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Welt-Hepatitis-Tag Kranke Leber kann müde machen

Verschiedene Viren können die Leber schädigen. Am schwerwiegendsten sind
die Folgen von Hepatitis B und C. Sie können fast unbemerkt zu schweren
Organschädigungen führen. Einfache Blutuntersuchungen beim Hausarzt
können sie aufspüren.

Von Uwe Seidenfaden 26.07.2014, 03:15

Magdeburg l 1954 wurde Deutschland erstmals Fußball-Weltmeister. In den Wochen und Monaten danach verfolgte die Mannschaft jedoch das Pech. Mehrere Spieler litten unter grippeähnlichen Symptomen, Muskelschmerzen und Oberbauchbeschwerden, ohne dass die Ärzte eine Ursache feststellen konnten. Rückblickend gilt es als wahrscheinlich, dass sich die Spieler durch Infektionen mit dem damals noch unbekannten Hepatitis-C-Erreger angesteckt hatten.

Als Hepatitis bezeichnen Mediziner eine Leberentzündung. Sie kann durch eine chemische Vergiftung (zum Beispiel Alkoholmissbrauch und Medikamenten-Nebenwirkungen) oder durch Viren verursacht werden. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit viermal mehr Menschen mit Hepatitis-Viren infiziert als mit dem Aids-Erreger HIV. Wissenschaftlich bekannt sind bislang sechs verschiedene Hepatitis-Virusvarianten, die mit den Buchstaben A bis G bezeichnet werden. Nachweislich auf die Gesundheit wirken sich nur die Hepatitis-Viren A bis E aus. Seit 2011 ist der 28. Juli der Welt-Hepatitis-Tag der WHO.

Gelbe Verfärbung der Haut ist nicht typisch

Die Virushepatitis wird umgangssprachlich meist als Gelbsucht bezeichnet. Die Gelbverfärbung der Augenbindehaut ist aber kein zuverlässiges Zeichen für eine Hepatitis-Infektion. "Maximal 30 Prozent dieser Infektionen sind mit der Gelbverfärbung verbunden", sagt Dr. Kerstin Stein, Oberärztin in der Hepatologie der Magdeburger Uniklinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie. Während eine Hepatitis-A-Infektion meist innerhalb von sechs Wochen ohne bleibende Schäden ausheilt, sind die Hepatitis B-, C- und D-Viren weitaus gefährlicher.

Die akute Infektionsphasen verlaufen in über zwei Drittel der Fälle unauffällig. Symptome wie Leistungsschwächen, Müdigkeit, Gliederschmerzen, Oberbauchbeschwerden oder Völlegefühl sind oftmals so unspezifisch, so dass nicht an eine Virus-Infektion gedacht wird. Wenn die körpereigene Immunabwehr den Erreger nicht beseitigen kann, nisten sich die Erreger längerfristig im Körper ein.

Nach sechs Monaten sprechen Ärzte von einer chronischen Infektion. Im Laufe von Jahrzehnten kann das zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Die entzündeten Leberzellen sterben und werden durch funktionsloses Narbengewebe ersetzt (Leberzirrhose). Das wiederum erhöht das Risiko, dass einige dieser Zellen sich unkontrolliert vermehren und ein Tumor in der Leber entsteht, der Tochtergeschwülste in anderen Organen bildet.

Bei Infektionsgefahr testen lassen

Hepatitis B-, C- und D-Viren werden durch Körperflüssigkeiten übertragen. Infektionsgefahren sind unter anderem ungeschützter Geschlechtsverkehr oder das Spritzbesteck von Drogenabhängigen sowie unsauber durchgeführte Piercings.

Hoch ist bis heute die Infektionsrate unter den Menschen, die bis Anfang der 1990er Jahre Blutkonserven oder infektiöses Immunglobulin bekommen haben. "Viele wissen bis heute nicht von ihrer Erkrankung und werden zum Beispiel erst mit einer Leberzirrhose auffällig", sagt Dr. Stein. Jeder Mensch, der ein Risiko für eine Hepatitisinfektion hat, sollte daher auf Hepatitis B und C getestet werden, rät die Medizinerin. Das ist beim Hausarzt durch eine einfache Blutuntersuchung möglich und wird von den Krankenkassen bezahlt.