1. Startseite
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Getränkehersteller: Red Bull plant Dosen-Werk und entfacht neuen Wasser-Streit

Getränkehersteller Red Bull plant Dosen-Werk und entfacht neuen Wasser-Streit

Red Bull will im Süden Brandenburgs ein Dosen-Werk bauen - und trifft auf Protest. Das Millionenprojekt entfacht einen neuen Wasser-Streit - nach dem Zoff bei Tesla.

Von Monika Wendel, dpa 05.11.2025, 07:00
Die Getränkehersteller Red Bull und Rauch wollen im brandenburgischen Baruth/Mark die Produktion ausweiten. Für ein neues Dosen-Werk für Red Bull-Getränke sollen 17 Hektar Wald gerodet werden.
Die Getränkehersteller Red Bull und Rauch wollen im brandenburgischen Baruth/Mark die Produktion ausweiten. Für ein neues Dosen-Werk für Red Bull-Getränke sollen 17 Hektar Wald gerodet werden. Patrick Pleul/dpa

Baruth/Mark - Die Landesregierung feierte die Übernahme als Erfolgsgeschichte: Die österreichischen Unternehmen Red Bull und Rauch kauften 2023 den auf der Kippe stehende Getränkeabfüller Urstromquelle im brandenburgischen Baruth/Mark. Doch die Pläne sind umstritten. Gegner fordern: „Unser Wasser gehört uns - Stoppt Red Bull in Brandenburg.“ Ein Streit ums Wasser begleitete schon die Ansiedlung des E-Autobauers Tesla in Grünheide. In Baruth kündigte die Protest-Initiative nun an, eine Klage zu prüfen. 

Neues Werk für Aluminiumdosen geplant 

Die Unternehmen Rauch und Red Bull wollen ihre Getränke-Produktion rund 50 Kilometer südlich von Berlin ausbauen und ein eigenes Dosen-Werk für die Wachmacher errichten. Peter Ilk, der parteilose Bürgermeister der Kleinstadt in einem ehemaligen eiszeitlichen Urstromtal, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Jetzt steht ein bekannter Name am Hoftor und alle regen sich auf.“ Er sei stolz darauf, dass die Arbeitsplätze gesichert werden konnten. 

Bürgerinitiative befürchten Wasserknappheit 

Eine Bürgerinitiative befürchtet, dass die Wasserknappheit im trockenen Süden Brandenburgs durch die Wasserförderung für die Getränkeindustrie zunimmt. Die Gruppe startete eine Protest-Petition. Auch eine Klage einer Privatperson ist vor Monaten beim Verwaltungsgericht Potsdam eingegangen, um Auskunft über die vereinbarte Wasser-Fördermenge und den Preis zu erhalten. 

Der Fruchtsäfte-Hersteller Rauch und Red Bull sprechen von einem geplanten Produktions-Campus und einer Investition in dreistelliger Millionenhöhe. Die Baugenehmigung dafür steht noch aus. 

Baustart soll 2026 erfolgen 

Projektkoordinator Björn Hofbauer sagte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur: „Ich bin zuversichtlich, dass wir demnächst die nächsten Schritte machen können.“ Ab Mitte 2026 sei der Baubeginn für das Aluminiumdosen-Werk geplant. Die Zahl der Mitarbeiter - derzeit seien es 240 - solle künftig auf rund 600 steigen. 

Streit um den Wasserverbrauch 

Den anhaltenden Protest können die Unternehmen nicht nachvollziehen. „Künftig wird nicht mehr Wasser verbraucht als zuvor bei der Brandenburger Urstromquelle“, versicherte Projektkoordinator Hofbauer. Es dürften pro Tag insgesamt 7.000 Kubikmeter Wasser entnommen werden - je nach Bedarf 500 für die Bevölkerung und bis zu 6.500 für das Werk. 

„Wir bleiben innerhalb der genehmigten Entnahmemenge und werden sie unterschreiten. Durch neue Produktionsprozesse sind wir effizienter und vermeiden zusätzlichen Frischwasserbedarf“, so Hofbauer. Wie viel Wasser derzeit entnommen wird, soll nicht offengelegt werden. 

Bürgermeister: Geförderte Wassermengen werden nicht erhöht 

„Die Verträge sind bilaterale Verträge zwischen zwei Vertragsparteien und insofern werden vertrauliche Informationen nicht öffentlich gemacht“, sagte Ilk, der seit mehr als 20 Jahren Bürgermeister in Baruth mit rund 4.200 Einwohnern ist. „Die Verträge sind mehrheitlich durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossen worden. Die vereinbarten Wassermengen sind seit Jahren stabil und werden nicht erhöht.“ Die Versorgung der Bevölkerung habe außerdem immer Vorrang. 

„Mächtiger Wasserstrom fließt in das Urstromtal“ 

Ein erhöhtes Risiko der Wasserknappheit und eine Austrocknung der Wälder sieht der Bürgermeister nicht. „Von den Hängen des Niederen Fläming fließt ein mächtiger unterirdischer Wasserstrom in das Urstromtal, welchen wir über den 2. Grundwasserleiter für die Versorgung der Bevölkerung und der Industrie nutzen“, teilte Ilk auf Anfrage mit. Das Wasser wird sozusagen aus tieferen Schichten unterhalb des oberflächennahen Grundwasservorkommens entnommen - laut Projektkoordinator Hofbauer aus einer Tiefe von mehr als 50 Metern. 

Initiative prüft rechtliche Schritte 

Die Initiative „Ressourcenbündnis Baruth“ will das Verfahren rund um Red Bull jetzt aber juristisch prüfen lassen und ist skeptisch, ob Umweltbelange ausreichend berücksichtigt wurden. Die Industrieanlagen liegen im Wasserschutzgebiet. Mehr als 25.000 Unterschriften für eine Petition gegen die Erweiterungspläne sind zusammengekommen. Die Protestgruppe fragt im Internet: „Was geschieht in Dürrezeiten?“ und fordert ein neues hydrologisches Gutachten. 

Wasser und Waldrodung löste auch bei Tesla Streit aus 

Das Bündnis beklagt, dass Red Bull etwa 2,4 Millionen Kubikmeter Wasser jährlich nutzen dürfe. Für den Autobauer Tesla in Grünheide war laut Umweltbericht des Unternehmens vertraglich geregelt, dass jährlich maximal 1,8 Millionen Kubikmeter (Stand 2024) entnommen werden können. Für den Bau des geplanten Werks für Red-Bull-Dosen müssen zudem rund 17 Hektar Kiefernforst gerodet werden. Bei Tesla hatten Umweltaktivisten einen Wald monatelang besetzt, um gegen die Abholzung zu protestieren.