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Sonniger Standort und saurer Boden erforderlich Kulturheidelbeeren eignen sich auch für den Hausgarten

Von Dagmer Thiel 31.08.2009, 05:01

Grethem ( ddp ). Sie heißt auch Blaubeere, Krähenauge, Schnuderbeeri oder Worbel : Die Heidelbeere ist eine alte Heil- und Kulturpflanze, die schon Hildegard von Bingen im Mittelalter beschrieb. Wer die blauen Beeren des Heidekrautgewächses ernten will, muss heute nicht mehr mit dem Körbchen in den Wald gehen. Kulturheidelbeeren wachsen auch im Hausgarten. Hier müssen Hobbygärtner aber einiges beachten, um eine reiche Ernte zu erzielen.

" Mit unseren Waldheidelbeeren sind die Kulturheidelbeeren nur ganz entfernt verwandt. Etwa vergleichbar mit dem Verwandtschaftsgrad zwischen Pfl aume und Kirsche ", erklärt Christina Badenhop vom Bund Deutscher Heidelbeeranbauer. Sie gehören zwar zur selben Gattung, unterscheiden sich aber in vielem : Die einen ein kleines Kraut, die anderen stattliche Sträucher. Die etwas kleineren Waldheidelbeeren gelten allgemein als aromatischer. Kulturheidelbeeren haben helles Fruchtfleisch, nur die feste Schale ist blau. Sie sind wesentlich größer, süßer und haben nur wenig Kerne. " Allerdings stellen sie die gleichen Ansprüche an Boden und Witterung wie die Waldheidelbeeren. Sie gedeihen nur auf lockeren, sauren, nährstoffarmen Sand- oder Moorböden und brauchen viel Sonne ", sagt die Beeren-Expertin.

Drei bis vier Jahre alte Pflanzen kaufen

1909 begannen Botaniker in Nordamerika, wildwachsende Heidelbeersträucher zu kultivieren. " Von den weltweit über 100 Arten wurden hier nur die wertvollsten zur Züchtung ausgewählt und systematisch angebaut ", sagt Christina Badenhop. Der Botaniker Wilhelm Heermann aus Rinteln an der Weser testete in den 1920 er Jahren eine ganze Reihe der amerikanischen Züchtungen auf ihre Anbaueignung in Deutschland. Nach jahrelanger Entwicklungsarbeit konnte er das erste Pfl anzgut ausliefern.

Die Anzucht von Heidelbeeren ist heute wie vor 100 Jahren eine langwierige Sache. " Die Pflanzen sind erst nach drei Jahren groß genug, um ins Freiland umgesetzt zu werden ", so Badenhop. Und dann dauert es weitere sieben bis neun Jahre, bis die Sträucher ihre Größe von bis zu zwei Metern erreicht haben und einen vollen Ernteertrag von bis zu zehn Kilo pro Strauch erbringen.

Eine solche Erntemenge ist in gutem Moorboden durchaus auch bei einem gut gepfl egten Heidelbeerstrauch im eigenen Garten möglich. Hobbygärtner sollten sich beim Kauf trotz des höheren Preises unbedingt für drei bis vier Jahre alte Containerpflanzen mit mehreren Seitentrieben entscheiden. " Sie sind robuster und verkürzen die Jahre bis zum Vollertrag ", rät Gartenbautechnikerin Christine Scherer von der Bayerischen Gartenakademie.

Heidelbeeren reagieren empfindlich auf Staunässe und Austrocknen. Als kalkfl iehende Pflanzen lieben sie einen sauren Boden mit einem pH-Wert von 4, 0 bis 5, 0. Auch beim Gießen sollten Hobbygärtner bedenken, dass die Sträucher keinen Kalk mögen. " Kalkhaltiges Gießwasser führt zu Blattvergilbungen, sogenannten Chlorosen, und langsam geringer werdenden Erträgen ", sagt Christine Scherer. Dagegen habe sich das Gießen mit aufgefangenem Regenwasser bewährt. " Auch wenn sie selbstfruchtbar sind, wird der Ertrag durch die Nachbarschaft von zwei oder drei Pfl anzen anderer Sorten gesteigert ", sagt Christine Scherer.

Die Erntezeit der Heidelbeeren dauert mehrere Wochen. Sie reifen nach und nach, so dass man immer nur die reifsten Früchte pfl ückt. Gesunde Pflanzen können bis zu 30 Jahre lang Früchte hervorbringen.

Selbst wenn der eigene Garten keinen sauren Boden hat, können die blauen Beeren hier mit ein paar Tricks angebaut werden. Die Bayerische Gartenakademie empfiehlt in solchen Fällen, für jede Pfl anze eine Grube von mindestens 80 Zentimeter Durchmesser und 60 Zentimeter Tiefe auszuheben. Die seitlichen Ränder werden mit einer Mulch- oder Teichfolie ausgekleidet, der Boden nach unten bleibt frei oder wird für die Drainage gelockert.

Das Pflanzloch wird zu gleichen Teilen mit Torf, gewaschenem Sand und Rindenmulch von Nadelbäumen aufgefüllt. Statt Torf kann man Sägespäne oder Holzhäcksel von Nadelgehölzen verwenden, muss dann aber die Stickstoffdüngung erhöhen.

Grube oder Mörtelwanne

" Als Alternative ist auch eine große, runde Mörtelwanne verwendbar, die am besten in den Boden eingegraben wird. Mehrere Löcher im Boden und eine Kiesschicht als untere Lage sorgen für einen guten Wasserabfluss ", so Christine Scherer. Anstelle der genannten Pflanzmischung kann auch Rhododendronerde genommen werden. Eine fünf Zentimeter dicke Mulchschicht aus gehäckseltem Nadelholz nach der Pflanzung hält den Boden sauer und verhindert das oberfl ächige Austrocknen.

Heidelbeeren freuen sich zudem über regelmäßige Gaben von speziellem kalkfreiem Heidelbeer- oder Rhododendrondünger.

( Quelle : Bayr. Gartenakademie )