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Abitur 2020 Schülerrat lehnt Pflichtprüfungen ab

Sachsen-Anhalts Schülerrat fordert im Abitur Wahlfreiheit zwischen Prüfungen und einer Note ohne Prüfung. 5000 Schüler haben abgestimmt.

Von Alexander Walter 21.04.2020, 01:01

Der Landesschülerrat, nach eigenen Angaben Sprachrohr von 240.000 Schülern, lehnt verpflichtende Abschluss-Prüfungen in diesem Schuljahr ab. „Wir sehen es als nicht vertretbar an, Schüler der Gefährdung einer Infektion mit dem Covid-19-Virus auszusetzen“, heißt es in einer Stellungnahme des Vorstands, der der Volksstimme vorliegt. Anfahrt und Aufenthalt in der Schule würden das Risiko einer Infektion in sich bergen. Es fehlten Schutzmasken und Desinfektionsmittel, heißt es im Papier. Trotz „home schooling“ seien nicht alle Schüler gut vorbereitet. Einige hätten kein Internet oder IT-Geräte, andere müssten auf Geschwister aufpassen oder seien familiär anderweitig eingebunden.

Der Vorstand fordert eine nur freiwillige Prüfungsteilnahme und als Alternative für Abiturienten ein Durchschnitts-Abitur. Dabei würde die Abi-Note auf Grundlage bereits erhaltener Zensuren vergeben.

Grundlage für die Stellungnahme ist laut Schülerrat eine nicht repräsentative Umfrage unter Schülern. 5000 Jugendliche nahmen daran teil. Rund ein Drittel von ihnen steht vor dem Schulabschluss. Nur 16 Prozent sprachen sich dabei für das klassische Abitur mit Prüfungen aus, 31 Prozent für das Durchschnitts-Abitur, 53 Prozent für die Wahl-Option zwischen beiden Modellen. 77 Prozent gaben an, sich weniger oder gar nicht gut auf Prüfungen vorbereitet zu fühlen.

Der Schülerrat in Sachsen-Anhalt steht mit seiner Forderung nicht allein. Die Online-Petition des 19-jährigen SPD-Politikers Dario Schramm für ein Durchschnitts-Abitur in Nordrhein-Westfalen zählte bis gestern Abend mehr als 11.000 Unterstützer. Auch in Berlin macht der Landesschülerauschuss Front gegen Abi-Prüfungen. Rund 200 Schüler gehen dort juristisch gegen die Prüfungspflicht vor.

Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner (CDU) hält indes an Prüfungen fest: „Ein Corona-Abitur wird es nicht geben", bekräftigte er am Montag. Tullner hatte das auch damit begründet, dass er einen im Vergleich zu anderen Jahrgängen gleichwertigen Abschluss anstrebt, der Schülern alle Chancen gibt. Österreich hatte zuletzt angekündigt, sich die Anerkennung deutscher Abitur-Abschlüsse bei der Vergabe von Medizinstudien-Plätzen vorzubehalten, sollten diese per Durchschnittsnote vergeben werden.

Für Sachsen-Anhalts Abiturienten beginnt am 4. Mai der erste von zwei wählbaren Durchgängen schriftlicher Prüfungen. Nach den Sommerferien gibt es einen weiteren Termin für Nachschreiber. Für die Realschüler beginnen die Prüfungen am 11. Mai.