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Ameos Durchbruch im Arbeitskampf

Erster Erfolg im Arbeitskampf zwischen der Ameos-Gruppe und ihren Beschäftigten: Streiks werden ausgesetzt und Kündigungen zurückgenommen.

Von Alexander Walter 20.02.2020, 19:49

Magdeburg l Noch am Mittwoch schien es zumindest möglich, dass Tarifgespräche für die Ameos-Kliniken in Salzland- und Bördekreis vollständig scheitern könnten. Ameos-Chef Axel Paeger hatte Sozialministerin Petra-Grimm Benne (SPD) Stimmungsmache vorgeworfen und ein auf Initiative der Landesregierung anberaumtes Vermittlungsgespräch kurzfristig ausgeschlagen.

Grimm-Benne und Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) diskutierten gestern Vormittag im Sozialministerium mit Betriebsräten und Verdi-Vertretern dann ganz ohne Ameos-Beteiligung. Dabei sollte das Spitzentreffen doch dazu dienen, Bewegung in den festgefahrenen Arbeitskampf zu bringen.

Alles hing nun von einem zweiten, vor zehn Tagen vereinbarten Gespräch zwischen Verdi und Ameos im Ascherslebener Klinikum ab. Nach dreieinhalb Stunden Verhandlung stand am Abend fest: Es wurden offiziell Tarifverhandlungen aufgenommen. Beide Seiten bestätigten das. „Innerhalb der nächsten zwei Wochen wird es einen zweiten Verhandlungstermin in Aschersleben geben“, sagte Verdi-Bezirksleiter Oliver Greie der Volksstimme.

Ziel beider Parteien ist demnach der Abschluss eines Haustarifvertrags. Den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes lehnte Ameos ab. Die nach dem Sondierungsgespräch am 11. Februar für vier Wochen unterbrochenen Streiks bleiben ausgesetzt. Ameos-Regionalgeschäftsführer Frank-Ulrich Wiener sprach von einem „sehr konstruktiven Gespräch. Wir sind auf einem guten Weg“, ergänzte er.

Auch Kündigungen gegen Mitarbeiter, die von Wieners Vorgänger Lars Timm im Zusammenhang mit dem Arbeitskampf ausgesprochen wurden, werden zurückgenommen. Die betroffenen Mitarbeiter sollen ihre Arbeit wieder aufnehmen können, bestätigte Ameos.

Im Vorfeld des Treffens hatten von Ameos-Vorstandschef Paeger formulierte Bedingungen für Verunsicherung über die Art der Gespräche gesorgt. So hatte Paeger am Dienstag erklärt, Voraussetzung für mögliche Tarifverhandlungen sei, dass beide Seiten sich auf die wirtschaftliche Lage der Ameos-Kliniken verständigten.

Verdi müsse zudem einen zwischen Ameos und den Betriebsräten der Salzlandkliniken 2012 abgeschlossenen Sozial- und Beschäftigungspakt anerkennen. Nach Angaben von Teilnehmern spielten beide Punkte gestern nur bedingt eine Rolle.

So legte Ameos Verdi zwar seine Sicht auf die wirtschaftliche Lage der betroffenen Ameos-Kliniken in Salzland- und Bördekreis dar. Der Beschäftigungspakt hingegen wurde nicht thematisiert. Man habe sich darauf geeinigt, nach vorn zu schauen, sagten sowohl Verdi-Bezirksleiter Greie als auch Ameos-Regionalchef Wiener.

Ameos hatte den Pakt nach dem Kauf der Salzlandkliniken 2012 mit den Beschäftigten geschmiedet. Er sah Arbeitszeitverkürzungen und Verzicht auf Lohnsteigerungen über fünf Jahre im Gegenzug für Jobsicherheit vor. Verdi hatte gegen den Pakt geklagt – letztlich erfolglos.

Im Arbeitskampf mit Ameos streiten viele der rund 2400 Beschäftigten der Ameos-Kliniken im Salzlandkreis (Schönebeck, Staßfurt, Bernburg Aschersleben) sowie in Haldensleben für Tariflöhne. Ende Januar gab es erstmals dauerhafte Streiks.