1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. 112. Deutscher Wandertag: "Eine schönere Gegend als die Jerichower Schweiz gibt\'s nicht"

Reiseregion Fläming in Brandenburg und Sachsen-Anhalt erwartet Zehntausende Besucher. Von Bettina Schütze und Andreas Mangiras 112. Deutscher Wandertag: "Eine schönere Gegend als die Jerichower Schweiz gibt\'s nicht"

20.06.2012, 03:23

Die Reiseregion Fläming, deren östlicher Teil in Sachsen-Anhalt liegt, ist in diesen Tagen das Mekka deutscher Wanderfreunde. Die reizvolle Hügellandschaft, die von Mischwäldern, Heide, Mooren, Quellen und Bächen bestimmt wird, erwartet ab heute bis zum 25. Juni gut 50 000 Besucher aus nah und fern.

Magdeburgerforth/Bad Belzig l "Der Hohe Fläming ist nur ein Sandhaufen, aber die Randlagen des Flämings mit seinen Mischwäldern, Hochmooren und Mooren, Bächen und Quellen ..." Dieter Roefe aus Magdeburgerforth, einem Ort im Ostzipfel Sachsen-Anhalts im Jerichower Land gelegen, schwört auf seinen Teil des Flämings. Der Naturfreund und Wandersmann mit Leib und Seele führt seit gut 20 Jahren Wandergruppen durch die Naturidylle vor seiner Haustür. Die Magdeburger und Brandenburger haben schon vor über 120 Jahren diese Gegend für sich als naturnahes Erholungsgebiet entdeckt und ihr den schönen Namen "Jerichower Schweiz" gegeben.

Dieter Roefe, Forstmann im (Un)-Ruhestand, gehört zu jenen 76 Wanderleitern und 114 Wanderführern, die zum 112. Deutschen Wandertag bis zu 50 000 Wanderfreunde auf 285 Touren mit der Reiseregion Fläming bekannt machen wollen.

Das touristische Großereignis beginnt heute mit einer Tourismusbörse und wird morgen offiziell eröffnet. Es umfasst 513 Angebote mit 1308 Einzelveranstaltungen, mit Schwerpunkt in Brandenburg. 350 Akteure, ehrenamtliche wie gewerbliche, sind beteiligt. 33 Angebote kommen aus dem sachsen-anhaltischen West- und Vorfläming.

Dass der Schwerpunkt des Wandertages in Brandenburg liegt, hat nicht nur mit den flächenmäßigen Anteilen zu tun. Sachsen-Anhalt ist in der Frage, das Naturidyll zu erschließen, noch nicht so lange am Ball wie die Nachbarn. Dort gibt es inzwischen rund 2000 Kilometer ausgebaute Wanderwege. Zum Wandertag stehen in den Kreisen Potsdam-Mittelmark und Teltow-Fläming aktuell 10 000 Betten zur Verfügung. Weitere 5000 Betten gibt es in Brandenburg und Potsdam, informierte Traugott Heinemann-Grüder, Geschäftsführer vom Tourismusverband Fläming.

Im Juni 2008 hatte die Region den Zuschlag für den Wandertag erhalten. Eine fundierte Bewerbung hatte die Mitgliederversammlung des Deutschen Wanderverbandes überzeugt.

Nachholbedarf hat der Osten im Wandertourismus alle Male. Gibt es in Brandenburg gerade 1500 organisierte Wanderer und im östlichen Sachsen-Anhalt noch deutlich weniger, sind es etwa in Baden-Württemberg 75 000 eingetragene Wanderfreunde.

Im östlichen Sachsen-Anhalt wachsen Angebote zumeist klein und von unten. Wie in Magdeburgerforth. "Wir hatten zwei Jahre Zeit, um durch gezielte Maßnahmen unsere flämische Landschaft für den Tourismus zu erschließen, auszubauen und für die Wanderbewegung attraktiv zu gestalten." Dieter Roefe ist sich sicher. Die Leute werden kommen, zum Wandern und um den Fläming kennenzulernen. "Wir laufen hier nicht einfach nur von A nach B, sondern es gibt viele Informationen über Landschaft und Historie."

Und der Fläming hat eine bewegte Geschichte: Er entstand während der Saaleeiszeit vor etwa 300 000 bis 130 000 Jahren. Der 30 bis 50 Kilometer breite Höhenrücken erstreckt sich östlich von Magdeburg über mehr als 100 Kilometer bis zur Dahme.

Seinen Namen hat er nach den Flamen (Flemingen), die nach der Gründung der Mark Brandenburg 1157 in hoher Zahl den Höhenzug besiedelten. Lange Zeit als Grenzgebiet zwischen Deutschen und Slawen gibt es hier jede Menge alte Burgen und Wehrkirchen. 1815, nach dem Sieg über Napoleon, wurde der Fläming preußisch.

Geradezu märchenhaft ist: Die Gebrüder Grimm gaben ihrem "Rotkäppchen" die typische Frauentracht des Flämings.

Zwei Naturparks, der Hohe Fläming im Brandenburgischen und der Fläming seit 2005 in Sachsen-Anhalt, sollen die Landschaft und ihre Eigenheiten bewahren.

Von heute bis zum 25. Juni wird Bad Belzig im Hohen Fläming die offizielle Wanderhauptstadt von Deutschland sein. Rund um das Rathaus bis zur Burg Eisenhardt wird es eine Festmeile geben. Traditionell gibt sich der Fläming auch eine Königin. Sie wird am 23. Juni gekrönt. Die 13. Fläming-Majestät heißt Andrea Wesnick. Sie tritt die Nachfolge von Simone Ebeling aus Magdeburgerforth, die ein Jahr lang für die Reiseregion geworben hat.

Höhepunkt des Wandertages ist der Festumzug am 24. Juni in Bad Belzig. Hier werden bis zu 10 000 Wanderer durch die Stadt ziehen, gerahmt von mindestens 25 000 Zuschauern am Straßenrand. Dort werden sich auch die Flämingkreise Anhalt-Bitterfeld, Jerichower Land, Wittenberg, Potsdam-Mittelmark und Teltow-Fläming sowie die Stadt Dessau-Roßlau präsentieren.

Der Wandertag endet am 25. Juni auf Schloss Diedersdorf.

Wie die anderen Akteure, große, kleine, ehrenamtliche oder gewerbliche, hat sich auch der Heimatverein "Gloinetal" Magdeburgerforth reingehängt. Dieter Roefe ist "überzeugt, dass wir durch die ergebnisreiche Vorbereitung gute Gastgeber sind und uns selber, und damit der Wanderbewegung, einen guten, sicheren Weg in die Zukunft weisen können". Die Besucher sollen ja auch wiederkommen.

Da ist sich Wandersmann Roefe ganz sicher. Der Reiz der Region, zumal wenn es sich weiter herumspricht, wird die Menschen herziehen. "Eine schönere Gegend als die Jerichower Schweiz gibt\'s nicht."