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Ärztemangel Deutsches Staatsexamen für ausländische Ärzte

Sachsen-Anhalt setzt im Kampf gegen den Ärztemangel auf Mediziner aus Nicht-EU-Staaten. Die sollen das deutsche Staatsexamen nachholen.

Von Alexander Walter 11.01.2018, 00:01

Magdeburg l Sachsen-Anhalt fehlen wegen Überalterung immer mehr Ärzte. Schon jetzt ist deutlich mehr als die Hälfe der Kollegen älter als 50. Bis 2025 müssen nach Angaben der Ärztekammer 1350 Stellen nachbesetzt werden.

Entstehende Lücken füllen immer häufiger Mediziner aus dem Ausland. Nach Angaben der Ärztekammer stieg die Zahl seit 2004 von 400 auf aktuell 1269 (10,09 Prozent) - darunter immer mehr Kollegen aus Nicht-EU-Staaten.

„Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist allerdings nicht so, wie man sich das wünschen würde“, sagte Ärztekammerpräsidentin Simone Heinemann-Meerz gestern beim Neujahrsempfang der Heilberufler in Magdeburg. Neben Verständigungsschwierigkeiten wegen fehlender Deutschkenntnisse sei die Überprüfbarkeit der Abschlüsse das Hauptproblem. Ihr sei mindestens ein Fall bekannt, bei dem Fälschungen eines Hochschulabschlusses auftauchten, sagte Heinemann-Meerz.

Die Kammerpräsidentin fordert, dass Mediziner aus Nicht-EU-Staaten künftig die deutsche Staatsexamensprüfung wiederholen, bevor sie eine Zulassung erhalten. Damit schließt sich Heinemann-Meerz einer Forderung ihrer niedersächsischen Amtskollegin Martina Wenker an. „Nur diejenigen, die das deutsche Staaatsexamen erfolgreich absolviert haben, können eine ärztliche Versorgung auf dem gewohnt hohen Niveau sicherstellen“, hatte Wenker am Montag gesagt. Beide Kammern wollen ihre Position beim deutschen Ärztetag im Mai in Erfurt einbringen. Die Anerkennung ausländischer Medizin-Abschlüsse ist in Deutschland nicht einheitlich geregelt. In Sachsen-Anhalt gibt es einen Sprachtest, das Landesverwaltungsamt prüft zudem die Unterlagen ausländischer Mediziner und veranlasst gegebenenfalls Nachprüfungen. Anders in den USA: Dort gilt landesweit ein dreistufiges Verfahren für US-Bürger und Ausländer gleichermaßen.

Ärztemangel herrscht in Sachsen-Anhalt derzeit vor allem bei Haus-, Haut- und Augenärzten, sagte Burkhard John, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung. Regional seien zuletzt besonders die Altmark, Halberstadt (Augenärzte) und das Mansfelder Land betroffen gewesen. John forderte schnelles Handeln der Landespolitik. Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das die Abiturnote als alleiniges Zulassungskriterium für einen Studienplatz als unzulässig bewertet hatte, müsse die Landespolitik beispielsweise neue Zugangsvoraussetzungen festlegen. Diese sollten medizinische Vorausbildungen und soziale Kompetenzen berücksichtigen.

Nicht nur in der Humanmedizin, auch bei den Zahnärzten deutet sich zunehmender Personalmangel an. „Jeder zweite Zahnarzt im Land erreicht in den kommenden zehn Jahren das Rentenalter“, sagte Carsten Hünecke, Präsident der Zahnärztekammer. Hünecke forderte einen Abbau von Bürokratie sowie verbesserte Ausbildungsbedingungen durch eine neue Approbationsordnung. Sachsen-Anhalt müsse sich im Bundesrat dafür starkmachen.