„Sterben in Karl-Marx-Stadt“ Konzert vor Theater-Brache: Kraftklub gegen Kulturkürzungen
Ein ominöser Schriftzug sorgte in Chemnitz tagelang für Spekulationen. Er entpuppte sich nun als Titel des neuen Kraftklub-Albums. Bei einem Überraschungskonzert hatte die Band eine weitere Botschaft.

Chemnitz - Bei einem Überraschungskonzert in der Kulturhauptstadt Chemnitz hat die Band Kraftklub Einsparungen im Kultur- und Sozialbereich scharf kritisiert. Für ihren Auftritt hatten die Musiker ein Areal vor dem Schauspielhaus gewählt, das derzeit geschlossen ist. Die Sanierung liegt wegen einer Kostenexplosion auf Eis. Um auf diese Misere gerade im Kulturhauptstadtjahr aufmerksam zu machen, hatten Aktivisten das Gebäude jüngst besetzt.
Die Band solidarisierte sich mit der Aktion. „Es ist ein geschichtsträchtiger Ort“, sagte Frontmann Felix Kummer. Die Situation des Schauspielhauses stehe sinnbildlich dafür, dass der Rotstift stets vor allem bei Kultur, sozialer Arbeit und Jugendarbeit angesetzt werde. Manche Kommunalpolitiker hätten ein Interesse daran, dass Rückzugsorte für alternative Jugendliche verschwänden. „Da haben wir keinen Bock drauf.“ Im Anschluss spielte die Band ihren Hit „Schüsse in die Luft“.
Album „Sterben in Karl-Marx-Stadt“ erscheint im Herbst
Mit dem Konzert hat die Band ihr neues Album „Sterben in Karl-Marx-Stadt“ angekündigt. Es soll in einem halben Jahr erscheinen - am 28. November. 2026 wollen die Musiker dann auf Tour gehen. Start ist am 3. März in Schwerin, in Sachsen sind die Chemnitzer am 27. Juni 2026 im Dresdner Rudolf-Harbig Stadion zu erleben.
Vor schätzungsweise einigen Tausend Zuschauern gab die Band in ihrer Heimatstadt einen Vorgeschmack auf das, was die Fans erwartet. Auf Instagram hatten sie vor wenigen Tagen einen Clip veröffentlicht mit der Liedzeile „Ich singe schief in jedem Chor“. Den Song gaben sie nun erstmals live zum Besten. Kummer sprach von einer „Weltpremiere“. Die Fans zeigten sich bereits textsicher.
Dem Konzert war ein Rätselraten vorausgegangen. Erst prangte der Schriftzug „Sterben in Karl-Marx-Stadt“ mit einem Countdown an der Stadthalle. Was es damit auf sich hatte, war zunächst nicht zu erfahren. Mehr und mehr verdichteten sich dann die Hinweise, dass es sich um eine Aktion der Band handelt.
Kraftklub ist als sehr politische Band bekannt, die sich klar gegen Rechts engagiert. So etwa als es im Spätsommer 2018 in Chemnitz Ausschreitungen von Rechtsextremen gab. Ihr letztes Album „Kargo“ wurde 2022 veröffentlicht. Die Musiker haben schon früher mit Überraschungskonzerten für Aufsehen gesorgt. So spielten sie 2012 spontan auf dem Dach der Chemnitzer Stadthalle oder 2022 auf dem Güterbahnhof in Halle.