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Entdeckung in Jever Uralte Gruft geöffnet – Lag Fräulein Maria darin begraben?

Unter der Stadtkirche von Jever öffnen Archäologen eine jahrhundertealte Gruft. Darin liegen fünf zerfallene Särge, Knochen und Haarreste. Es gibt eine Vermutung, welcher Herrscherin das Grab gehört.

Von dpa 05.11.2025, 15:00
In einer Gruft in der Stadtkirche von Jever vermuten die Leiterin des Schlossmuseums Jever, Antje Sander (links), die Referatsleiterin für das Regionalreferat Oldenburg beim Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege, Jana Esther Fries (Mitte), und der Projektleiter beim Staatlichen Baumanagement Region Nord-West, Ralf Dröge, das Grab der letzten Herrscherin des Jeverlandes, Fräulein Maria von Jever.
In einer Gruft in der Stadtkirche von Jever vermuten die Leiterin des Schlossmuseums Jever, Antje Sander (links), die Referatsleiterin für das Regionalreferat Oldenburg beim Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege, Jana Esther Fries (Mitte), und der Projektleiter beim Staatlichen Baumanagement Region Nord-West, Ralf Dröge, das Grab der letzten Herrscherin des Jeverlandes, Fräulein Maria von Jever. Markus Hibbeler/dpa

Jever - Auf der Suche nach dem Grab der letzten Herrscherin des Jeverlandes, Fräulein Maria von Jever, haben Archäologen in Jever eine fast 500 Jahre alte Gruft unter der Stadtkirche geöffnet und untersucht. Die Fachleute entdeckten darin Bruchstücke von fünf Särgen mit sterblichen Überresten – es waren vier kleinere und ein großer Sarg, wie Antje Sander, Leiterin des Schlossmuseums Jever sagte. „Da vermuten wir natürlich, dass dieser Fräulein Maria von Jever beinhaltete.“ Nun sollen DNA-Analysen zeigen, ob es sich tatsächlich um Fräulein Maria (1500-1575) handelt. 

Die Frage, wo die willensstarke Häuptlingstochter aus dem Mittelalter begraben liegt, beschäftigt die Stadt und die Region seit Jahrhunderten. Da es kein großes, öffentliches Begräbnis gab, ranken sich um ihren Tod viele Sagen und Legenden. Für Jever selbst ist Fräulein Maria eine Identifikationsfigur – etwa weil sie fast ihr gesamtes Leben lang geschickt die Unabhängigkeit des Jeverlandes gegen die benachbarten Ostfriesen verteidigte.

Was die Archäologen entdeckten

Bei der vier Tage dauernden Räumung hätten die Spezialisten allerdings schnell festgestellt, dass die Gruft wegen fehlender Belüftung in einem schlechten Zustand sei, sagte Jana Esther Fries, Referatsleiterin für das Regionalreferat Oldenburg beim Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege. Die Särge seien stark verfault gewesen. „Da war nicht mehr sehr viel von über.“ Nur wenige Knochen, aber dafür einige Haarreste seien gefunden worden. 

Alle Funde wurden sorgfältig verpackt und sollen nun Personen zugeordnet werden. In den kleineren Särgen könnten die sterblichen Überreste von Marias Mutter und ihrer Geschwister gelegen haben, vermuten Forscher. 

Überhaupt in den Fokus der Forscher gerückt ist die Gruft, weil das Staatliche Baumanagement das Edo-Wiemken-Denkmal darüber saniert. Das Denkmal gilt als ein bedeutendes Beispiel niederländischer Renaissancekunst aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Fräulein Maria von Jever hatte das Grabmal für ihren Vater, den Häuptling Edo Wiemken, in Auftrag gegeben. „Eigentlich hatte niemand jemals geplant, die Gruft noch einmal aufzumachen“, sagte Fries. 

Wegen Rissen an Alabasterfiguren, bröckelndem Holz und Absackungen über der Krypta müssen aber die statistischen Verhältnisse im Untergrund des Denkmals untersucht werden. Dazu musste auch die Gruft ausgeräumt werden. Nach Abschluss der Sanierung des Edo-Wiemken-Denkmals sollen die Gebeine wieder in der Gruft beigesetzt werden.