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Atomkraft Sorge um Pläne für neues Atomkraftwerk in Tschechien

Anders als Deutschland setzt Tschechien auf Atomenergie und will in Grenznähe neue Anlagen bauen. Das stößt in Sachsen auf Ablehnung. Die Grünen vermissen aber eine klare Stellungnahme der Regierung.

Von dpa 24.07.2025, 13:50
Tschechien setzt weiter auf Atomkraft und will nahe der Grenze zu Sachsen neue Anlagen bauen (Archivbild)
Tschechien setzt weiter auf Atomkraft und will nahe der Grenze zu Sachsen neue Anlagen bauen (Archivbild) Michael Heitmann/dpa

Chemnitz/Dresden - Die Pläne zum Bau eines Atomkraftwerks in Tschechien nahe der Grenze stoßen in Sachsen auf Ablehnung. Doch vermissen die Grünen eine klare Stellungnahme der Landesregierung. Sie sehe sich scheinbar „nur als interessierter Beobachter“, kritisierte der energiepolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Thomas Löser. Es brauche deutliche Aussagen zu den Risiken. „Ein Kernkraftwerk vor unserer Haustür ist kein spannendes Experiment, sondern ein erheblicher Risikofaktor für Mensch und Natur.“

Tschechien hatte im Mai über Pläne für ein sogenanntes SMR-Kernkraftwerk informiert. SMR steht für Small Modular Reactor. Das sind Kernreaktoren mit einer reduzierten elektrischen Leistung, die einzeln oder im Verbund mehrerer Einheiten betrieben werden können. Der Bau am Standort in Tušimice bei Chomutov soll 2034 beginnen. 

Klimabündnis: SMR-Technologie ist nicht ausgereift

Das Thema hatte im Juni im Landtag für eine kontroverse Debatte gesorgt. Vertreter von Grünen, Linken und SPD sprachen sich strikt gegen das Vorhaben aus, die AfD outete sich als Anhänger der Kernkraft und würde am liebsten auch in Sachsen Atomkraftwerke errichten. Die CDU warnte vor Alarmstimmung. Denn nach jetziger Planung werde das Kernkraftwerk Tušimice etwa 16 Kilometer von der Grenze entfernt erst ab 2038 Strom liefern, hieß es.

Das Klimabündnis Chemnitz und Umgebung lehnt das Projekt in einem Brief an das tschechische Umweltministerium ab. Dazu werden umwelt- und sicherheitspolitische Bedenken geltend gemacht, und es wird auf mögliche Störfälle, die ungelöste Frage der Endlagerung von Atommüll und weitere Umweltgefahren verwiesen. Hinter dem Bündnis stehen Regionalgruppen von Parents for Future, dem BUND und Greenpeace.

„Nach jetzigem Stand ist die SMR-Technologie nicht ausgereift und anfällig für Störungen“, heißt es in dem Schreiben. Ein atomarer Unfall hätte in einem großen Umkreis gravierende Folgen für Umwelt, Natur und Lebensqualität der Menschen. „Städte wie Annaberg-Buchholz, Marienberg, Seiffen, Olbernhau würden unbewohnbar, käme es zu einer Katastrophe wie Tschernobyl, die Todeszone reichte fast bis Chemnitz.“