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Ferientipps Am Ende wartet Rapunzel

Die Volksstimme-Redakteure haben sieben Ausflugsziele in Sachsen-Anhalt und Berlin getestet. Erstes Ziel ist der Märchenpfad in Wernigerode.

Von Julia Bruns 01.06.2017, 01:01

Wernigerode l 2500 Meter, das klingt nach einem leichten Spaziergang. Doch wer den Märchenweg in Wernigerode samt all seinen Rätseln bewältigt hat, ist mindestens so stolz wie das tapfere Schneiderlein. Der Aufstieg lohnt allemal: Vom Zinnenkranz des Kaiserturms aus gesehen, entschädigt ein Blick über Halberstadt, Wernigerode, den Brocken, das Harzvorland bis zum Huy. Selbst Rapunzel wäre bei diesem Panorama verzückt.

Wir starten zu viert am Ferienpark im Stadtteil Hasserode und gelangen von dort aus auf einen Waldweg, der laut Beschilderung für Kinderwagen geeignet ist. Eltern kleiner Kinder wissen die Information durchaus zu schätzen, ob lange Treppen oder steinige Pfade nach den ersten Kurven lauern.

Für größere Kinder als unsere ist der Märchenweg noch spannender. Das wird nach wenigen Metern deutlich. Denn unsere Alma kann mit ihren zwei Jahren noch nicht die Harzer Pflanzen unterscheiden, die Rotkäppchen für die Großmutter gepflückt hat. Nichtsdestotrotz schaut sie sich alles interessiert an, zumal an allen Tafeln auf bekannte Märchen verwiesen wird.

An insgesamt acht Stationen kann auf dem Märchenpfad Wissen getestet, geschätzt oder um die Wette gelaufen werden. So ist sicher, dass nicht alle fünf Minuten die Frage „Mama, wann sind wir endlich da?“ ertönt.

Die eigentliche Sensation des Märchenweges ist die Natur. Wir gehen entlang des plätschernden Bachlaufes der „Nessel“, die dem Tal ihren Namen gab. Der Weg führt vorbei an der harztypischen Hosenbeinwiese. Zuletzt kreuzen wir den Försterplatz kurz vor dem Waldgasthaus „Armeleuteberg“.

Den Märchenweg gibt es seit drei Jahren. Er entstand auf Initiative der Betreiber des Ausflugslokals „Armeleuteberg“ und des Hasseröder Ferienparks und verbindet beide Häuser. So ist es zu verschmerzen, wenn man in aller Eile vergessen hat, Proviant einzupacken. Ingesamt haben wir gut 180 Höhenmeter überwunden und anderthalb Stunden für den Aufstieg inklusive eines kleinen Umweges auf der kinderwagenrechten Strecke gebraucht. Der Armeleuteberg trägt seinen Namen seit dem 17. Jahrhundert, als sich dort ein Hospital für Leprakranke befand.

Auf 478 Höhenmetern stempeln wir unser Harzer Wandernadel-Heft mit dem Sonderstempel des Märchenwegs und brechen auf zur letzten Station des Naturlehrpfads: dem Rapunzelturm. Der heißt in Wirklichkeit Kaiserturm und steht schon seit 1902 an Ort und Stelle. Dies ist die letzte Antwort, die auf unserer Schatzkarte fehlt. Nun dürfen wir eine kleine Belohnung im Waldgasthaus entgegennehmen. Aber zunächst besteigen wir noch den Kaiserturm. Der aus Harzer Granitsteinen errichtete Aussichtsturm wurde zu Ehren Kaiser Wilhelms II. erbaut. Beim Aufstieg zählen wir die Treppenstufen, und vergessen beim Blick auf unsere Heimatstadt Wernigerode, wie viele es waren.

Wer im Harz etwas mit Kind und Kegel unternehmen möchte, ohne das Portemonnaie zu plündern, fantastische Aussichten genießen und etwas lernen möchte, dem sei der Märchenweg wärmstens empfohlen. Denn die Frischluftkur inklusive Rätselspaß für die ganze Familie ist vollkommen kostenlos.

Weitere Informationen zum Wernigeröder Märchenweg gibt es hier.

In der nächsten Folge am kommenden Donnerstag lesen Sie unsere Eindrücke vom Ringheiligtum Pömmelte bei Schönebeck.