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Vielseitigkeitsreiten Neustart von Rekordreiter Jung mit Pferd der Konkurrentin

Olympiasieger Michael Jung erlebt eine ungewöhnliche Premiere: Er reitet erstmals ein nicht selber ausgebildetes Pferd. Für den Sinneswandel gibt es Gründe.

Von Michael Rossmann, dpa 10.04.2019, 12:58

Rieden (dpa) - Für Michael Jung beginnt ein ungewöhnliches Experiment. Für den Traum vom vierten Olympia-Gold setzt der Rekordreiter auf ein teuer eingekauftes Weltklasse-Pferd.

Bei einem für Reitport-Verhältnisse spektakulären Transfer erhielt Jung den Wallach Chipmunk von Julia Krajewski - die Kollegin und Konkurrentin in einem ist. Bisher hat Jung alle Pferde, mit denen er seit 2010 reihenweise Goldmedaillen in der Vielseitigkeit gewonnen hat, über mehrere Jahre selber ausgebildet. "Er hat erstmals in seinem Leben ein fertiges Pferd bekommen, das ist etwas anderes", sagte Bundestrainer Hans Melzer. "Alle anderen hat er selbst gemacht."

Vom 12. April an reitet der dreimalige Olympiasieger Chipmunk im bayerischen Rieden-Kreuth erstmals bei einem Turnier. Es gehe "erstmal darum, Erfahrung zu sammeln", sagte der 36-Jährige aus Horb. Er werde "nicht auf Sieg reiten, erst mal sehen, wie es läuft". Für die diesjährige Europameisterschaft in Luhmühlen sei das Pferd eine von drei Optionen, weitere sind Lennox und Corazon. Aber er plane mit dem neuen Wallach vor allem Richtung Olympia 2020 in Tokio: "Das ist das große Ziel."

Der Verkauf von Chipmunk hatte zu Beginn des Jahres für Aufsehen gesorgt. Der Vertrag des Besitzers Hilmer Meyer-Kulenkampff mit der Reiterin Julia Krajewski war 2018 nicht verlängert worden. Das Deutsche Olympiade Komitee für Reiterei (DOKR) und Jungs Hauptsponsor Klaus Fischer beteiligten sich am Kauf des Weltklasse-Pferdes, mit dem Krajewski im Vorjahr in Aachen gewonnen und an der WM teilgenommen hatte.

Das DOKR vermittelte und bezahlte einen Teil der Summe, die fast im siebenstelligen Bereich liegen soll, weil "das ausländische Interesse verständlicherweise groß" gewesen sei, sagte Geschäftsführer Dennis Peiler. So bleibe das Weltklasse-Pferd im Land. "Unser Fokus liegt darauf, dass wir Richtung Tokio planen können", sagte der Bundestrainer.

Dass Jung von seiner bisherigen Linie abwich und ein fertig ausgebildetes Pferd übernahm, hat auch mit dem enttäuschenden Vorjahr des Ausnahmereiters zu tun. Jung gewann erstmals seit langem kein größeres Turnier, verlor nach drei Jahren die Führung in der Weltrangliste, verpasste die WM und brach sich im Oktober den Oberarm. Und er musste sein Goldpferd Sam, mit dem er dreimal Olympia-Gold gewann, ohne Abschiedserfolg in den Ruhestand verabschieden.

Nun soll Chipmunk die Nachfolge von Sam antreten, mit dem Jung auch bei EM und WM Gold gewann. "Es klappt bisher sehr gut", sagte Jung über die Trainingseindrücke mit dem Neuzugang. Der elfjährige Wallach sei "ein tolles Pferd." Über viele Jahre ausgebildet wurde Chipmunk von Krajewski. "Wir haben zwischendurch mal telefoniert und uns unterhalten", berichtete Jung: "Es gibt keine Probleme zwischen uns."

Krajewski setzt nun notgedrungen wieder auf Samourai, mit dem sie 2016 mit Jung im Olympia-Team ritt. Mit dem alten Pferd ist die Kollegin nun Konkurrentin von Jung und Chipmunk um einen Platz im Olympia-Team, das in Tokio nur noch aus drei Paaren besteht.

Mitteilung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung FN

Homepage Michael Jung

Krajewski-Porträt auf der Verbandsseite

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