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Hochzeit In Sachsen-Anhalt wird samstags geheiratet

In Sachsen-Anhalt wird besonders gerne außerhalb der normalen Öffnungszeiten der Standesämter geheiratet.

Von Janette Beck 28.06.2019, 01:01

Magdeburg l Anna Winkler und Stefan Prax - beide 29 – haben Schmetterlinge im Bauch. „Seit eineinhalb Jahren planen wir bereits seine Hochzeit.“ Heute Nachmittag ist es endlich soweit: Im Malzkellersaal des Kloster Jerichow wird standesamtlich geheiratet. „Allerdings außerhalb der normalen Öffnungszeiten.“ Aber das ist kein Problem, sondern „Dienst am Kunden“, sagt Sabine Gottschling, Leiterin des Wirtschaftsbereiches im Kloster: „Das Standesamt Jerichow macht Trauungen bei uns im Prinzip ganzjährig und jeden Tag möglich.“ Aber nur zehn Prozent finden unter der Woche statt, „die anderen 90 Prozent am Freitag oder Sonnabend“.

Standesamt und Hochzeitsfeier am Wochenende – das wollen die meisten Paare im Land. Doch längst nicht überall ist das so einfach wie gedacht. In Schleswig-Holstein, Niedersachsen oder Berlin etwa ist das oft nur einmal im Monat möglich. Meistens bleiben Freitagnachmittag und samstags die Amtstüren zu. Deshalb nutzen viele die Angebote in Sachsen-Anhalt. Doch auch hier sind die Terminangebote und die Möglichkeit der Reservierung eines Wunschdatums von Stadt zu Stadt unterschiedlich, so dass es ratsam ist, sich über die Gepflogenheiten des betreffenden Amtes rechtzeitig zu informieren.

Was jedoch alle im Land eint: Die im Traukalender benannten Wochenend-Termine sind heiß begehrt – vor allem in den Sommermonaten. Dass 100 Euro zusätzlich fällig werden, wenn außerhalb der Öffnungszeiten geheiratet wird, hält dagegen kaum jemanden davon ab. So ist das Verhältnis von Trauungen am Freitag und Sonnabend zu denen unter der Woche in Sachsen-Anhalt 80:20.

Das bekam auch das Paar aus der Altmark zu spüren. Weil der Wunschtermin (Sonnabend, 22. Juni) zum Zeitpunkt der Anfrage bereits ausgebucht war, musste man flexibel sein. „Uns war wichtig, dass alle kommen können. So fiel die Wahl auf den Freitagnachmittag“, so die Braut, die das Fest im Tangermünder Schloss feiert.

In Magdeburg sieht es mit Wochenend-Terminen, die hier frühestens ein halbes Jahr im Voraus reserviert werden können, besonders eng aus. Normalerweise sind je zwölf Trauungen freitags und sonnabends möglich. Dass viele Paare dennoch leer ausgehen, liege an der Personalknappheit, sagt Stadt-Sprecherin Kerstin Kinszorra. Von 13 Planstellen sind derzeit neun besetzt, eine Beamtin davon ist in Elternzeit. Deshalb können derzeit an den Freitagnachmittagen und auch am ersten Sonnabend im Monat keine Eheschließungen stattfinden: „Der Traukalender für das laufende Jahr 2019 ist nahezu vollständig ausgebucht.“ Für die Zukunft versprach Kinszorra eine Besserung: „Der Einsatz von zwei weiteren Standesbeamtinnen ist in Aussicht.“

Magdeburger Heiratswillige können jedoch im Umland ihr Glück versuchen. Etwa in Barleben. „Natürlich haben wir auch samstags geöffnet, es soll ja der schönste Tag im Leben sein, da gehört der Wunschtermin dazu“, sagt die Barleber Standesbeamtin. „Als Randgemeinde haben wir in den Sommermonaten an den Wochenenden gut zu tun, denn viele, die in Magdeburg keinen Termin mehr bekommen haben, weichen zu uns aus.“

Trauungen außerhalb der Öffnungszeiten sich auch in Zerbst, Stendal, Calbe/Saale oder Havelberg kein Problem. „Für uns ist das im Sommer normal. Wir sind zu viert und teilen die Termine unter uns auf. Für so einen schönen Anlass tut man das doch gerne“, meint Ulla Fernitz, Standesbeamtin in Stendal. Auch hier sichert langes Vorausplanen den Wunschtermin. Reservierungen für den Sommer 2020 sind allerdings erst ab dem 7. Oktober möglich, wenn der Trauungskalender fürs nächst Jahr öffnet. Standesbeamtin Silke Stoppok stellt jedoch eine Verbesserung des Angebots in Aussicht: „Die Erfahrung ist, dass die Location für die Hochzeitsfeier inzwischen bis zu zwei Jahre vor den gewünschten Termin gebucht werden müssen. Deshalb planen wir für 2021 den Reservierungszeitraum zu vergrößern.“

Besonders begehrt sind nach wie vor besondere Daten: Für den 9.9.2019 (Montag) und 19.9.2019 (Donnerstag) gibt es etliche Anmeldungen. Auch hier gilt es schnell zu sein. So sind beispielsweise in Wernigerode für den 9.  September neun Trauungen geplant, fünf Termine sind bisher gebucht, am 19. September sind von zehn möglichen Terminen schon acht vergeben.