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Neue Landschaften Hawaii nach dem Vulkanausbruch ganz anders erleben

Der spektakuläre Ausbruch des Kilauea-Vulkans vor einem Jahr hat auf der Insel Hawaii vieles verändert. Einige Reiseziele sind für immer verschwunden - andere ganz neu entstanden.

Von Jörg Michel, dpa 25.06.2019, 04:05
«Road closed»: Der Ausbruch des Kilauea 2018 war einer der schwersten auf Hawaii seit gut 200 Jahren. Foto: Jörg Michel/dpa-tmn
«Road closed»: Der Ausbruch des Kilauea 2018 war einer der schwersten auf Hawaii seit gut 200 Jahren. Foto: Jörg Michel/dpa-tmn dpa-tmn

Hilo (dpa/tmn) - An einem Frühlingstag 2018 zitterten im Büro des Seismologen Brian Shiro die Wände. Draußen vor dem Museum am Kilauea-Vulkan auf Hawaii lösten sich Brocken aus den Felsen und rauschten in die Tiefe. Shiro verkroch sich unter seinen Schreibtisch.

Auf Hawaii ist man Erdbeben gewöhnt, doch dieses war besonders: Mit 6,9 auf der Richterskala war es so stark wie kein anderes, das die Hauptinsel des hawaiianischen Archipels, auch Big Island genannt, in den vergangenen 40 Jahren erschütterte. Dazu kamen viele Nachbeben.

"Es war dramatisch, und doch waren wir erst am Anfang", erinnert sich Shiro, der im Vulkanforschungsinstitut von Hawaii in Hilo arbeitet.

Ausbruch mit verheerenden Folgen

Bis zum vergangenen Jahr hatte Shiro sein Büro direkt am Kraterrand des Kilauea, einem der aktivsten Vulkane der Erde. Doch schon wenige Tage nach den Beben sackte der Krater ab. Der bis dato rot glühende Lavasee erlosch, eine Aschewolke quoll zehn Kilometer in den Himmel. Das Museum wurde für Besucher geschlossen.

Der Ausbruch war einer der schwersten auf Hawaii seit gut 200 Jahren. Zwischen Mai und August 2018 öffneten sich an den Flanken des Kilauea allerorten Erdspalten. Die daraus hervorquellende Lava begrub 700 Häuser und machte tausende Menschen obdachlos.

Der Kilauea ist Teil des Hawaii Volcanoes National Park und liegt auf der größten Insel des Archipels. Mit rund zwei Millionen Besuchern im Jahr gehörte der Park zu den größten Attraktionen der Inselwelt im Pazifik, die aus acht größeren Inseln und kleineren Atollen besteht.

Aussichtspunkte öffnen wieder

Während der Eruptionen war der Nationalpark für 134 Tage geschlossen, so lange wie noch nie in seiner über hundertjährigen Geschichte. Seit seiner stufenweisen Wiedereröffnung im Herbst kehren die Touristen zurück. Doch bis heute sind einige Attraktionen in Park wegen Einsturzgefahr gesperrt, darunter das historische Jaggar-Museum, neben dem Shiro sein Büro hatte.

Die Mehrheit der Wege und Aussichtspunkte rund um den spektakulären Halemaumau-Krater aber sind wieder offen. Das "Volcano House", das einzige Hotel im Park, empfängt wieder Gäste. Die Ringstraße, die einst um den Krater führte, ist teilweise abgebrochen. Beeindruckend ist ein Spaziergang über einen eineinhalb Kilometer langen Abschnitt, der für Fußgänger und Radfahrer geöffnet wurde.

Auch außerhalb des Parks hat sich vieles verändert. Auf der Puna-Halbinsel hatte die Lava Landstraßen überrollt und Orte von der Außenwelt abgeschnitten. Sie hat Feriensiedlungen, einen Süßwassersee und Schnorchelstrände wie den beliebten Champagner Pond von Kapoho unter sich begraben.

