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Polizei rechnet mit 2000 Rockern / Angriff konkurrierender Motorradclubs nicht ausgeschlossen Angst in Zerbst: "Bandidos" kommen zum Jahrestreffen

Von Bernd Kaufholz 02.07.2011, 04:38

Am letzten Juliwochenende werden mehrere Tausend "Bandidos" aus ganz Europa in Zerbst einfallen, um auf dem Flugplatz der 23500-Einwohner-Stadt ihren "National Run", ihr Jahrestreffen, durchzuführen. In Anhalt geht die Angst um, dass die als gewaltbereit bekannten Motorrad-Rocker Zerbst "zerlegen" könnten, dass am 30. und 31. Juli Drogen und Bandenkrieg regieren könnten.

Zerbst. Es ist von 5000 "Bandidos" die Rede, die in vier Wochen in Zerbst bei ihrem Jahrestreffen Flagge zeigen wollen. Das Innenministerium geht nach jetzigen Erkenntnissen jedoch "lediglich von 2000" Rockern – Kennzeichen ein Aufnäher mit mexikanischem Banditen, Machete und Revolver – aus.

"Wir glauben aber, dass die ,Bandidos‘ kein Interesse daran haben werden, an diesen Tagen Straftaten zu begehen", sagte Peter Reisse, im Innenministerium für die Kriminalitätsbekämpfung zuständig. Die Motorradrocker hätten bereits jetzt genügend mit einer Öffentlichkeit zu tun, die aus ihrer Ablehnung kein Hehl macht.

Eine Gefahr sehen Polizei- experten allerdings darin, dass möglicherweise andere "Clubs" wie die "Hells Angels" zum Bandenkrieg blasen könnten. "Etwas beruhigend ist es in diesem Zusammenhang, dass es in Sachsen-Anhalt für die ,Bandidos‘ noch keine Konkurrenz gibt", meint der Leitende Kriminaldirektor.

Zurzeit ist das Landeskriminalamt dabei, die Gefährdungslage zu analysieren. Dabei stützen sich die für organisierte Kriminalität Zuständigen auch auf die Erfahrungen anderer Bundesländer. Reisse sagte: "Wir stehen noch ganz am Anfang und können somit auch nicht sagen, mit welcher Personalstärke die Polizei in und um Zerbst im Einsatz sein wird."

Doch muss man kein Hellseher sein, um zu ahnen, dass es bis zu zehn Hundertschaften sein könnten. Möglicherweise auch aus anderen Bundesländern. Zumal zur selben Zeit in Zerbst das Heimatfest – erwartet werden 100000 Besucher – gefeiert wird und wenige Kilometer entfernt in Dessau-Roßlau das "Paul-Greifzu-Stadion" als Ausstragungsort der 1. Hauptrunde des Fußballpokals zwischen Halle und Eintracht Frankfurt im Gespräch ist.

"Wir hoffen, dass es so ruhig bleibt, wie 2007, als 1500 ,Bandidos‘ auf dem Magdeburger Flugplatz ihr Jahrestreffen abhielten", sagte Reisse.

"Genervt von der Panikmache" ist Roland Prokop vom Luftsportverein e. V. Zerbst, auf dessen Gelände das Treffen stattfinden soll. "Es ist eine Privatveranstaltung der ,Bandidos‘, die die Veranstaltung auch angemeldet haben." Er verstehe die Leute nicht, die andere "in die kriminelle Ecke stellen, nur weil diese sich anders kleiden und am Wochenende mal die Sau rauslassen".

Stadtsprecher Jan Hädrich teilte mit, dass die Stadt Zerbst "bisher keine gesicherten Erkenntnisse über Art und Umfang der Veranstaltung auf dem in Privathand befindlichen ehemaligen Flugplatzgelände" habe. Nur so viel: "Es handelt sich um eine geschlossene Veranstaltung ohne Öffentlichkeitsbeteiligung aufgrund eines privatrechtlichen Vertrags."

Allerdings geht Hädrich von einer "Sicherheitspartnerschaft zwischen Polizei und Stadtverwaltung" aus. Alle "erforderlichen Maßnahmen" würden getroffen, bleibt er jedoch vage. Und steht damit in einer Reihe mit den Aussagen der zuständigen Polizeidirektion Ost (Dessau-Roßlau). Dort wartet man auf die "Lagebeurteilung", werde der Sache jedoch "Aufmerksamkeit schenken".

Die "Bandidos" wurden 1966 in Texas gegründet. Wegen der nachgewiesenen Nähe einzelner Mitglieder zur organisierten Kriminalität wird der Motorradclub in den Verfassungsschutzberichten einiger Bundesländer erwähnt.