1. Startseite
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Energieministerkonferenz: Thüringen kämpft um Zukunft kleiner Biogasanlagen

Liveticker

Energieministerkonferenz Thüringen kämpft um Zukunft kleiner Biogasanlagen

Viele Biogasanlagen in Thüringen sind in die Jahre gekommen. Sie spielen aber eine große Rolle bei der Wärme- und Stromversorgung. Wie soll es mit ihnen weitergehen?

Von dpa 04.12.2025, 10:59
Thüringens Energieminister will Unterstützung für Betrieb kleiner Biogasanlagen (Archivbild)
Thüringens Energieminister will Unterstützung für Betrieb kleiner Biogasanlagen (Archivbild) Bodo Schackow/dpa

Erfurt/Stralsund - Thüringen setzt sich bei der Energieministerkonferenz in Stralsund für den Bestand kleiner Biogasanlagen ein. „Für den Erhalt solcher Anlagen, deren Zukunft verstärkt in kommunalen Wärmenetzen liegt, sollte weiter eine Einspeisevergütung gezahlt werden“, sagte Thüringens Energieminister Tilo Kummer (BSW) der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Zudem sollte es längere Übergangsregelungen geben.

Thüringen habe zum Thema Bioenergie der Fachministerkonferenz, die bis Freitag tagt, einen Antrag vorgelegt. „Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir Investitionen in die Anlagen unterstützen können.“ Hintergrund ist, dass viele Biogasanlagen in die Jahre gekommen sind und drohen, aus der Förderung nach dem Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) zu fallen. 

Kummer: Doppelter Nutzen der Anlagen 

Nach Angaben von Kummer haben Biogasanlagen bei der Erzeugung erneuerbarer Energien in Thüringen eine größere Bedeutung als in vielen anderen Bundesländern. Zwölf Prozent des in Thüringen eingespeisten Stroms stammten im vergangenen Jahr laut Statistischem Landesamt aus Bioenergieanlagen. Bundesweit lag der Anteil bei 6,5 Prozent. „Wir haben statt der Nutzung von Mais vor allem auf den Einsatz von Gülle aus der Tierproduktion gesetzt.“ Damit hätten die Anlagen eine doppelte Funktion: Energiegewinnung und die Verwertung anfallender Gülle. 

Thüringens Bauernverband hatte kürzlich darauf hingewiesen, dass in den kommenden drei Jahren bei etwa der Hälfte der derzeit 250 Biogasanlagen die auf 20 Jahre befristete staatliche Förderung ausläuft. Es sei unter diesen Bedingungen mit Stilllegungen zu rechen. Die derzeitigen Vorgaben für eine Anschlussfinanzierung nach dem EEG mache für viele Betreiber den Betrieb unwirtschaftlich. Die Alternative sei, Anlagen nachzurüsten und zu erweitern.

Minister für mehr Holzkraftwerke 

Bei größeren Anlagen liegt der Weg nach Ansicht von Kummer in der Ergänzung durch Gasspeicher und Generatoren zur Stromerzeugung.„Die Anlagen könnten dem Netzausgleich dienen. Dafür sind aber hohe Investitionen nötig. Das braucht Unterstützung.“ 

In der Debatte um Reservekraftwerke in Deutschland plädiert Kummer dafür, auch Holzkraftwerke in den Blick zu nehmen. „Thüringen hat Holzkraftwerke, die von Relevanz sind.“ Als Beispiel nannte der Minister ein Kraftwerk des Zellstoffwerks in Blankenstein (Saale-Orla-Kreis). Holzkraftwerke könnten etwa mit Holz aus der Pflege von Wiederaufforstungsflächen gespeist werden. „Für mich ist das ein wichtiges Thema“, so Kummer. Der Bund setze bei Reservekraftwerken bisher allein auf Erdgas. 

Thüringen bietet den Betreibern von Bioenergieanlagen kostenlose Beratung für einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb an. Über die Landesenergieagentur ThEGA kann laut Ministerium Hilfe und die Begutachtung von Anlagen durch eine Beratungsfirma in Anspruch genommen werden.