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Wohnen vor den Dünen „Tiny-Dörp“ am Spiekerooger Inselinternat soll wachsen

Da Wohnraum auf Spiekeroog knapp ist, hat das Inselinternat einen neuen Ortsteil angelegt. Im „Tiny-Dörp“, einer Siedlung aus Mini-Häusern, wohnen etwa Schüler. Bald sollen weitere Nachbarn einziehen.

Von dpa 12.08.2025, 07:02
Das „Tiny-Dörp“ gibt es seit zwei Jahren auf Spiekeroog.
Das „Tiny-Dörp“ gibt es seit zwei Jahren auf Spiekeroog. Sina Schuldt/dpa

Spiekeroog - Ein selbstgebasteltes, gelbes Ortsschild ganz im Osten von Spiekeroog zeigt es an: Seit 2023 gibt es auf der ostfriesischen Insel, auf der Wohnraum stets knapp ist, einen neuen, inoffiziellen Ortsteil: das „Tiny-Dörp“. Auf dem Gelände des Inselinternats, gehörend zur Hermann Lietz-Schule, stehen fünf Tiny-Häuser, in denen Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Mitarbeiter des Nationalparkhauses wohnen. Jedes der fünf Modulhäuser bietet etwa 23 Quadratmeter Wohnfläche. Nun soll die kleine Siedlung wachsen. 

„Wir haben von Anfang an mit acht Tiny-Häusern geplant und die entsprechende Baugenehmigung erhalten“, sagt Nicole Stollberg, Sprecherin der Hermann Lietz-Schule. Dank einer Spende eines ehemaligen Internatsschülers entstünden nun am Festland drei weitere Mini-Häuser, die danach per Schwertransport und Fähre voraussichtlich im September auf die Insel gebracht werden sollen. Die Anschlüsse an das Wasser- und Stromnetz sind dafür schon gelegt. 

„Dörp“ ist das plattdeutsche Wort für „Dorf“. Die aktuellen Bewohner des „Tiny-Dörps“ freuen sich bereits auf neue Nachbarn. Wohnen in den Mini-Häusern sei vor allem unter den Internatsschülern gefragt, erzählt Internatsschülerin Paulina, die in einem der Häuser mit Mitschülerin Hannah wohnt. Für das neue Schuljahr gebe es schon eine Handvoll Bewerbungen. 

Anders als im Haupthaus des Internats, wo sich Schüler Zimmer teilen, sei in den Tiny-Häusern aber auch mehr Eigenverantwortung von den Jugendlichen gefragt. „Selbst Wäsche waschen, putzen - hier müssen wir alles selbst machen“, sagt Paulina. Dafür lasse sich aber auch entspannt lernen und jede und jeder habe mal Ruhe. Jedes Zimmer ist etwa sechs Quadratmeter groß. Ein Bad teilen sich die Bewohner wie in einer Wohngemeinschaft.

Wenig Platz, aber viel Aussicht

Nicht nur Schüler wohnen im „Tiny-Dörp“. „Wohnraum ist auf der Insel immer ein Thema“, sagt Lehrerin Anne Traphan, die auch in einem der Mini-Häuser wohnt. Es gebe immer wieder Phasen, in denen neuer Wohnraum für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für Schülerinnen und Schüler gebraucht werde. So dicht an dicht mit ihren Schülern zu wohnen, ist für die Lehrkraft kein Problem. „Ich finde es sehr angenehm - es ist einfach eine sehr nette Truppe.“ 

Trotz des geringen Platzes böten die Tiny-Häuser auch viele Vorteile, sagt Traphan. Dafür sprächen etwa die Gemütlichkeit, die nachhaltige Bauweise und die Lage. Denn die Mini-Häuser-Siedlung liegt am Rande des Internatsgeländes ganz im Osten der Insel. Je nach Ausrichtung der Tiny-Häuser können die Bewohner durch bodentiefe Fenster auf die Dünen blicken. „Manchmal im Frühjahr, wenn die Schafweide hier verläuft, hat man die Schafe direkt vor seinem Panoramafenster“, sagt Traphan. 

Bei dem Entwurf und Bau der ersten Tiny-Häuser in einer Tischlerei am Festland hatten Internatsschüler mitgeholfen. Wie die alten Häuser sollen auch die neuen Tiny-Häuser aus viel Holz und Naturmaterialien entstehen. Geheizt werden die Wohnungen etwa über eine Lehmdeckenheizung. Da die Häuser auf Punktfundamenten stehen, sollen sie bei Bedarf auch unkompliziert den Ort wechseln können - auch daran haben die Insulaner gedacht. „In Zeiten von Klimawandel und ansteigendem Meeresspiegel ist dieses flexible Konzept durchaus sinnvoll“, sagt Internatssprecherin Stollberg.

Die Hermann Lietz-Schule auf Spiekeroog ist ein staatlich anerkanntes Gymnasium mit Internat in freier Trägerschaft. Neben rund 80 Internatsschülern lernen dort auch etwa 20 Schülerinnen und Schüler aus dem Inseldorf.