1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Gesundheit
  6. >
  7. Trotz Rheuma beweglich bleiben

Krankheiten Trotz Rheuma beweglich bleiben

Gelenke halten uns Menschen beweglich. Ein fortgeschrittenes Alter und Erkrankungen können die Mobilität erheblich einschränken.

Von Uwe Seidenfaden 17.09.2018, 01:01

Magdeburg l Auf Fußspitzen zu laufen, einen Spagat zu machen oder den großen Zeh zur Nase zu führen: All das ist im Kindesalter oftmals noch kein Problem. Als Heranwachsende besitzen wir Menschen eine erstaunliche Beweglichkeit. Einmal erlernt, laufen die Bewegungen dann Jahrzehnte lang ganz automatisch ab.

Für viele, zumeist ältere Menschen sind Bewegungen jedoch mit Schmerzen verbunden. Je nach den betroffenen Gelenken fällt es zunehmend schwerer zu gehen, die Strümpfe anzuziehen, die Schuhbänder zu knüpfen oder sich beispielsweise die Haare zu kämmen. Etwa 32 Millionen Bundesbürger - mehr als jeder Dritte - leidet unter Gelenkbeschwerden, so Prof. Dr. Christoph Lohmann, Direktor der Orthopädischen Uniklinik Magdeburg. Und 30 Prozent aller Deutschen haben so wie Horst Schlemmer - der beliebte TV-Komiker Hape Kerkeling - Rückenschmerzen. Häufigster Grund sind sogenannte Verschleißerscheinungen, z.B. durch mehrfache kleine Gelenkverletzungen als Folge einseitiger Überlastungen durch einen körperlich anstrengenden Beruf, durch Übergewicht oder durch Bewegungsmangel. Orthopäden sprechen von Arthrose.

Das aktuelle medizinische Wissen über die biologischen Vorgänge bei Arthrose fasste Prof. Lohmann in seinem Vortrag zusammen. Dabei verwies er auf natürliche Heilungsprozesse, die inzwischen in der Klinik mit verschiedenen Knorpelimplantaten und Gewebezüchungen unterstützt werden können.

Bislang können diese Techniken jedoch nicht bei Gelenk-arthrosen im fortgeschrittenen Krankheitsstadium, die häufig bei älteren Menschen diagnostiziert werden, helfen.

Bei Gelenkbeschwerden spricht der Volksmund meist generell von Rheuma. Die Medizin macht jedoch Unterschiede zwischen den sehr häufigen verschleißbedingten Arthrose-Erkrankungen und chronisch-entzündlichen Rheumabeschwerden, die auch junge Menschen betreffen können. Den medizinischen Unterschied erklärte Prof. Dr. Jörn Kekow, Direktor der Fachklinik Vogelsang-Gommern. Hinweise auf eine Arthrose sind u.a. verhärtete Schwellungen der Gelenke und Schmerzen, die unter Belastung auftreten. Für chronisch-entzündliche Rheumabeschwerden sprechen hingegen meist weiche und besonders warme Gelenkschwellungen sowie eine Schmerzlinderung bei Bewegungen. Die Schmerzen treten vorwiegend in der Nacht auf. Mediziner fassen unter dem Begriff Rheuma eine Vielzahl von chronisch-entzündlichen Erkrankungen des Bewegungsapparates und auch anderer Organe zusammen. Dazu zählen u.a. die Arthritis, Lupus erythematodes, Morbus Bechterew, Sklerodermie und das Sjögren-Syndrom.

„Zur genauen Diagnose stehen verschiedene Verfahren wie die Sonografie, die Diagnostik von Laborwerten und das MRT (Untersuchung in der Röhre) zur Verfügung“, so Professor Kekow.

Das Problem: Als Folge der rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen kann es zu Vernarbungen des gesunden Gewebes kommen.

Teilweise wird gesundes Knorpelgewebe auch ganz abgebaut, so dass Gelenkknochen schmerzhaft aufeinander reiben. Auch dann kann eine Gelenkoperation notwendig sein.

In der Regel erfolgt die Behandlung chronisch-entzündlicher Rheumaerkrankungen mit Medikamenten und durch Veränderungen der Ernährung und Lebensumstände. „Ziel ist der Erhalt der Beweglichkeit sowie eine Verminderung der Schmerzen“, so Prof. Kekow, der auch Präsident der Rheumaliga Sachsen-Anhalt - einer bundesweiten Selbsthilfeorganisation - ist.

Kekow informierte über den Einsatz von Medikamenten wie Methotrexat (MTX), Kortison und sogenannte Biologicals, die gezielt bestimmte körpereigene Entzündungsstoffe unterdrücken.

Ergänzend wirken physikalische Therapien wie Aufenthalte in Kältekammern und Strahlenbehandlungen (Radiosynoviorthese).