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Berlinale 2024 Mit Video: „In Liebe, eure Hilde“ - Deutscher Film geht unter die Haut

Der Film "In Liebe, eure Hilde" konkurriert beim Goldenen Bären und zeigt die emotionale Reise Hilde Coppis vom Alltagsleben zur Widerstandskämpferin.

Aktualisiert: 19.02.2024, 08:06
Pressekonferenz zum Film „In Liebe, eure Hilde“ von Andreas Dresen.
Pressekonferenz zum Film „In Liebe, eure Hilde“ von Andreas Dresen. Foto: IMAGO / Cathrin Bach

Berlin. - Der Wettbewerbsfilm von Andreas Dresen ist Herzensprojekt und Herausforderung zugleich. „In Liebe, eure Hilde“ geht unter die Haut. „Wie kriegt man Geschichte für heute lebendig? – Das war mit die größte Herausforderung für diesen Film“, stellt der deutsche Regisseur fest.

 
Der Film "In Liebe, Eure Hilde" geht für den Goldenen Bären ins Rennen. (Schnitt/Sprecher: Torsten Grundmann, Kamera/Bericht: Astrid Mathis)

Seine Hilde ist eine mit leisen Tönen, intelligent und mutig zugleich. So zerbrechlich sie wirken mag, sie hat ihren eigenen Willen. Die Widerstandskämpferin Hilde Coppi ist aber auch eine von uns - eine, die sich verliebt, die Angst hat und ihre Familie beschützen will. Keine Heldin, die auf einen Sockel gehoben wird.

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Als Hilde beim Erdbeerenpflücken unterbrochen und von Nationalsozialisten abgeführt wird, um ihre Aussage zu machen, ist sie scheinbar die Ruhe selbst. Dresen beginnt mit dem Schluss und erzählt in Rückblenden die Geschichte des Ehepaares Hilde und Hans Coppi ganz unaufgeregt. Wie sie sich kennenlernen und Hilde bei der Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“ einsteigt, wie sie das Morsen lernen und auf „Radio Moskau“ Nachrichten abhören. Sie baden, essen Eis, fahren Moped - alles ganz normal.

In dem Film sieht man keine Hakenkreuze, hört man kein Stiefelknallen – das hat Andreas Dresen so gewollt. Er verzichtet und damit gewinnt er, denn so wird Hilde dem Zuschauer unerträglich nah und die Geschichte berührend. Mit dem Pfarrer Harald Poelchau und der Aufseherin Anneliese Kühn hat sich Dresen an realen Personen orientiert, die sich Hilde gegenüber menschlich zeigten. Warum auch nicht?

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Noch in der Pressekonferenz im Hyatt bricht der Hauptdarstellerin Liv Lisa Fries die Stimme weg, kommen ihr die Tränen, als sie von ihrem Aufenthalt in der Zelle erzählt und wie sie sich um das Baby gesorgt hat. Wie Hilde von 1942 bis zur Hinrichtung 1943 acht Monate im Gefängnis lebt und zu einer starken Persönlichkeit heranreift, macht ihre Figur noch sympathischer. Sie hat nicht aus politischen, vielmehr aus moralischen Gründen gehandelt. Und weil sie ihren Mann geliebt hat. - Am 5. August 1943 wurde Hilde Coppi mit 12 anderen Frauen in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Vorher diktiert sie dem Pfarrer noch einen Abschiedsbrief, den sie mit „In Liebe, eure Hilde“ unterzeichnet.

Während „In Liebe, eure Hilde“ für den Goldenen Bären ins Rennen geht, sind in der Sektion Panorama zwei andere bedeutende Preise für die Filmemacher von Wert: der Panorama Publikumspreis und der Teddy Award. Für den ersten entscheiden die Zuschauer per Voting Card über den Gewinner, der am Sonntag, dem Publikumstag der Berlinale, gezeigt wird. Der Teddy Award steht schon am Freitagabend fest. Der Preis geht an den überzeugendsten queeren Film. Ein Kandidat dafür ist der Film „Sex“ mit zwei Schornsteinfegern von Regisseur Dag Johan Haugerud aus Norwegen, der am Samstagabend im Zoo-Palast Premiere feierte.