1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Gesundheit
  6. >
  7. Raucherhusten ernst nehmen

EIL

Medizin Raucherhusten ernst nehmen

Magdeburger Fachärzte informierten beim Medizinischen Sonntag über Ursachen und Therapien häufiger Lungenerkrankungen.

Von Uwe Seidenfaden 23.10.2017, 01:01

Magdeburg l Eine Woche Urlaub auf einer einsamen Insel, ohne Handy, TV und Zeitung, ist möglich; einige Wochen zu fasten auch. Sogar ohne zu trinken, kann der Mensch noch einige Tage überleben. Doch ohne zu atmen, beginnt schon nach wenigen Minuten der Sterbeprozess.

Das beweist: Über das gesundheitliche Wohlbefinden entscheidet ganz wesentlich die Freiheit der Luftwege. Zu den Luftwegen zählen die Nasennebenhöhlen, Rachen, Kehlkopf, Luftröhre Bronchien und letztlich die mikroskopisch kleinen Lungenbläschen, in der ein Gas- und Energieaustauch zwischen den Molekülen der sauerstoffreichen Einatemluft und der an Kohlendioxid reichen Ausatemluft erfolgt.

Die Lungenbläschen sind zwar winzig klein, andererseits aber auch so zahlreich, dass sie eine Fläche von der Größe eines Fußballplatzes füllen könnten, erklärte Prof. Dr. Jens Schreiber, Direktor der Uniklinik für Pneumologie. Die große Fläche macht sie zugleich anfällig für Bakterien, Viren und diverse Schadstoffe in der Luft.

Atemnot ist nicht das einzige Symptom, das auf eine Lungenerkrankung hinweisen kann. Gleiches gilt auch für einen chronischen Husten wie ihn viele Zigarettenraucher kennen.

Ausgelöst wird er durch Zellgifte, die beispielsweise beim Rauchen die kleinen Lungenbläschen schädigen. Die Folge sind chronische Entzündungsreaktionen, die zum Absterben der Lungenbläschen für den Gasaustausch führen. Das führt zu zunehmender Luftnot bei körperlichen Belastungen, sagt Dr. Nadine Waldburg, Lungenfachärztin mit eigener Praxis in Magdeburg. Die Mediziner sprechen in diesem Zusammenhang von einer sogenannten chronisch-obstruktiven Lungenkrankheit auch COPD genannt.

„Leider denkt sich so mancher Raucher nach der Diagnose COPD, nun kommt es auf die nächste Zigarette auch nicht mehr an“, sagt die Lungenfachärztin Waldburg. Das ist aber falsch, wie viele wissenschaftliche Studien belegen. „Es gibt keinen Tag, der es nicht lohnt, mit dem Rauchen aufzuhören“, so die Ärztin. Zwar wird sich die Lunge von den bereits erlittenen Schäden nicht mehr ganz erholen, aber man kann durch Rauchverzicht zu jeder Zeit die eigene Lebenszeit verlängern.

In ihren Vorträgen informierten die Mediziner über den Stellenwert weiterer Risikofaktoren wie Asbest und Dieselruß sowie aktuelle medikamentöse Therapien beziehungsweise Trainingsprogramme, die Patienten helfen können.

Lungenkrebs gehört zu den häufigsten Tumorarten. Bislang erkranken daran mehr Männer als Frauen. Doch als Folge der zunehmenden Zahl rauchender Frauen erwarten die Mediziner für die Zukunft einen überproportionalen Anstieg dieser Krebserkrankungen beim weiblichen Geschlecht.

Professor Schreiber informierte auch über jüngste Fortschritte bei der Therapie von Bronchialkarzinomen. Zur Operation, Bestrahlung und Chemotherapie sind neue Immuntherapien hinzugekommen, berichtete er. Diese Substanzen können die Entwicklung und Ausbreitung der Krebszellen blockieren und aufhalten.

Die Vorträge finden sie im Internet hier