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Bauwerke „Schwarzbuch“: Stiftung beklagt Denkmal-Verlust

Erstmals stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ein „Schwarzbuch“ vor, in dem sie Verluste historisch wertvoller Bauten ankreidet - auch Thüringer Beispiele finden Erwähnung.

Von dpa 19.08.2025, 13:30
Als Teilverlust führt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz in ihrem „Schwarzbuch der Denkmalpflege“ für Thüringen auch den Neutorturm in Arnstadt auf - ein Feuer hatte unter anderem den Dachstuhl des historischen Turms 2024 weitgehend zerstört. (Archivbild)
Als Teilverlust führt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz in ihrem „Schwarzbuch der Denkmalpflege“ für Thüringen auch den Neutorturm in Arnstadt auf - ein Feuer hatte unter anderem den Dachstuhl des historischen Turms 2024 weitgehend zerstört. (Archivbild) Christopher Kissmann/dpa

Berlin/Erfurt - Es geht um bauliche Zeugen einer früheren Zeit, die zu verschwinden drohen, oder schon verschwunden sind: Mit vier Einträgen ist Thüringen im nun erschienenen „Schwarzbuch der Denkmalpflege“ vertreten. Darin beklagt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz den Abriss historisch bedeutsamer Gebäude. Allein 2023 und 2024 sollen deutschlandweit demnach mindestens 900 Denkmale verloren gegangen sein.

Bedeutendes Haus zur Kur-Geschichte verloren

Zu den Denkmälern, die in den vergangenen zwei Jahren in Thüringen verloren oder teilweise verloren gingen, zählt die Stiftung demnach das bereits abgerissene sogenannte Knoth-Haus in Suhl, sowie den in Teilen durch ein Feuer 2024 zerstörten Neutorturm in Arnstadt. Einen ausführlichen Beitrag widmet die Stiftung in dem Bericht dem Perthes-Haus in Friedrichroda.

2024 wurde das denkmalgeschützte Haus abgerissen. Dort wohnte einst der bekannte Buchhändler und Verleger Friedrich Christoph Perthes, der 1837 von Gotha nach Friedrichroda kam, um sich von einer Erkrankung zu erholen. „Sein Aufenthalt war die Initialzündung für die Entwicklung des Ortes zum Kurort, was die Gemeinde bis heute prägt“, heißt es im Bericht. Nach langem Leerstand und jahrelanger Vernachlässigung wäre eine Instandsetzung teuer geworden und das Haus sei schließlich abgerissen worden. Dieser Verlust zeige beispielhaft, was passiert, wenn viel zu viel Zeit verstreicht, bis etwas zum Erhalt getan werde, heißt es im „Schwarzbuch“.

Abriss des Alten Golfhotels steht noch aus

Noch als „gefährdet“ stuft die Auflistung der Stiftung das Alte Golfhotel Oberhof ein - dessen Schicksal ist inzwischen allerdings auch besiegelt: Das 1912 erbaute Gebäude an der Schuderbachswiese darf abgerissen werden. Das Landratsamt Schmalkalden-Meiningen als zuständige untere Denkmalschutzbehörde hat eine entsprechende Genehmigung erteilt. Auch das Landratsamt verwies auf gravierende bauliche Schäden infolge jahrelanger Vernachlässigung. Ein substanzschonender Erhalt sei von Fachleuten als nicht mehr vertretbar eingeschätzt worden.

Stiftung fordert bessere Ausbildung für Behördenmitarbeiter

Generell verweist die Stiftung darauf, dass Denkmalschutz als starr und teuer gelte. Häufig würden Kosten für den Erhalt geschützter Gebäude zu hoch angesetzt, Kosten für Ersatzbauten hingegen zu niedrig. Um Denkmale besser zu schützen, fordert die Stiftung eine bundesweite Erfassung des Bestands und eine bessere Ausbildung für Mitarbeiter in den zuständigen Behörden. Abrissvorhaben und die Streichung aus Denkmallisten sollten zudem rechtzeitig öffentlich gemacht werden.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist nach eigenen Angaben die größte private Initiative für Denkmalschutz in Deutschland. Die Stiftung finanziert ihre Arbeit vor allem durch private Zuwendungen und Spenden.