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Angler Sorge vor weiterem Fischsterben

Wegen der anhaltenden Dürre ist es zu zahlreichem Fischsterben in Sachsen-Anhalt gekommen. Und die Sorge wächst weiter.

Von Matthias Fricke 30.09.2019, 01:01

Magdeburg l Fünf Tonnen Fischkadaver haben Mitte September mehr als hundert Angler allein am Gerwischer Baggersee (Jerichower Land) eingesammelt. Am Stendaler Stadtsee waren es 2,5 Tonnen und am Saalealtarm Nienburg (Salzlandkreis) ebenfalls Tausende Fische. Betroffen waren auch der Große Teich in Bitterfeld, der Garzer See bei Havelberg und die Stillinge in Dessau. Wie viele Fischsterben es insgesamt gab, darüber gibt es keine Statistik. Doch die Ursache für die Verluste ist oft gleich: Sauerstoffmangel in einem ohnehin stark belasteten Gewässer mit zu niedrigem Wasserstand. „Dieses Jahr war es ganz besonders schlimm“, sagt Gerhard Jarosz vom Landesanglerverband (LAV). Dort sind 43.000 Angler in 101 Vereinen organisiert. Sie bewirtschaften als Sachsen-Anhalts größter anerkannter Naturschutzverband 1200 Gewässer in ganz Sachsen-Anhalt mit 12.000 Hektar Fläche.

Die Dürre macht nicht nur Bauern und Waldbesitzern zu schaffen. Auch die Angler schlagen Alarm. „Den historisch gewachsenen Fischbestand zu erhalten, wird immer schwieriger“, so Jarosz. Fast 70 Prozent der Arten sind ohnehin in ihrem Bestand gefährdet. Dazu komme nun die Trockenheit. „Es gibt Flüsse, da ist gar kein Wasser mehr drin und dort wächst nur noch Gras“, erklärt er. Und dort habe der Bestand einen Totalausfall. Auch im Wiederansiedlungsprogramm für Lachs und Meerforellen an der Nuthe gebe es weniger Rückkehrer durch die niedrigen Wasserstände. Ähnliches berichtet Jörg Kaufmann von der oberen Fischereibehörde im Landesverwaltungsamt: „Die obere Forellenregion im Harz hat zum Beispiel stark gelitten. Die Bäche dort waren über Wochen ausgetrocknet.“

In solchen Bereichen wäre ein Nachbesatz nötig. Teiche und Seen hätten bessere Chancen. Sogenannte Weißfische, wie Plötzen und Brassen, seien widerstandsfähiger und bauen schneller wieder einen natürlichen Bestand auf. „Wenn es ein Fischsterben gibt, heißt dies auch nicht gleich, dass der ganze See tot ist“, so Kaufmann. Ein Nachbesatz sei deshalb nicht immer gleich nötig.

Die Anglervereine versuchen die betroffenen Fische entweder in andere Seen umzusetzen oder mit Sauerstoff­eintrag durch Wasserfontänen zu retten. „Zum einen werden wir dabei von den Feuerwehren unterstützt und zum anderen installieren die Vereine Oberflächenbelüftungssyteme, wie Fontänen“, so LAV-Geschäftsführer, Matthias Kabel. Rund 650.000 Euro geben die Vereine von ihren Mitgliedsbeiträgen für Hege, Pflege und Besatz aus.

Linke und AfD wollten im Landtag von Sachsen-Anhalt am Freitag jeweils eine Finanzhilfe beschließen, doch die Anträge wurden in die Ausschüsse verwiesen. Für Kabel drängt indes die Zeit: „Das Fischsterben ist noch lange nicht ausgestanden. Es drohen noch weitere.“