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Prostatakrebs und anderen Männerkrankheiten Wenn der Mann schlappmacht

04.09.2014, 01:09

Zahlreiche Leser informierten sich am Dienstag in einem Telefonforum der Volksstimme über Männerkrankheiten. Auskünfte gaben Fachärzte der Uniklinik für Urologie und Kinderurologie. Uwe Seidenfaden notierte Fragen und Antworten.

Frage: Ich bin 75 Jahre alt. Bei der bislang letzten Hausarztuntersuchung vor zwei Wochen hatte ich einen leicht erhöhten PSA-Wert. Ich war daraufhin beim Urologen, der mir sagte, dass in meinem Alter keine PSA-Kontrolle mehr notwendig ist. Eine Gewebeentnahme aus der Prostata wäre nur bei verdächtigen Beschwerden wie Knochenschmerzen sinnvoll. Ist das richtig?

Ja. Nach den neuen Leitlinienempfehlungen sind bei beschwerdefreien Männern PSA-Kontrollen zur Vorsorge ab 70 Jahren nicht mehr ratsam. Der Grund ist, dass ein eventueller Prostatakrebs in aller Regel erst nach vielen Jahren zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führt. Generell sollten PSA-Kontrollen und Tast-untersuchungen zur Krebsfrüherkennung nur im Alter zwischen 45 und 70 Jahren und auch nach aller Möglichkeit nur vom Urologen durchgeführt werden.

Mein letzter PSA-Wert war erhöht. Reicht es, ihn weiter zu kontrollieren, oder sollte gleich eine Gewebeprobe entnommen und untersucht werden? Ich bin 51 Jahre alt.

Ein einmal erhöhter PSA-Wert ist noch kein Krebsbeweis. Besteht ein erhöhter PSA-Wert in mehreren Kontrollen, ist in Ihrem Alter eine Biopsie ratsam.

Vor fünf Jahren hatte ich eine radikale Prostataoperation. Danach lag der PSA-Wert nahe null. Jetzt ist er wieder auf 0,9 gestiegen. Mein Arzt hat eine Strahlentherapie vorgeschlagen. Ist das notwendig?

Die Strahlentherapie ist sicher die erste Wahl bei der Behandlung eines wieder aufgetretenen Prostatatumors. Eine ungünstigere Alternative wäre eine Hormontherapie, die mit starken Nebenwirkungen verbunden sein kann. Männer wie Sie können sich mit Überweisung von Hausarzt in der interdisziplinären Sprechstunde des Prostatazentrums des Magdeburger Uniklinikums beraten lassen.

Wie hoch ist der PSA-Grenzwert, ab dem ein Risiko für den Prostatakrebs steigt?

Es gibt keinen PSA-Grenzwert. Nach den Leitlinien für die Diagnostik und Therapie von Prostatakrebs gibt es aber Empfehlungen für die Zeit bis zur nächsten Blutabnahme. Das ist abhängig von der Höhe des letzten gemessenen PSA-Wertes. Außerdem gibt es Empfehlungen (alters- und situationsabhängig), ab welchem Wert eine weiterführende Diagnostik erfolgen sollte.

Ich bin 64 Jahre alt. Unlängst wurde bei mir Prostatakrebs nachgewiesen. Nach Analysen der Gewebeproben habe ich aber einen langsam wachsenden Prostatakrebs, der noch auf das Organ beschränkt ist. Mein Arzt meinte, dass ich die Wahl habe zwischen einer Operation, einer Strahlentherapie oder dem Abwarten, mit regelmäßigen Nachkontrollen. Besteht beim Warten nicht das Risiko, dass es für eine Heilung zu spät sein kann?

Prostatatumore treten in höheren Lebensjahren sehr häufig auf. Viele dieser Tumore wachsen nur sehr langsam und führen bis zum Lebensende zu keinen ernsthaften Beeinträchtigungen. Deshalb kann ein abwartendes Vorgehen bei Patienten mit einem sehr langsam wachsenden Tumor sinnvoll sein.

Das Risiko, dass der Tumor unbemerkt in ein aggressiveres Wachstumsstadium tritt, kann durch regelmäßige und engmaschige Kontrolluntersuchungen fast völlig ausgeschlossen werden. In einer Studie der deutschen Krebsgesellschaft (PREFERE) wird diese Konstellation geprüft. Sie können sich in der interdisziplinären Sprechstunde des Universitätsklinikums beraten lassen.

