1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Reisen
  6. >
  7. Porto Santo: Die Sandkiste im Atlantik

Madeiras kleine Schwester Porto Santo: Die Sandkiste im Atlantik

"Ilha Dourada" - "Goldene Insel" wird das kleine Eiland mit dem großen Sandstrand auch genannt. Vor genau 600 Jahren entdeckten portugiesische Seefahrer Porto Santo. Die 5500 Bewohner bewahren ihre Eigenständigkeit und leben fernab aller Hektik.

Von Bernd F. Meier, dpa 17.04.2018, 08:43

Vila Baleira (dpa/tmn) - Eine alte Schmiede, historische Weinpressen und ein Ochsenkarren mit Holzrädern - Hunderte Gegenstände hat José Cardina Melim in seinem Privatmuseum auf der Insel Porto Santo zusammengetragen.

"Damit soll ein Stück Geschichte unserer Insel bewahrt werden", sagt der 56-jährige Hafenarbeiter. Außerdem hat der findige Handwerker die für das Eiland so typischen Getreidemühlen als Modell nachgebaut. Früher gab es etwa 40 Mühlen auf der Insel, geblieben sind nur wenige: Drei strecken ihre Flügel am windigen Aussichtspunkt Portela in den blauen Himmel.

Altes bewahren, den Charakter der portugiesischen Insel erhalten - Stichworte, die in Gesprächen mit Bewohnern von Porto Santo immer wieder fallen. Auf der Insel gibt es keine protzigen Hotelburgen. Hochhäuser? Fehlanzeige, niemand darf höher als drei Stockwerke bauen.

Vor etwa 14 Millionen Jahren entstand die Insel, dessen vulkanische Ursprünge am Berghang des Pico de Ana Ferreira sichtbar werden. Vor Urzeiten sprudelte hier die glühend heiße Lava zu Tage. Später erkaltete die Masse und hinterließ eigentümliche Steinsäulen.

Die portugiesischen Seefahrer João Gonçalves Zarco, Tristão Vaz Teixeira und Bartolomeu Perestrelo erreichten die Insel vor genau 600 Jahren (1418). Der Legende nach wollten sie ursprünglich die afrikanische Westküste erforschen. Doch starke Winde trieben ihre Segelschiffe während eines Unwetters weit hinaus auf den Atlantik bis zu dem rettenden Eiland, das daraufhin den Namen Heiliger Hafen - Porto Santo - erhielt.

Heute wird Porto Santo auch als Madeiras kleine Schwester bezeichnet. Geschwister, deren Landschaftsbild kaum kontrastreicher sein könnte. Während die Blumeninsel Madeira in üppigem Grün schwelgt, zeigt das etwa 42 Kilometer nordöstlich liegende Port Santo karge Felsformationen ohne nennenswerten Baumbestand.

Sobald die Sonne auf die kahlen Berge scheint, schimmern die felsigen Steilhänge in Gelbgold. "Wir nennen unser kleines Paradies deshalb auch Ilha Dourada, die Goldinsel", erläutert die 32-jährige Sofia Santos, die Urlauber im Jeep auf holprigen Steinpisten zu den Steilküsten mit spektakulären Aussichtsplätzen kutschiert.

Ilha Dourada - das trifft besonders gut zu auf den goldgelben Sandstrand, weshalb die meisten Urlauber als Badegäste auf die Vulkaninsel reisen. Er zählt zu Europas größten Sandkisten. Neun Kilometer lang und bis zu 50 Meter breit zieht sich der Campo de Baixo entlang der Südküste - Sand, so weit das Auge reicht mit einer flach abfallenden Brandungszone. Azurblau schimmert der Atlantik, der sich im Hochsommer auf etwa 24 Grad erwärmen kann.

Wissenschaftler der Universitäten im portugiesischen Aveiro und in Oslo haben eine heilende Wirkung der feinen Sandkörner festgestellt, die reich an Kalzium, Magnesium, Strontium, Phosphor und Schwefel sind. Durch diese spezielle Beschaffenheit soll der Sand die Beschwerden rheumatischer Gelenks-, Muskel- und Hauterkrankungen lindern.

Die meisten der 5500 Insulaner sind im beschaulichen Hauptort Vila Baleira zu Hause. Hier hatte sich einst auch der berühmteste Einwohner niedergelassen: Christoph Kolumbus lebte vor über 500 Jahren auf Porto Santo. 1479 heiratete der Genueser Seefahrer hier Dona Filipa de Perestrelo e Moniz, die Tochter des Inselgouverneurs. Versteckt hinter der schneeweißen Pfarrkirche Nossa Senhora da Piedade liegt das kleine Anwesen, in dem der Entdecker gewohnt haben soll. Gesichert ist das nicht, doch jedenfalls stammt das Gebäude aus dem 15. Jahrhundert. Es beherbergt das Kolumbus-Museum, eine der Sehenswürdigkeiten der Insel.

Hochsaison herrscht auf Porto Santo in den Monaten Juni bis August. Die Insel gilt als beliebtes Ferienziel bei den Portugiesen selbst, die vom Festland und von der nahezu strandlosen Nachbarinsel Madeira anreisen. Tausende Urlauber tummeln sich am Badestrand. Während der wenigen Wochen ist es mit der viel gepriesenen Ruhe vorbei, oder? Diese Frage möchte Reiseleiterin Sofia Santos umgehen und antwortet lieber grundsätzlich: "Wir möchten keinen Massentourismus das ganze Jahr über. Natur und Ruhe, das ist uns wichtig."

