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Schwerwiegende Erkrankungen Augen sind die Fenster zum Körper

Viele nehmen den Gang zum Augenarzt nur dann auf sich, wenn sie eine Brille benötigen. Ein Fehler. Denn durch einen geschulten Blick ins Auge, können verschiedenste Krankheiten des gesamten Körpers diagnostiziert werden.

Von Isabel Moss 28.07.2014, 01:38

Magdeburg l Wenn die Augen rot sind und unangenehm jucken, gehen die meisten Menschen davon aus, sie seien an einer Binderhautentzündung erkrankt. Für viele kein Grund, einen Arzt aufzusuchen. Sie greifen stattdessen lieber zu Hausmitteln wie warme Kompressen oder kaufen sich in der Apotheke entsprechende Salben und Tropfen.

Was Betroffene in der Regel nicht wissen: Die Symptome einer Binderhautenzündung können noch auf andere, viel dramatischere Krankheiten hinweisen. So können rote Augen ein Zeichen für einen Herpes oder auch für erhöhten Blutdruck sein. Jucken sie zudem noch, kann eine Fehlfunktion der Schilddrüse der Grund dafür sein.

Dieses Beispiel ist nur eines von vielen, bei denen sich im Auge Krankheiten erkennen lassen, die ihren Ursprung an einer ganz anderen Stelle im Körper haben. So wie bei einer Herz- oder Nierenschwäche. Ist der Patient davon betroffen, kann das eine Schwellung der Augenlider mit sich bringen. Während die meisten vermuten würden, es handele sich um gewöhnliche Tränensäcke, liegt der Ursprung darin, dass die Zirkulation im Körper gestört ist und das Wasser nicht mehr aus dem Gewebe entfernt werden kann. "Der Augenarzt ist oft der erste, der Krankheiten erkennen kann", erklärt Dr. Georg Eckert vom Bundesverband der Augenärzte Deutschlands.

Und dabei handelt es sich nicht nur um Erkrankungen des Sehorgans, sondern unter anderem auch um Leberfunktionsstörungen, Gallenentzündung oder auch Autoimmunerkrankungen.

"Manche Krebsformen lassen sich im Auge erkennen."

So kann selbst ein Nachlassen der Sehstärke viel größere Folgen nach sich ziehen als die Notwendigkeit, eine Brille zu tragen. Paart sich die verminderte Sehschärfe mit einer Art Schleiersehen, kann der Ursprung in der unheilbaren Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose liegen. Die Entzündungen, die den Sehnerv, die Netzhaut oder andere Gefäße im Auge treffen, treten häufig als erste Vorboten dieser Krankheit auf.

Dass so viele Symptome zunächst im Auge sichtbar werden, liegt unter anderem an den sensiblen Gefäßen des Auges und daran, dass sie gut zu überprüfen sind. Leidet der Patient beispielsweise unter Bluthochdruck, zeigen sich Schäden in den Arterien des Auges, bevor andere Gefäße des Körpers sichtbar angegriffen werden.

Neben den offensichtlicheren Symptomen gibt es auch noch solche, die nur durch spezielle Untersuchungen des Augenhintergrunds sichtbar werden. Mit Hilfe von speziellen Geräten, lässt sich das Auge um ein 60-Faches vergrößern und es kann passieren, dass der Augenarzt während seiner Behandlung erkennt, dass der Patient an Krebs erkrankt ist. "Manche Krebsformen wie zum Beispiel das Retinoblastom, Blutkrebs oder Melanome lassen sich im Auge erkennen - sie metastasieren oft in die Aderhaut", weiß Dr. Eckert.

"Der Stellenwert des Auges ist hoch."

Die Untersuchung des Augenhintergrunds kann zudem zur Früherkennung eines Glaukoms, also des Grünen Stars, führen. Allerdings ist diese Untersuchung nicht Teil des Leistungskatalogs. "Ihr diagnostischer und therapeutischer Nutzen ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen", erläutert Elke Proffen, Sprecherin der TK für Sachsen-Anhalt.

Augenärzte wie Dr. Eckert hoffen, dass sich daran etwas ändern wird und Patienten sich regelmäßig gründlich untersuchen lassen. "Der Stellenwert des Auges ist so hoch, dass man sich mindestens einmal im Jahr untersuchen lassen sollte", ergänzt Dr. Eckert.

Und nicht immer sind ausgefeilte Techniken nötig, um Krankheiten im Auge erkennen zu können: "Das geschulte Auge kann bereits bei "normalen" Untersuchungen sehr viel erkennen", so Dr. Eckert.