1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Blumen für die grüne Ministerin

Unter Waldbesitzern Blumen für die grüne Ministerin

Sachsen-Anhalts Umweltministerin Claudia Dalbert besucht die Jahreshauptversammlung ihrer Kritiker. Statt bösen Bluts gab es Blumen.

01.05.2016, 23:01

Hundisburg l Franz Prinz zu Salm-Salm fällt es nicht schwer, laut zu werden, wenn er es für nötig erachtet. „Kommt herein, wir wollen jetzt anfangen, die Ministerin hat nicht viel Zeit“, ruft der Chef des Waldbesitzerverbandes durch den Saal. Auf sein durchdringendes Stimmorgan ist auch an diesem Tag Verlass, wenig später sitzen alle.

Gerade einmal zwei Wochen ist es her, da stand Salm-Salm mit seinen Verbandsmitgliedern vor dem Landtag, um lautstark dagegen zu demonstrieren, dass die Grünen das Umweltministerium besetzen. Von „Handschellen für die Landbevölkerung“ und „Ökoimperialistenstil“ war auf den Transparenten zu lesen. Salm-Salm sprach von Verrat. Doch der Protest blieb ohne Wirkung. Die Ministerin, die nun bei der Jahreshauptversammlung ein Grußwort hält, heißt Claudia Dalbert.

Und der Waldverbandschef gibt sich fortan alle Mühe, der Grünen-Politikerin die Hand zu reichen. Gleich zu Beginn übergibt er ihr einen Blumenstrauß. „Streit ist wichtig in der Demokratie, genauso aber auch das konstruktive Zusammenarbeiten“, sagt Salm-Salm. „Wir sind Ihnen deshalb von Herzen dankbar, dass Sie gekommen sind, sehr geehrte Frau Professor Dalbert.“ Es bleibt bei weitem nicht das einzige Mal, dass der Prinz der Ministerin schmeichelt.

Allerdings gibt sich auch Dalbert Mühe, Vorbehalte abzubauen. „Es ist mir eine ganz besondere Freude, hier zu sein“, sagt sie. „Menschen, die miteinander sprechen, können auch etwas bewegen.“ In ihrer Rede räumt sie dann mit den größten Befürchtungen auf: Die Wälder würden nicht zu einem großen Naturschutzgebiet umfunktioniert und auch die Jagd werde nicht verboten. „Sachsen-Anhalt ist ein bedeutendes Zentrum der Holzverarbeitung und das soll auch in Zukunft so bleiben“, betont die Ministerin. Nicht zuletzt zeige der Koalitionsvertrag, dass die Wald- und Forstwirtschaft „kaum Überraschendes“ erfahren werde.

Viel Applaus erntet die grüne Ministerin nach ihrer Rede, so manchem ist im Gesicht Erleichterung abzulesen. Darüber, dass Dalbert nicht als „Ideologin“ auftritt. In der anschließenden Rede von Verbandschef Salm-Salm wird aber auch deutlich, wo Waldbesitzer und Ministerin künftig noch aneinander geraten könnten. Ein Punkt ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Salm-Salm gibt klar zu verstehen, dass er diese bei Schädlings- und Käferplagen für nötig hält, die Waldbesitzer aber bereits in der Vergangenheit gezeigt hätten, dass sie erst im äußersten Notfall zu Chemikalien greifen. Grüne und Umweltverbände haben das oftmals kritisch begleitet.

Ein weiterer Punkt: der Wolf. Auch wenn dieser scheu sei, würde er den Waldarbeitern Angst machen, betont Salm-Salm. „Die Menschen auf dem Land dürfen mit dem Wolf nicht alleine gelassen werden.“

Claudia Dalbert gibt sich während der Rede des Prinzen konzentriert, schreibt vieles auf einem Notizblock mit. Sie verzichtet darauf, auf einzelne Knackpunkte einzugehen, nach gut einer Stunde muss sie schließlich auch wieder los. Salm-Salm sagt hinterher: „Ich bin jetzt verhalten optimistisch.“ Claudia Dalbert sei eine Politikerin, die nicht nur zuhöre, sondern auch etwas mitnehme. Dalbert findet: „Ich bin hier heute sehr gut aufgenommen worden, die Aufgeregtheiten lassen wir jetzt hinter uns.“