Feuer Waldbrände lodern im Norden und Süden: Windpark betroffen
Kaum Erholungspausen für die Brandenburger Feuerwehren: Sie müssen die nächsten größeren Waldbrände bekämpfen. Auch ein Windpark ist durch Feuer in Gefahr. Müssen Anwohner wieder ihre Häuser verlassen?

Potsdam/Cottbus - Auf Wald- und Ackerflächen in Brandenburg sind am Montag zwei weitere größere Brände ausgebrochen. Betroffen sind Flächen nördlich von Berlin bei Gransee und ganz im Süden des Landes im Elbe-Elster-Kreis. In einem Fall befinden sich Windkraftanlagen auf den betroffenen Arealen oder in der Nähe. Anwohner sollen sich auf eine mögliche Evakuierung vorbereiten.
Südlich von Rehfeld im Kreis Elbe-Elster brach am frühen Montagnachmittag ein Brand auf einer Fläche von zunächst 10 Hektar aus, der sich in kürzester Zeit auf rund 100 Hektar ausweitete. Dort steht auch ein Windpark. Die Lage sei aufgrund starken Windes sehr unübersichtlich, berichtete der stellvertretende Waldbrandschutzbeauftragte Philipp Haase am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Seinen Angaben zufolge brennt es im Wald zwischen Windrädern, mindestens eine Anlage stehe innerhalb der Brandfläche, andere Windkraftanlagen seien gefährdet. Es gebe eine starke Rauchentwicklung, die weithin sichtbar sei, beschrieb Haase.
Nach Angaben der Feuerwehr besteht die Gefahr der Ausbreitung des Feuers in Richtung der Ortslagen Rehfeld und Kölsa Siedlung. Die Menschen dort wurden aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten und sich vorsichtshalber auf eine Evakuierung vorzubereiten. Auch eine Tanklöscheinheit der Cottbuser Feuerwehr rückte am Montagnachmittag nach Angaben der Stadt zum Einsatz in das Waldbrandgebiet nach Elbe-Elster aus - die meisten davon Ehrenamtler.
Bei Gransee nördlich von Berlin im Kreis Oberhavel kämpfte die Feuerwehr gegen einen Brand auf rund 60 Hektar Feld- und Waldfläche. Er konnte eingedämmt werden und sei mittlerweile unter Kontrolle, so der Waldbrandschutzexperte. Dafür waren schätzungsweise bis zu 100 Einsatzkräfte vor Ort, wie ein Sprecher der Regionalleitstelle Nordost mitteilte. Es gebe noch Nachlöscharbeiten. Ein Hubschrauber der Polizei flog mit einer Wärmebildkamera über dem Gebiet.
Den bislang größten Waldbrand des Jahres in Elbe-Elster und Brandenburg hatte es Ende Juni an der Grenze zu Sachsen in der Gohrischheide gegeben - rund 20 Kilometer entfernt. Der Brand hatte sich in Richtung des brandenburgischen Mühlberg (Elbe-Elster) ausgeweitet. Mehr als 800 Hektar standen zeitweise in Flammen. Die Ortslagen Kröbeln und Kosilenzien der Stadt Bad Liebenwerda mussten zwischenzeitlich evakuiert werden.
Einige Waldbrände sind laut Polizei auf Brandstiftung zurückzuführen. So sei das etwa bei einer Brandserie im Gebiet Oranienburg (Oberhavel). Innerhalb von wenigen Tagen habe es zahlreiche kleine Feuer in unmittelbarer Nähe zueinander gegeben. Spuren seien gesichert worden, sagte Christin Knospe, Sprecherin der Polizeidirektion Nord, der dpa am Montag. „Wir prüfen Zusammenhänge.“
Menschliches Handeln verursacht nach Angaben des Umweltministeriums mehr als 90 Prozent aller Waldbrände mit bis zu 99 Prozent der Waldbrandschadflächen. „Das macht uns massiv Probleme“, berichtete Waldbrandexperte Haase.
Nahezu im gesamten Land galt am Montag laut Umweltministerium die höchste Waldbrandgefahrenstufe fünf. Nur in Potsdam-Mittelmark galt die zweithöchste Stufe vier. Brandenburg verfügt über eine Waldfläche von rund 1,1 Millionen Hektar.
In der Lieberoser Heide sind die Einsatzkräfte nach dem großen Brand auf 90 Hektar Fläche vor drei Wochen noch immer mit Nachlöscharbeiten befasst. Bis zu 20 kleinere Brandstellen gebe es noch, sagte Haase. Die Waldfläche konnte noch nicht an den Waldbesitzer übergeben werden. Das Risiko von Waldbränden sei weiter sehr hoch, betonte er.
Die Waldbrandschäden in Brandenburg könnten ihm zufolge in diesem Jahr größer ausfallen als im Hitzejahr 2018. „Die Zahl der Brände lag bis zum heutigen Tag (25. Juli) mit 376 bereits um rund 100 höher als zur gleichen Zeit im Jahr 2018“, berichtete Haase. Mit Stand Montag sind rund 950 Hektar Brandfläche registriert worden. 2018 wurden 1650 Hektar Waldfläche Opfer der Flammen, wie das Umweltministerium in Potsdam auf eine Anfrage aus der AfD-Landtagsfraktion mitteilte. Laut Waldbrandzentrale war das der höchste Wert seit 1990.
„Entscheidend ist, ob wir in den kommenden Tagen und Wochen weitere Großschadenslagen bekommen“, betonte Haase. „Problematisch“ sei nach wie vor die Lage auf den munitionsbelasteten Flächen, auf denen die Löschmannschaften aus Gründen der Sicherheit nur beschränkt zum Einsatz kommen könnten. Die Waldbrandsaison geht bis Ende September.