Ein Vulkan als spirituelle Quelle

Was für Besucher zunächst nach Verwüstung aussieht, hat für Hawaiianer eine tiefergehende Bedeutung. Viele Einheimische sehen spirituelle Kräfte am Werk.

"Während der Eruption hatte ich das Gefühl, die Insel erwacht zum Leben. Es fühlte sich sehr göttlich an", sagt Michael Newman, der als Ranger im Nationalpark arbeitet. Er wurde auf dem Archipel geboren, und die mündlichen Überlieferungen der Gemeindeältesten haben auch sein Verständnis geprägt. Wie viele Hawaiianer glaubt er an die Macht von Pele: Die Göttin des Feuers ist den Legenden nach für die Erschaffung der Inseln verantwortlich.

"Viele Menschen sehen in dem Vulkan etwas Furchterregendes. Dabei übersehen sie, dass Pele mit jedem Ausbruch neues Land und damit neues Leben schafft", sagt Newman. Hawaiianer sprechen von Mana, spiritueller oder göttlicher Fügung.

Baden am ganz neuen Strand

An kaum einem anderen Ort bekommt man dafür besser ein Gefühl als in Pohoiki, einem idyllischen Küstenabschnitt im Süden von Puna, an dem der Lavafluss im letzten Jahr nach gut drei Monaten Ausbruch zum Stillstand gekommen war.

Die Fahrt nach Pohoiki führt über eine unbefestigte Straße, die erst kürzlich durch drei frische Lavaströme geschlagen wurde. Entlang der Strecke hat der Vulkan zwei Kilometer neue Küstenlinie geschaffen.

An dem Ende der Piste dann das Werk Peles: An einer Bucht mit grünen Kokospalmen ist durch den Ausbruch ein sagenhafter Badestrand aus feinem schwarzen Sand entstanden.

Wie lange der Strand existieren wird, weiß niemand. Vielleicht Jahre, vielleicht Jahrtausende. Alles hängt davon ab, wann und wo Pele wieder aktiv wird. Zuletzt haben Forscher nach Monaten der Ruhe wieder leichten Druck in den Magmakammern des Kilauea gemessen. Was das genau zur Folge hat, ist noch offen. Oder wie man auf Hawaii sagen würde: Es ist Mana.

Fremdenverkehrsamt Hawaii

Hawaii Volcanoes National Park

Hawaii

Anreise: Über Seattle, San Francisco oder Los Angeles zum Flughafen Kailua-Kona auf der Insel Hawaii. Von dort sind es rund zwei Stunden Autofahrt in den Hawaii Volcanoes National Park.

Einreise: Deutsche USA-Urlauber brauchen einen Reisepass und müssen sich online eine elektronische Einreiseerlaubnis (Esta) besorgen. Sie kostet 14 US-Dollar und gilt zwei Jahre lang.

Informationen: Hawaii Tourism Europe, c/o Lieb Management, Bavariaring 38, 80336 München, Tel.: 089/689 06 38 55, https://www.gohawaii.com/de.

Experte: Vulkanologe Rick Hazlett vor einer Messstation in der Lava. Foto: Jörg Michel/dpa-tmn
Experte: Vulkanologe Rick Hazlett vor einer Messstation in der Lava. Foto: Jörg Michel/dpa-tmn
dpa-tmn
Neue Blüte: Die Sprösslinge der Ohia-Bäume, die bestens mit den harschen Bedingungen am Vulkan zurechtkommen, erobern sich ihren Platz in der Pflanzenwelt zurück. Foto: Jörg Michel/dpa-tmn
Neue Blüte: Die Sprösslinge der Ohia-Bäume, die bestens mit den harschen Bedingungen am Vulkan zurechtkommen, erobern sich ihren Platz in der Pflanzenwelt zurück. Foto: Jörg Michel/dpa-tmn
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