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Halbleiterindustrie Trump droht mit hohen Chip-Zöllen - Sorge in Sachsen

US-Präsident Donald Trump sprach schon lange von hohen Zöllen auf Chip-Importe und nennt jetzt deren mögliche Höhe: 100 Prozent. Was bedeutet das für Unternehmen im „Silicon Saxony“?

Von dpa Aktualisiert: 07.08.2025, 17:02
Was bedeuten die neuesten Ankündigungen von Donald Trump für die hiesige Halbleiterindustrie? (Symbolbild)
Was bedeuten die neuesten Ankündigungen von Donald Trump für die hiesige Halbleiterindustrie? (Symbolbild) Robert Michael/dpa

Dresden - Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump zu möglichen Chip-Zöllen in Höhe von 100 Prozent sorgt auch in Sachsen mit seiner Halbleiterindustrie für Verunsicherung. „Zwar ist unklar, ob und in welcher Form die Ankündigung umgesetzt wird, doch ihre protektionistische Stoßrichtung belastet bereits jetzt erneut den transatlantischen Handel“, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Zölle wirkten marktabschottend und hemmten den freien Handel, hieß es. 

Der sächsische EU-Politiker Oliver Schenk (CDU) kritisierte es als inakzeptabel, dass mit dieser Zoll-Androhung das mühsam ausgehandelte Abkommen der EU mit den USA faktisch infrage gestellt werde. „Sollte diese Ankündigung umgesetzt werden, muss Europa seinerseits Nachverhandlungen und klare Gegenmaßnahmen prüfen. Wir dürfen nicht hinnehmen, dass Absprachen einseitig gebrochen und europäische Interessen systematisch unterlaufen werden“, teilte er mit.

Allein in Dresden arbeiten viele Tausend Menschen in der Halbleiterindustrie. Infineon, Bosch und Global Foundries haben Werke in der Landeshauptstadt, TSCM baut gerade eine neue Fabrik. Die Unternehmen äußerten sich auf Anfrage zunächst zurückhaltend. Es sei noch zu früh, um über Konsequenzen zu sprechen, sagte Global-Foundries-Sprecher Jens Drews.

USA als einer der wichtigsten Märkte für Sachsen

Das US-Unternehmen beschäftigt in der Landeshauptstadt knapp 3.000 Mitarbeitende. Global Foundries stellt als Auftragsfertiger für unterschiedliche Kunden sogenannte Wafer her. Sie werden später rund um den Globus in Autos, Handys oder Medizintechnik verbaut. Global Foundries hat bereits Werke in den USA, dazu Standorte in Singapur und Deutschland. 

Auch von Infineon hieß es, man könne nicht über mögliche Halbleiter-Zölle spekulieren, da zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Details vorlägen. Das Unternehmen beschäftigt in Dresden nach Angaben eines Sprechers mehr als 3.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Konzernweit würden elf Prozent des Umsatzes im US-Geschäft gemacht.

Auch Bosch betreibt ein Halbleiterwerk in Dresden, dort arbeiten nach Unternehmensangaben mehr als 700 Menschen. Aus wettbewerbs- und rechtlichen Gründen könne man sich prinzipiell nicht zu möglichen Auswirkungen von Kursänderungen in der Zollpolitik äußern, erklärte eine Sprecherin. Für ein weltweit tätiges Unternehmen wie Bosch sei ein globaler Handel unter fairen Wettbewerbsbedingungen von hoher Bedeutung.

Schon lange sorgt die Zollpolitik des US-Präsidenten für Verunsicherung. Nun hat Trump hat mit Zöllen von 100 Prozent auf Chip-Importe in die USA gedroht - und gleich aufgezeigt, wie man sie umgehen kann. Unternehmen müssten sich für Investitionen in den Vereinigten Staaten entscheiden, um davon ausgenommen zu werden, wie Trump bei einem Auftritt mit Apple-Chef Tim Cook sagte. Trump hatte schon länger Chip-Zölle in Aussicht gestellt - vor allem für Halbleiter, die nicht in den USA produziert werden.

Bald 100 Prozent Zölle auf Halbleiter?

Frank Bösenberg, Geschäftsführer des Mikrochipnetzwerks Silicon Saxony verwies darauf, dass es sich bei den Worten von Trump bisher erst einmal um eine Ankündigung handele - Details seien nicht bekannt. Gleichwohl spreche die Ankündigung für einen industriepolitischen Kurswechsel. „Es zeigt eindeutig die Bedeutung der Chipbranche und das Bemühen der USA, die Produktion möglichst auf amerikanischen Boden zu verlagern.“

Das habe potenziell auch weitreichende Folgen für die europäische Halbleiterindustrie, „insbesondere für Regionen wie Sachsen, die als Schlüsselregion des europäischen Chip-Ökosystems gilt.“ Wie sehr die hiesigen Unternehmen auf den US-amerikanischen Markt angewiesen sind, lasse sich nicht genau beziffern. „Aber Branche ist weltweit stark miteinander vernetzt“, so Bösenberg. Nahezu alle Produzenten lieferten global - auch in die USA.

Die USA waren im vergangenen Jahr erneut Sachsens zweitwichtigster Exportmarkt. Die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten stiegen um zehn Prozent auf fast 5,1 Milliarden Euro. Die wichtigsten Erzeugnisse, die von Sachsen in die USA geliefert wurden, waren vor allem Autos und Kraftfahrzeugteile, Maschinen und Anlagen sowie sogenannte elektrotechnische Erzeugnisse - darunter zählen auch Halbleiter. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums wurden im vergangenen Jahr elektronische Bauelemente im Wert von 69 Millionen Euro aus Sachsen in die USA exportiert.