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Ernte Überdurchschnittliche Getreideernte in Thüringen

Hohe Erträge, gute Qualität, schlechte Preise: Trotz einer Top-Ernte ist die Stimmung bei Thüringens Bauern gedrückt. Warum sie mit Umsatzeinbußen rechnen müssen.

Von dpa 28.08.2025, 12:17
Mit 2,6 Millionen Tonnen haben Thüringens Bauern in diesem Jahr ein Spitzenergebnis bei der Getreideernte eingefahren. (Archivbild)
Mit 2,6 Millionen Tonnen haben Thüringens Bauern in diesem Jahr ein Spitzenergebnis bei der Getreideernte eingefahren. (Archivbild) Martin Schutt/dpa

Berlstedt - Trotz einer außergewöhnlichen guten Ernte stehen Thüringens Bauern unter Druck. „Noch nie wurde weltweit so viel Getreide geerntet - und doch wird es für unsere Betriebe immer schwerer, davon leben zu können“, sagte der Präsident des Thüringer Bauernverbandes, Klaus Wagner, in Berlstedt (Weimarer Land). Die Erzeugerpreise seien seit Mai im Vorjahresvergleich flächendeckend um 30 bis 40 Prozent gefallen. Zugleich stiegen die Lagerbestände und internationale Börsen verstärkten durch spekulative Preisbewegungen die Unsicherheit auf den Märkten. Das führe zu Umsatzeinbußen. 

Hohe Erträge - niedrige Erwartungen

Nach Angaben von Landwirtschaftsministerin Colette Boos-John (CDU) erzielten Thüringens Bauern in diesem Jahr ein Rekordergebnis bei der Getreideernte. Rund 2,6 Millionen Tonnen Weizen, Gerste und Co wurden geerntet und damit rund 280.000 Tonnen mehr als im Vorjahr. Das sei ein Plus um rund zwölf Prozent. Zugleich wuchs die Anbaufläche für Getreide um 10.850 Hektar, was einer Steigerung um 3,3 Prozent entspreche. „Es war ein gutes Weizen- und Gerstenanbaujahr.“ 

Beim Winterraps seien auf einer 2.100 Hektar größeren Anbaufläche rund 340.000 Tonnen geerntet worden - ein Plus von 41.000 Tonnen oder 13,6 Prozent. Dennoch blieben die Durchschnittserträge deutlich hinter den Erwartungen zurück, so die Ministerin. Bei Kartoffeln und Mais lägen die Ertragserwartungen hingegen deutlich über dem Schnitt der Vorjahre.

Boos-John kündigte für die nächste Agrarministerkonferenz Ende September in Heidelberg eine Initiative Thüringens zur Einführung einer steuerfreien Risikoausgleichsrücklage an. Damit könnte für schlechtere Zeiten vorgesorgt werden. Auch in diesem Erntejahr habe sich die Tendenz zu kleinräumigen Extremwetterereignissen mit Starkregen und Hagel und einer regional sehr unterschiedlichen Niederschlagsverteilung fortgesetzt. 

Wetterkapriolen als Dauerbelastung

„Solche Extremsituationen können existenzbedrohende Auswirkungen auf landwirtschaftliche Betriebe haben“, sagte die Ministerin. Mit der Ausgleichsrücklage solle deshalb ein Instrument geschaffen werden, um solche Risiken besser im Griff zu behalten. Die Landwirte bei ihrem betrieblichen Risikomanagement zu unterstützen sei besser als staatliche Nothilfen.