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Final-Turnier in Göteborg "Blöd, so blöd": Trotzdem feiert Werth den Weltcup-Hattrick

Keine Reiterin ist so erfolgreich wie Isabell Werth. Jetzt gelingt der Dressurqueen im Weltcup ein weiterer bemerkenswerter Sieg. Bei den Springreiter-Kollegen ist Rang vier die beste Platzierung.

Von Michael Rossmann, dpa 07.04.2019, 16:06

Göteborg (dpa) - Der Champagner spritzte, die Blumen flogen im hohen Bogen ins Publikum - Isabell Werth war völlig euphorisiert.

"Die ist einfach so geil", rief die Dressurkönigin wenige Sekunden nach ihrem Weltcup-Hattrick durch die trist-grauen Katakomben des Göteborger Scandinaviums und tätschelte ihre Stute Weihegold. Und über sich selber sagte die 49-Jährige kurz danach grinsend: "Das war blöd, so blöd."

Trotz des Übermuts zum Ende der Kür und trotz eines Fehlers war die 49 Jahre alte Dressurreiterin aus Rheinberg so überlegen, dass sie zum dritten Mal in Folge den Dressur-Weltcup gewann. Kurz nach dem Ritt nahm sie die ersten Gratulationen entgegen und sagte: "Es wäre fast die perfekte Kür gewesen, wenn ich nicht zu arrogant in den Einerwechseln gewesen wäre."

Vergnügt schmunzelnd erklärte sie ihren Patzer: "Ich war so sicher, das Pferd war so gut drauf - und dann hatte ich schon das Grinsen auf den Augen und reite sowas. Das war mein Fehler." Die Dressurkönigin war dennoch so stark und so überlegen, dass sie trotz des Schönheitsfehlers die unbestritten beste Prüfung bot.

"Ich glaube, dass sie überragend war in allen anderen Sachen", schwärmte die sechsmalige Olympiasiegerin über ihre Stute. "Es gibt keinen Zweifel, dass das Pferd hier keinen Gegner in der Piaff-Passage-Tour hat." Und der Schwierigkeitsgrad ihrer Kür sei "enorm". Für den Auftritt mit der 14-jährigen Stute erhielt die Reiterin 88,871 Prozent.

"Als das Publikum auf der Schluss-Linie schon applaudierte, war ich ganz euphorisch und hatte Gänsehaut." Und nach dem Sieg-Ritt bot Werth den rund 11.000 Zuschauern in Göteborg noch eine große Show. Zunächst bespritzte sie FEI-Präsident Ingmar de Vos mit Champagner, dann goss sie den Konkurrentinnen den verbliebenen Schaumwein in die Münder. Und bei der Siegerrunde warf Werth den Sieger-Blumenstrauß unter dem Gejohle des tobenden Publikums in hohem Bogen auf die Ränge. Hinter Werth kam Laura Graves mit Verdades (87,179) auf Platz zwei. Dritte wurde Helen Langehanenberg aus aus Billerbeck mit Damsey.

Während die Dressurreiterin feierten, gab es bei den Springreitern den vierten Rang für Daniel Deußer als beste Platzierung. Der 37 Jahre alte Hesse verbesserte sich in den beiden abschließenden Runden dank fehlerfreier Ritte mit Tobago um sechs Plätze. "Das war ein absolut guter Abschluss", kommentierte Deußer: "So bin ich zufrieden."

Weltcup-Sieger 2019 ist der Schweizer Steve Guerdat. Der 37 Jahre alte Olympiasieger von 2012 sicherte sich mit Alamo zum dritten Mal nach 2015 und 2016 den Titel, der bei Reitern als inoffizielle Hallen-WM gilt. Zweiter wurde sein Landsmann Martin Fuchs mit Clooney vor dem Schweden Peder Fredricson mit Catch Me Not.

Christian Ahlmann kam nur auf Rang 14. "Ich hatte mir mehr ausgerechnet", sagte der 44-Jährige aus Marl: "Das ist schon ein bisschen enttäuschend." Sein zehnjähriger Hengst Clintrexo "muss noch lernen. Ich denke, dass wir da gestärkt herausgehen."

Ludger Beerbaum rutschte in der letzten Runde ab und hatte dennoch Glück. Der 55-Jährige aus Riesenbeck kam mit Casello auf Rang 19, nachdem er aufgeben musste. Sein rechter Stiefel war während des Rittes aus dem Steigbügel gerutscht, der Routinier verhinderte nur mit Mühe einen Sturz. "Das ist enttäuschend, da muss man nicht herum reden", sagte Beerbaum: "Ich hatte gedacht, dass ich noch unter die ersten Zehn komme."

Weltcup auf der FEI-Seite

Deutsche Reiterliche Vereinigung

Deußer ritt auf Tobago auf Paltz vier. Foto: Bjorn Larsson Rosvall/Tt/TT NEWS AGENCY/AP
Deußer ritt auf Tobago auf Paltz vier. Foto: Bjorn Larsson Rosvall/Tt/TT NEWS AGENCY/AP
TT NEWS AGENCY/AP