Reise-Infos über Porto Santo

Porto Santo

Reiseziel: Die Atlantikinsel Porto Santo ist elf Kilometer lang, sechs Kilometer breit und liegt nordöstlich von Madeira. 5500 Bewohner leben auf der Insel, über 4000 davon im Hauptort Vila Baleira.

Anreise nach Porto Santo: Linienflüge von Deutschland gehen zunächst bis Lissabon. Von dort weiter bis Porto Santo. Im Sommer gibt es Charterflüge ab Düsseldorf und Frankfurt direkt nach Porto Santo. Eine Alternative sind Direktflüge von Deutschland nach Funchal auf Madeira. Von dort mit dem Fährschiff nach Porto Santo oder mit dem Flugzeug von Funchal nach Porto Santo

Klima: Im Hochsommer über 25 Grad Celsius mit hoher Luftfeuchtigkeit. Abends Abkühlung auf etwa 20 Grad. Im Winter um 17 Grad, Sturmgefahr.

Informationen: Direção Regional do Turismo, Funchal (Madeira), Tel.: 00351/291 211 900, E-Mail: info.sretc@madeira.gov.pt.

Christoph Kolumbus war der berühmteste Bewohner von Porto Santo. In Vila Baleira gibt es ein Museum in dem Haus, in dem er gelebt haben soll. Foto: Bernd F. Meier
Christoph Kolumbus war der berühmteste Bewohner von Porto Santo. In Vila Baleira gibt es ein Museum in dem Haus, in dem er gelebt haben soll. Foto: Bernd F. Meier
dpa-tmn
Ruhe statt Rummel: Wegen des neun Kilometer langen Sandstrands wird Porto Santo auch Sandkiste des Atlantiks genannt. Foto: Bernd F. Meier
Ruhe statt Rummel: Wegen des neun Kilometer langen Sandstrands wird Porto Santo auch Sandkiste des Atlantiks genannt. Foto: Bernd F. Meier
dpa-tmn
Mit kleinen Propellermaschinen geht es von Madeira nach Porto Santo. Auf dem Flughafen der Insel landen aber auch große Maschinen aus Portugal und im Sommer sogar aus Deutschland.  Foto: Bernd F. Meier
Mit kleinen Propellermaschinen geht es von Madeira nach Porto Santo. Auf dem Flughafen der Insel landen aber auch große Maschinen aus Portugal und im Sommer sogar aus Deutschland. Foto: Bernd F. Meier
dpa-tmn
Abschlag mit Ausblick: Der ehemalige Weltmeister Severiano Ballesteros hat den Golfplatz auf Porto Santo angelegt. Foto: Turismo de Portugal
Abschlag mit Ausblick: Der ehemalige Weltmeister Severiano Ballesteros hat den Golfplatz auf Porto Santo angelegt. Foto: Turismo de Portugal
Turismo de Portugal
Ilha Dourada: Bei Sonne leuchten die kahlen Berghänge der Insel goldgelb. Foto: Bernd F. Meier
Ilha Dourada: Bei Sonne leuchten die kahlen Berghänge der Insel goldgelb. Foto: Bernd F. Meier
dpa-tmn
Karge Felsformationen: Auf Porto Santo gibt es kaum Bäume und Grün. Foto: Bernd F. Meier
Karge Felsformationen: Auf Porto Santo gibt es kaum Bäume und Grün. Foto: Bernd F. Meier
dpa-tmn
Steinsäulen wie Orgelpfeifen: Am Berghang des Pico de Ana Ferreira wird der vulkanische Ursprung der Insel deutlich. Foto: Bernd F. Meier
Steinsäulen wie Orgelpfeifen: Am Berghang des Pico de Ana Ferreira wird der vulkanische Ursprung der Insel deutlich. Foto: Bernd F. Meier
dpa-tmn
Segler aus aller Welt machen auf Porto Santo Station. An der Kaimauer des Hafens hinterlassen sie ihre Namen auf bunten Bildern. Foto: Bernd F. Meier
Segler aus aller Welt machen auf Porto Santo Station. An der Kaimauer des Hafens hinterlassen sie ihre Namen auf bunten Bildern. Foto: Bernd F. Meier
dpa-tmn
Über neun Kilometer zieht sich der Sandstrand an der Südküste von Porto Santo entlang. Foto: Bernd F. Meier
Über neun Kilometer zieht sich der Sandstrand an der Südküste von Porto Santo entlang. Foto: Bernd F. Meier
dpa-tmn
José Cardina Melim hat in seinem Museum die Getreidemühlen der Inseln nachgebaut. Foto: Bernd F. Meier
José Cardina Melim hat in seinem Museum die Getreidemühlen der Inseln nachgebaut. Foto: Bernd F. Meier
dpa-tmn
Unter Naturschutz: Die Ilheu de Baixo ou da Cal dürfen Menschen nicht betreten. Foto: Bernd F. Meier
Unter Naturschutz: Die Ilheu de Baixo ou da Cal dürfen Menschen nicht betreten. Foto: Bernd F. Meier
dpa-tmn
«Ilha Dourada» - «Goldene Insel» wird das kleine Eiland mit dem großen Sandstrand auch genannt. Vor genau 600 Jahren entdeckten portugiesische Seefahrer Porto Santo. Die 5500 Bewohner bewahren ihre Eigenständigkeit und leben fernab aller Hektik. Foto: dpa-infocom
«Ilha Dourada» - «Goldene Insel» wird das kleine Eiland mit dem großen Sandstrand auch genannt. Vor genau 600 Jahren entdeckten portugiesische Seefahrer Porto Santo. Die 5500 Bewohner bewahren ihre Eigenständigkeit und leben fernab aller Hektik. Foto: dpa-infocom
dpa-Themendienst