Historische Gebäude Stiftung beklagt verlorene Denkmale auch in Sachsen-Anhalt
Ein historischer Gasthof, eine Gartenstadt - immer wieder werden Gebäude mit Denkmalschutzstatus abgerissen. Das beklagt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz - und kennt weitere gefährdete Objekte.

Magdeburg/Berlin - Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beklagt, dass in Sachsen-Anhalt wie auch deutschlandweit historisch bedeutsame Gebäude abgerissen werden. In ihrem aktuellen „Schwarzbuch“ benennt die Stiftung etwa das verlorene Gasthaus „Prinz von Anhalt“, das 2024 in Radegast, einem Ortsteil des Südlichen Anhalt, abgerissen wurde. Die Gastwirtschaft in dem Haus mit der markanten Fachwerkfassade habe seit 1834 unter dem Namen firmiert.
Langer Leerstand - am Ende der Abriss
Mit der Schließung der Gaststätte im Jahr 2004 habe ein etwa 20 Jahre langer Leerstand begonnen, hieß es. Achtmal wechselte in der Folge der Eigentümer. Versuche, das vom Hausschwamm befallene Haus zu retten, scheiterten. Am Ende stand der Abriss. Der Landkreis ordnete ihn an wegen Gefahr im Verzug. Statt des Denkmals befindet sich im Ortszentrum nun eine Freifläche, so die Stiftung Denkmalschutz.
Sie fordert eine kontinuierliche Pflege und Instandhaltung denkmalgeschützter Bausubstanz. „Dafür müssen Denkmalbehörden so aufgestellt sein, dass sie Eigentümer bei dieser Aufgabe beratend und auffordernd unterstützen können.“
Beispiel aus Quedlinburg: Für Abriss vor Gericht gezogen
Als verloren beklagt die Stiftung etwa auch die Siedlung Möhrenstieg in Quedlinburg aus dem Jahr 1927. Sie habe einst einkommensschwachen Haushalten ein gut durchdachtes Zuhause mit Selbstversorger-Möglichkeit geboten. 2023 sei die Siedlung mit den bunten Fassaden und Holzverkleidungen von der Eigentümerin, einer städtischen Wohnungswirtschaftsgesellschaft, abgerissen worden. Die Sanierungskosten seien ihr zu hoch gewesen. Die zuständige Denkmalschutzbehörde lehnte den Abriss ab, das Unternehmen setzte sich aber vor Gericht durch.
So sehen die Zahlen aus Sicht der Stiftung aus
In ihrem „Schwarzbuch“ spricht die Stiftung von bundesweit mindestens 900 Denkmalen, die allein 2023 und 2024 verloren gegangen seien - vom Generalshotel in Brandenburg bis zur Radrennbahn Reichelsdorfer Keller in Bayern, von einer Minol-Tankstelle in Sachsen bis zu einem Flugzeughangar im Saarland. Die Bauten waren ursprünglich als Denkmale geschützt, blieben aber doch nicht erhalten.
„Ein Stück verlorene Erinnerung“
„Jedes Jahr gehen viele Objekte unwiederbringlich verloren – und jedes verlorene Denkmal ist auch ein Stück verlorene Erinnerung, Identität und Kultur“, heißt es im „Schwarzbuch“. Bevor die Abrissbagger rollen, erreichen Eigentümer demnach meist behördlich oder vor Gericht eine Aufhebung des Denkmalschutzes.
Die Gründe aus Sicht der Stiftung: Denkmalschutz gelte als starr und teuer. Häufig würden Kosten für den Erhalt geschützter Gebäude zu hoch angesetzt, Kosten für Ersatzbauten hingegen zu niedrig. Einige Denkmale seien als historisch belastete Orte „unbequem“, etwa das sogenannte Bogensee-Areal mit der Villa von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels in Brandenburg.
Weitere Denkmäler in großer Gefahr
Die Stiftung Denkmalschutz sieht weitere historische Denkmale in Gefahr: So etwa eine Fabrikantenvilla in Gommern im Jerichower Land. Das Gebäude aus dem Jahr 1899 mit prächtiger Fachwerkfassade und vielen Details sei städtebaulich bedeutsam als Blickpunkt. Die Zukunft der Fabrikantenvilla sei ungewiss, heißt es, denn an ihrer Stelle solle ein vierstöckiges und doppelt so breites Mehrfamilienhaus entstehen. „Und damit dieses gebaut werden darf, wird der Denkmalschutzstatus einfach bestritten - und die Villa zu einem "Gebäuderest" deklariert“, heißt es im „Schwarzbuch“. Die Einwohner von Gommern kämpften aber um ihr Denkmal.