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Anschlag Blick in die Psyche des Mörders von Halle

Bei dem Anschlag auf die Synagoge von Halle starben zwei Menschen. Unbeteiligte Passanten. Der Täter scheint ohne Reue zu sein.

Von Martin Weigle 30.03.2020, 16:21

Halle l Seit der Bluttat von Halle ist fast ein halbes Jahr vergangen. Der Attentäter, Stephan B, ein 28-Jähriger, der in einem kleinen Ort im Landkreis Mansfeld-Südharz lebte, hatte am 9. Oktober, an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, in der Händelstadt zwei Menschen erschossen und neun weitere schwer verletzt.  Eine Reporterin der Süddeutschen Zeitung hat das Geständnis des jungen Mannes gelesen und ihre Erkenntnisse für die Montagsausgabe der Zeitung aufgeschrieben.

„Ohne einen Hauch von Emotionen", sei das Geständnis gewesen, beschreibt Reporterin Annette Ramelsberger die Ausführungen von Stephan B. In vier Vernehmungen hatte der gebürtige Eislebener detailgetreu dargestellt, wie er den Plan fasste, nicht mehr nur in Internetforen über Juden zu hetzen, sondern dem Beispiel des Attentäters vom neuseeländischen Christchurch zu folgen. Dieser hatte im März 2019 in zwei Moscheen 51 Menschen ermordet.

Der Beitrag zeigt die Psyche eines jungen Mannes, der sich in seiner eigenen Wahrnehmung verrannt hat und die Schuld für seine eigene Stagnation bei anderen suchte. Er wolle „für den unterdrückten weißen Mann kämpfen" wird B. in der Süddeutschen zitiert. Das größte Problem seien die Juden, hatte der Attentäter bei den Vernehmungen zu Protokoll gegeben. Und das man gegen dieses Problem angehen müsse.

Als die Beamten sowie der Ermittlungsrichter B. mit Widersprüchen seiner Ansichten konfrontieren, lässt er sich nicht von seiner Meinung abbringen und beharrt weiter auf seiner Meinung, dass „die Juden das Hauptproblem für die unzufriedenen, weißen Männer sind".

Emotional wird Stephan B laut dem Zeitungsbericht nur einmal kurz. Als die Beamten ihm bei einer Vernehmung den Namen der getöteten Menschen nennen muss er „schlucken". Der getötete Kevin S., war erst 20 Jahre alt und ebenfalls ein weißer Mann. Also jemand für den B. kämpfen wollte.

Den Tod von Jana L., der 40-jährigen Frau, die er ebenfalls erschossen hatte, bedauert der Täter hingegen nicht. „Die Frau habe ihn von der Seite angemacht und er sei im Kampfmodus gewesen", wird aus der Vernehmungsakte zitiert.

Warum es zu dem Wahnsinn von Halle kommen konnte, bleibt trotz der detaillierten Aussagen fraglich. Stephan B. gilt nach bisherigen Einschätzungen von Experten nicht als psychisch gestört und somit rechtlich als schuldfähig.

Aussagen der Mutter und Schwester von B. beschreiben den 28-Jährigen als verschlossenen und introvertiert. Er habe nie Freunde gehabt, so die Schwester. Deshalb habe sie ihn häufiger mit zu ihren Freunden genommen. Aber B. sei nicht daran interessiert gewesen.

Die Mutter, bei der B. bis zu seiner Verhaftung gewohnt hatte, berichtet ihr Sohn habe auf alles geschimpft, „auf Greta Thunberg, auf den Wetterbericht, auf Frauen in der Politik". Helfen lassen wollte sich B. auch von ihr nicht. Auf den Rat einer Ärztin, dass B. psychologische Hilfe in Anspruch nehmen solle, sagte er zu seiner Mutter „dass er erwachsen sei und sie das nichts angehe." Er wolle keine Menschen um sich haben, schreibt Autorin Ramelsberger in ihrem Beitrag.