfasst – sechs Jahre Haft
Ein Autofahrer rast durch schmale Straßen, um Polizisten abzuschütteln. Bis eine Radfahrerin schwer verletzt wird. Der Fahrer ist ohne Führerschein unterwegs. Die Frau überlebt - aber nur knapp.
Berlin (dpa/bb) - Nach einem schweren Unfall auf der Flucht vor einer Polizeikontrolle ist ein Autofahrer zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Das Berliner Landgericht sprach den 31-Jährigen, der eine damals 67 Jahre alte Radfahrerin erfasst hatte, unter anderem des versuchten Totschlags, eines verbotenen Kraftfahrzeugrennens und der Gefährdung des Straßenverkehrs schuldig.
Der Angeklagte sei mit hohem Tempo und „ohne Rücksicht auf Verluste“ durch schmale Straßen gefahren - „nur darauf bedacht, nicht aus der Kurve zu fliegen“, sagte der Vorsitzende Richter. Mögliche tödliche Folgen habe der 31-Jährige billigend in Kauf genommen. Zudem erging eine Führerscheinsperre von vier Jahren.
Der aus Serbien stammende Angeklagte war ohne gültige Fahrerlaubnis unterwegs, als er laut Ermittlungen am Nachmittag des 4. Mai 2022 zunächst vor einer Verkehrskontrolle in Falkensee (Havelland) mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Spandau geflohen sei. Obwohl er per Signal am Einsatzfahrzeug zum Anhalten aufgefordert worden sei, habe er seine Fahrt fortgesetzt.
„Wer so fährt, setzt ein Auto als Waffe ein“
Unter Einsatz von Blaulicht und Martinshorn hatten zwei Brandenburger Polizisten die Verfolgung aufgenommen. Es sei ihnen allerdings nicht gelungen, zu dem Angeklagten aufzuschließen. Dieser habe auf einem Weg mit zulässiger Höchstgeschwindigkeit von Tempo 30 fortlaufend beschleunigt bis zu einer Geschwindigkeit von rund 80 Kilometern pro Stunde. „Wer so fährt, setzt ein Auto als lebensbedrohliche Waffe ein“, hieß es weiter im Urteil.
Als der 31-Jährige rasant auf den Finkenkruger Weg in Spandau einbog, erfasste er die vorfahrtsberechtigte Radfahrerin. Mit schweren Kopfverletzungen und mehreren Frakturen kam die inzwischen 69-Jährige in ein Krankenhaus. Mehrere Wochen sei sie im Krankenhaus behandelt worden, sagte die Frau im Prozess. „Ich war dann lange auf einen Rollator angewiesen.“ Sie sei noch immer in Behandlung.
Der Angeklagte wurde im Juli 2023 festgenommen und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Er habe „niemanden verletzen wollen“, erklärte der 31-Jährige und bat um Entschuldigung „für diesen groben Fehler“. Die Staatsanwaltschaft hatte auf eine Strafe von zehn Jahren und zehn Monaten Haft unter anderem wegen versuchten Mordes gefordert. Die Verteidiger plädierten auf einen Schuldspruch wegen fahrlässiger Körperverletzung und eine Bewährungsstrafe. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.