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Weltweite Studie Stadt-Begrünung könnte Zahl der Hitzeopfer deutlich senken

Mit der Erderwärmung steigt die Hitzebelastung - vor allem in Städten. Eine Studie zeigt, wie sehr Menschen von Grünflächen profitieren könnten. Das gilt vor allem für Bewohner zweier Kontinente.

Von dpa 03.05.2025, 06:00
Gleditschien-Bäume sorgen in Innenstädten für Grün wie hier in Leipzig (Archivbild)
Gleditschien-Bäume sorgen in Innenstädten für Grün wie hier in Leipzig (Archivbild) Sebastian Willnow/dpa

Melbourne/London - Mehr Pflanzen in Städten könnten die Zahl der Hitzeopfer deutlich senken. Würde die Vegetation in städtischen Arealen weltweit um 30 Prozent steigen, so würde die Zahl der hitzebedingten Todesfälle einer Studie zufolge um etwa ein Drittel abnehmen. Besonders stark von dem Grün profitieren könnten Stadtbewohner in Süd- und Osteuropa sowie in Süd- und Ostasien, schreibt das internationale Forschungsteam um Yuming Guo von der australischen Monash University im Fachjournal „The Lancet Planetary Health“.

Mit der zunehmenden Erderwärmung steigt das Risiko für hitzebedingte Gesundheitsprobleme - insbesondere für Kinder und Senioren. Stadtbewohner gelten als besonders gefährdet, weil sich Städte tagsüber stärker aufheizen und nachts langsamer auskühlen. Erst kürzlich hatte eine deutsche Studie für Karlsruhe ergeben, dass eine Erhöhung des Baumbestandes um mindestens 30 Prozent dort die jährliche Zahl der extremen Hitzestunden um fast zwei Drittel verringern könnte.

Besonders stark würden Europa und Asien profitieren

In der aktuellen Modellierungsstudie für den Zeitraum von 2001 bis 2019 simulierte das Team, wie sich eine stärkere Begrünung auf mehr als 11.000 städtische Areale weltweit auf die Mortalität ausgewirkt hätte. Die hitzebedingte Sterblichkeit hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem von der Klimazone, dem Grünflächenanteil und demografischen Faktoren wie etwa dem Alter der Menschen. Das Team nutzte Informationen von 830 Orten in 53 Ländern - darunter waren 15 deutsche Städte. Für die Berechnung des Anteils der Vegetation in den Städten nutzte es satellitengestützte Daten.

Den Simulationen zufolge hätte eine Zunahme der Vegetation um 30 Prozent in dem Zeitraum bis zu 1,16 Millionen Leben gerettet - das entspräche knapp 37 Prozent aller hitzebedingten Todesfälle in Städten während des Sommers. Davon wären der Studie zufolge knapp 400.000 auf Europa entfallen und knapp 530.000 auf Asien, im Vergleich zu rund 70.000 in Nordamerika und 36.000 in Afrika.

Begrünung von Dächern und Fassaden als Option

„Diese Resultate zeigen an, dass der Erhalt und die Ausdehnung von Grünflächen mögliche Strategien sein könnten, um die Temperatur zu senken und die gesundheitlichen Folgen von Hitze zu mildern“, sagte Studienleiter Guo. Insgesamt - also weltweit und nicht nur auf Sommer und Städte begrenzt - sterben demnach pro Jahr etwa 500.000 Menschen an Hitze; das entspreche etwa 0,9 Prozent aller Todesfälle, heißt es. 

Dieser Anteil könnte bis Ende des Jahrhunderts - je nach Klimaszenario - deutlich ansteigen. Um dies zu verhindern, empfiehlt das Team vor allem, die Grünflächen in Städten auszudehnen, auch durch eine Begrünung von Dächern und Fassaden.

Hitze-Check für deutsche Städte

Insbesondere Bäume kühlen das Stadtklima im Sommer und haben zudem weiteren Nutzen: Sie spenden Menschen, Tieren und anderen Pflanzen Schatten, kühlen Asphalt und Beton, erhöhen durch Verdunstung die Luftfeuchtigkeit, nehmen Feinstaub auf, mildern Lärm und bieten Lebensraum für viele Tiere wie Vögel und Insekten.

Zur Situation in Deutschland hatte die Deutsche Umwelthilfe im vergangenen Jahr in einem Hitze-Check die Flächenversiegelung und Grünausstattung aller 190 Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern verglichen. Ergebnis: 24 Städte fielen in beiden Kategorien durch, weitere 82 Städte schnitten zumindest in einer Kategorie schlecht ab. Allerdings verteilte die Umwelthilfe auch 84 grüne Karten an Städte mit vergleichsweise wenig Versiegelung und viel kühlendem Grün. 

Besonders schlecht schnitten Städte im Süden Deutschlands ab, etwa Ludwigshafen, Heilbronn, Regensburg und Worms. Als vorbildlich stufte die Umwelthilfe unter anderem Detmold, Ratingen, Potsdam und Jena ein. Auch Berlin schnitt vergleichsweise gut ab - deutlich besser als München oder Frankfurt am Main.