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Gesundheit Wenn ein Kropf das Atmen erschwert

Schilddrüsenerkrankungen hängen immer öfter mit Auto-Immunstörungen zusammen.

Von Uwe Seidenfaden 17.10.2017, 01:01

Magdeburg l Bei gesunden Menschen liegt die Schilddrüse unterhalb des Kehlkopfes und hat etwa die Größe einer Walnuss. Im Krankheitsfall kann sie bis zur Größe einer Faust und mehr anwachsen, ohne dass es gleich sichtbar ist. „Nicht selten wachsen Schilddrüsen in den Brustkorb hinein und drücken dann auf Luft- und Speiseröhre“, so Dr. Manuela Petersen, Leiterin des Arbeitsbereiches Endokrine Chirurgie am Uniklinikum. Die Betroffenen klagen beispielsweise unter einem Kloßgefühl im Hals, Schluckbeschwerden, einem chronischen Husten sowie Heiserkeit. Bei weiterem Fortschreiten der Erkrankung kommt zunehmende Luftnot hinzu.

Ärzte diagnostizieren eine Schilddrüsen-Vergrößerung oder die Bildung von Knoten durch Abtasten des Halses und mit Hilfe einer Ultraschall-Untersuchung. Ergänzt werden diese Untersuchungen durch Messungen von Hormonwerten im Blut und ggf. Messung der Schilddrüsenfunktion durch Injektion schwach-radioaktiver Stoffe (Szintigrafie).

Erkrankungen der Schilddrüse können verschiedene Ursachen haben. Während bis vor wenigen Jahrzehnten der Jodmangel eine häufige Ursache für einen Kropf war, registrieren die Ärzte neuerdings immer öfter chronische Entzündungen des Schilddrüsengewebes als Folge fehlgesteuerter Angriffe von Zellen des Immunsystems auf das körpereigene Drüsengewebe. So werden in Europa aus bislang ungeklärten Gründen immer öfter Patienten mit der Autoimmunerkrankung „Hashimoto-Thyreoiditis“ diagnostiziert. Das kann mit Medikamenten behandelt werden. Eine Operation der Schilddrüse ist notwendig bei:

⦁ einem diagnostisch begründeten Hinweis auf eine Krebserkrankung

⦁ einer Schilddrüsen-Überfunktion, die mit Medikamenten nicht ausreichend behandelt werden kann

⦁ einer sehr großen Schilddrüse, die Beschwerden wie Luftnot verursacht.

 

Es gibt verschiedene chirurgische Verfahren zur Operation der Schilddrüse. Die Ärzte arbeiten mit Lupenbrillen, blutstillenden Verfahren und Nervenbahn-Überwachungstechniken. Das reduziert das Risiko bleibender Operationsschäden am Stimmbandnerv und an den Nebenschilddrüsen. Die für den Eingriff notwendigen operativen Schnitte legen erfahrene Chirurgen möglichst in Hautfalten, so dass die Narben später kaum zu sehen sind. Das Ausmaß der Resektion kann von einer einzelnen Knotenentfernung bis zur kompletten Entfernung der Schilddrüse reichen. „Endoskopische Verfahren sind nicht immer die bessere Alternative“, sagt Dr. Petersen.

Schilddrüsentumore treten vorrangig im Erwachsenen- und Seniorenalter auf. Es gibt allerdings auch junge Patientinnen. „Unsere jüngste Patientin mit einem Schilddrüsenkarzinom war erst 17 Jahre alt“, sagt Dr. Petersen. Im Gespräch stellte sich heraus, dass auch ihre Mutter im mittleren Lebensalter an einem Schilddrüsenkarzinom erkrankte. „Derartige Fälle weisen auf eine erbliche Veranlagung hin“, sagt die Ärztin. Dann kann eine humangenetische Beratung am Uniklinikum sinnvoll sein. Allen anderen Menschen rät die Medizinerin etwa ab dem 40. Lebensjahr zu regelmäßigen Kontrollen der Schilddrüsenhormone beim Hausarzt. Das gilt besonders dann, wenn unspezifische Symptome wie Nervosität, Reizbarkeit und Herzrasen oder aber Antriebslosigkeit, Heiserkeit oder Schluckbeschwerden scheinbar unerklärlich sind.