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Kriminalität Schüsse im Streit um Lohn: Angeklagter spricht von Notwehr

Als es keinen Lohn gibt, wollen ein Kraftfahrer und sein Sohn die Sache klären. Im Büro des Unternehmens aber eskaliert die Situation.

Von dpa 17.09.2025, 14:46
Ein Firmeninhaber steht nach Schüssen auf einen 23-Jährigen in einem Streit um Lohn vor Gericht. (Foto Illustration)
Ein Firmeninhaber steht nach Schüssen auf einen 23-Jährigen in einem Streit um Lohn vor Gericht. (Foto Illustration) Jens Kalaene/dpa

Berlin - Nach Schüssen auf einen 23-Jährigen muss sich ein Unternehmer am Berliner Landgericht verantworten. Bei einem Streit um Lohn soll der 49-Jährige in seinem Büro eine Pistole gezogen haben. Der 23-Jährige sei durch vier Kugeln getroffen und lebensgefährlich verletzt worden. Sein rechter Arm sei bis heute weitgehend gelähmt, heißt es in der Anklage. Der Chef erklärte zu Prozessbeginn, Ziel sei es gewesen, „einen Angriff gegen mich abzuwehren“.

Die Staatsanwaltschaft legt dem 49-Jährigen gefährliche und schwere Körperverletzung zur Last. Zudem ist er wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz angeklagt. Kurz vor dem Geschehen am 18. Oktober 2023 in Berlin-Weißensee habe er eine Pistole sowie ein Magazin mit 15 Patronen, für die er keine Erlaubnis besessen habe, aus einem Versteck genommen und bei sich getragen – in Erwartung eines Mitarbeiters, der sich mit einem seiner Söhne auf den Weg gemacht hatte.

„Es ging um ein paar Hundert Euro“

Den Ermittlungen zufolge soll der Chef einem als Fahrer beschäftigten 53-Jährigen keinen Lohn gezahlt haben, weil er ihn für einen Verkehrsunfall mit einem Firmenfahrzeug verantwortlich gemacht habe. Der 53-Jährige sei mit seinem 23-jährigen Sohn im Büro erschienen, um den Chef zur Rede zu stellen. Nach einem kurzen Wortwechsel soll dieser dann aus kurzer Entfernung mehrere Schüsse auf den jungen Mann gefeuert haben. 

Der Angeklagte, ein türkischer Staatsangehöriger, erklärte über seine Verteidiger, kurz vor dem Zusammentreffen sei er bereits am Telefon bedroht worden. Er und sein früherer Mitarbeiter hätten sich gegenseitig beschimpft. Danach habe er sich besonnen und dem 53-Jährigen das Geld zahlen wollen. Es sei „um ein paar Hundert Euro“ gegangen. Wegen der Drohungen habe er aber die Waffe eingesteckt.

Als Vater und Sohn im Büro erschienen, habe er die Pistole zur Decke gehalten, so der Chef weiter. Sie hätten sich allerdings nicht beeindrucken lassen - „der Sohn kam auf mich zu, schlug mir ins Gesicht“. Er habe dem jungen Mann dann ins Bein schießen wollen. „In einem Kampf fielen weitere Schüsse“, so der Angeklagte. Er habe danach die Polizei gerufen.

Der 53-Jährige sagte als erster Zeuge, er habe „nur gefordert, was uns zustand“. Der Chef aber habe gesagt, es gebe kein Geld, sie hätten „sowieso illegal gearbeitet“. Als sie ins Büro kamen, sei er mit einer Waffe auf sie zugekommen - „mein Sohn warf sich vor mich, er schoss“. 

Der Firmenchef wurde nach der Tat festgenommen und befand sich bis Anfang Januar 2024 in Untersuchungshaft. Seitdem ist der Familienvater auf freiem Fuß. Der Prozess wird am 22. September fortgesetzt.