Ich bin 60 Jahre und wegen einer gutartigen Prostatavergrößerung in ärztlicher Behandlung. Meinen PSA-Wert lasse ich zweimal im Jahr kontrollieren. Er war bislang aber nicht auffällig. Kann sich dennoch aus einer gutartigen Prostatavergrößerung ein Prostatakrebs entwickeln?

Nein. Allerdings schließt das eine das andere nicht aus. Männer sollten deshalb ab 45 Jahren einen Urologen aufsuchen.

Wie groß ist das Risiko, dass es durch eine Gewebeentnahme in der Prostata zu einer bakteriellen Infektion durch den Darm kommt oder dass Krebszellen verschleppt werden?

Das Risiko einer bakteriellen Infektion ist sehr klein. Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass Krebszellen bei einer Biopsie aus der Prostatakapsel in den Körper verschleppt werden.

Ich habe wegen eines organüberschreitenden Prostatatumors eine Strahlentherapie bekommen. Ein gutes Jahr später ist der PSA-Wert wieder angestiegen. Ich bekomme eine Anti-Hormontherapie. Mein Arzt meinte, dass ich die Therapie dauerhaft brauche. Ich leide aber sehr stark unter den Nebenwirkungen, bin antriebslos und wache in der Nacht oft schweißgebadet auf. Gibt es Alternativen?

Eine mögliche Alternative kann eine Behandlung mit hochintensivem fokussiertem Ultraschall (HIFU) sein. Bei diesem Verfahren werden Ultraschallwellen auf mehrere kleine Brennpunkte in der Prostata fokussiert. Dort wird die Energie in Hitze umgewandelt und das noch vorhandene Krebsgewebe wird bei Temperaturen von bis zu 80 Grad Celsius zerstört. Eine Hormonbehandlung ist dann nicht mehr nötig.

Hat das Sexualleben einen Einfluss darauf, ob es zu einer Prostatavergrößerung kommt?

Nein, darauf gibt es keine Hinweise.

Ich muss in der Nacht öfter urinieren als am Tage. Ich habe bislang Prostata-Medikamente genommen, allerdings ist die Wirkung gering. Was können Sie mir raten?

Wenn Sie in der Nacht deutlich öfter zur Toilette gehen müssen als am Tage, kann die Ursache möglicherweise auch ein krankes Herz sein. Sie sollten die Ursache von einem Internisten und einem Urologen abklären lassen.

Ich bin 58 Jahre alt und habe in jüngster Zeit immer öfter Probleme, eine Erektion zu bekommen. Kann das auch mit der Prostata zusammenhängen?

Die Erektionsschwäche kann verschiedene Ursachen haben. Bei Männern ab etwa 50 Jahren muss man auch an Gefäßerkrankungen (zum Beispiel Arteriosklerose, Diabetes und Bluthochdruck) denken. Eine gutartige Prostatavergrößerung und eine Erektionsstörung können unabhängig voneinander auftreten.

Ich bin 72 Jahre alt. In letzter Zeit treten häufiger Probleme mit der Gliedsteife auf. Kann ich in meinem Alter noch Medikamente für die Gliedsteife nehmen?

Prinzipiell ist das Alter kein Hinderungsgrund für die Einnahme von Medikamenten gegen Erektionsstörungen. Entscheidend ist der allgemeine Gesundheitszustand, insbesondere das Risiko von Herzkreislauferkrankungen. Deshalb gibt es Medikamente zur Verbesserung der Gliedsteife auch nur auf Rezept.

Ich habe mit Eintritt der Gliedsteifigkeit das Problem, dass sich das Glied seitlich verbiegt. Das beeinträchtigt sehr den normalen Geschlechtsverkehr mit meiner Partnerin. Kann ich dagegen etwas tun?

Die von Ihnen beschriebenen Probleme sprechen für eine sogenannte Induratio penis plastica. Dabei handelt es sich um eine narbige Veränderung der Schwellkörperoberfläche unbekannter Ursache. Der Penis biegt sich dann mit zunehmender Gliedsteifigkeit um die Narbe herum. Diese Krankheit können Ärzte in einer urologischen Klinik operieren. Lassen Sie sich überweisen.

Ich hatte vor fünf Monaten eine Vasektomie (chirurgischer Eingriff zur Sterilisation - d. Red.). In jüngster Zeit fühle ich mich oftmals auch tagsüber müde. Kann das eine Folge von Testosteron-Mangel durch eine Vasektomie sein?

Nein. Eine Vasektomie beeinflusst nicht den Testosteron-Spiegel. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und lassen Sie sich untersuchen.