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Arbeitsmarkt Job-Boom macht Bogen um Sachsen-Anhalt

Gegen den Bundestrend nimmt die Zahl der Vollzeitbeschäftigten in Sachsen-Anhalt seit Jahren ab. Woran liegt das?

Von Alexander Walter 09.09.2020, 01:01

Magdeburg l Seit Längerem befindet sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigen in Vollzeit in Sachsen-Anhalt im Sinkflug: Von knapp 532 600 Ende 2017 nahm sie binnen zwei Jahren um fast 5800 auf 526 800 ab (-1,08 Prozent). Damit bewegt sich das Land gegen den Bundestrend: Hier legte die Zahl der Vollzeitbeschäftigten im selben Zeitraum um fast eine halbe Million zu (+468.000 oder +2,1 Prozent). Andere Ostländer profitierten vom Zuwachs, so Berlin (+50.100), aber auch das ländlich strukturierte Mecklenburg-Vorpommern (+1600).

Die Zahlen gehen aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linke-Fraktion hervor. Die Partei wertet den Trend als Indiz für Politik-Defizite: „Wenn in Sachsen-Anhalt die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Jahren von Wachstum und Job-Boom zurückgeht, ist das ein schlechtes Zeugnis für die Landesregierung“, sagte Eva von Angern, Linke-Vizefraktionschefin im Landtag.

„Wir brauchen gleichwertige Lebensverhältniss“, ergänzte Bundestagsfraktions-Co-Vorsitzender Dietmar Bartsch. Besonders auf dem Arbeitsmarkt tue die Bundesregierung zu wenig für die Angleichung von Ost und West.

Mit seinem Trend steht Sachsen-Anhalt indes nicht ganz allein. Thüringen verzeichnete mit einer Abnahme von fast 9900 Vollzeitbeschäftigten auf knapp 546 800 ein noch kräftigeres Minus (1,77 Prozent).

Was sind mögliche Gründe? Beiden Ländern gemein ist die problematische Demografie, sagte Kristian Veil, Sprecher der Agentur für Arbeit im Land. Sachsen-Anhalt und Thüringen seien von Alterung und Bevölkerungsrückgang besonders betroffen. Folge: Immer weniger Arbeitnehmer stehen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung.

Und: Diejenigen, die arbeiten, täten dies dies immer häufiger in Teilzeit. Frauen reduzierten ihre Arbeitszeit für die Kindererziehung. In der wirtschaftlich stabilen Phase der vergangenen Jahre mit Lohnzuwächsen hätten sich nicht wenige Beschäftigte zudem zu Gunsten der Freizeit für Teilzeit entschieden, so Veil.

Das Wirtschaftsministerium unterlegt das mit Zahlen. So sei das Bruttolohnniveau pro Monat im Land zwischen 2014 und 2019 um 18,4 Prozent (im Schnitt auf 2702 Euro) gestiegen – im Bund nur um 12,5 Prozent. Ein Sprecher verwies zudem auf eine stabile Entwicklung der Zahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter insgesamt – inklusive Teilzeit. Von 2017 bis 2019 nahm sie um 0,6 Prozent zu. Im Bund allerdings um 3,4 Prozent. Hauptgrund für den schwächeren Anstieg auch hier: Die Bremswirkung der Demografie.