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Über 6500 ToteSpanien geht gegen Corona in "Winterschlaf"

Das Coronavirus treibt die Spanier in ein Wechselbad der Gefühle. Bei der Zahl der Todesfällen werden täglich neue, traurige Rekorde erzielt. Aber es gibt Zahlen, die Mut machen. Und ab morgen verschärft Madrid die Gangart gegen das Virus.

29.03.2020, 17:33

Madrid (dpa) - Spanien hat am zweiten Tag in Folge den Tod von mehr als 800 Corona-Patienten binnen 24 Stunden beklagen müssen. Die Zahl der Todesopfer sei um 838 auf mehr als 6500 geklettert, teilte das Gesundheitsministerium mit.

Ein neuer, trauriger Rekord in dem von der Pandemie schwer betroffenen Land. Zur Bekämpfung des Virus verschärft die linke Regierung nun das Ausgangsverbot. Ab Montag gehe die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone in den "Winterschlaf", wie Sprecherin María Jesús Montero sich kurz nach der Billigung der Maßnahme durch den Ministerrat ausdrückte. Eine solche Aktion sei auf der Welt "einzigartig".

Nicht nur die Zahl der Toten nahm am Wochenende deutlich zu. Die Zahl der Infizierten stieg ebenfalls an. Am Sonntag lag sie bereits bei knapp 79.000 - gut 6500 mehr als am Vortag. Besonders betroffen ist die Region um Madrid, in der es bereits mehr als 22.000 Infektionsfälle und mehr als 3000 Tote gab.

Es gibt aber gute Nachrichten: Die Anstiegsraten gehen weiterhin deutlich zurück. Bei den Todeszahlen betrug die Zunahme am Sonntag nur noch knapp 15 Prozent, nach gut 17 Prozent am Samstag. Bei den Infektionszahlen ging der Anstieg im Vergleich zum Vortag sogar um fast vier Prozentpunkte auf neun Prozent zurück. "Das sind ermutigende Daten", kommentierte der Leiter der Behörde für Gesundheitliche Notfälle (CCAES), Fernando Simón. "Alle Indikatoren zeigen eine gute oder sehr gute Entwicklung auf."

Der Experte hob unter anderem hervor, dass bereits knapp 15.000 der in Krankenhäusern behandelten Infizierten inzwischen wieder als gesund entlassen worden seien. Man dürfe im Kampf gegen die Pandemie aber auf keinen Fall nachlassen. Die Intensivstationen seien in sechs Regionen des Landes am Limit, warnte Simón.

Die Staatssekretärin für Verkehr Maria José Rallo hatte auch gute Nachrichten parat und versicherte, das seit dem 15. März und noch mindestens bis zum 11. April geltende strikte Ausgangsverbot werde von der großen Mehrheit der Bürger befolgt. "Das (die Krise) wird bald zu Ende sein", sagte sie mit zuversichtlichem Lächeln.

Nach Italien ist Spanien in Europa vorerst aber weiterhin das Land mit den meisten Corona-Fällen. Ministerpräsident Pedro Sánchez schlug dem Ministerrat daher die Verschärfung der Ausgangssperre vor. Ab Montag und bis zum 9. April müssen alle Arbeitnehmer, die in nicht wesentlichen Sektoren tätig sind, zu Hause bleiben.

Das Gehalt soll den Betroffenen zwar weitergezahlt werden, die nicht geleisteten Stunden sollen diese aber später nachholen. Bisher durften alle Bürger, die nicht Homeoffice machen konnten, zum Arbeitsplatz fahren. Vom auferzwungenen "Winterschlaf" sind vor allem Firmen der Industrie und des Baugewerbes betroffen. Die Verschärfung der Ausgehverbots wurde von einigen Unternehmern und Politikern kritisiert. Arbeitsministerin Yolanda Díaz betonte aber, man habe das Allgemeinwohl im Blick und werde sich nicht unter Druck setzen lassen.