1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Integrationskurse in Sachsen-Anhalt gefragt

Asylbewerber Integrationskurse in Sachsen-Anhalt gefragt

Die Zahl neuer Asylbewerber in Sachsen-Anhalt sinkt. Doch die Nachfrage nach Alphabetisierungskursen steigt.

22.01.2018, 07:35

Magdeburg/Halberstadt/Halle (dpa) l Auch wenn die Zahlen von Asylbewerben sinken, sind Integrationskurse in Sachsen-Anhalt weiter gefragt. Im ersten Halbjahr 2017 haben im Land mehr als 3700 Menschen einen solchen Kurs begonnen, wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) mitteilte. Im Jahr davor waren es insgesamt gut 7400 Teilnehmer. Integrationskurse setzen sich aus 600 bis 900 Stunden Deutschunterricht und einem Orientierungskurs zusammen.

Von den insgesamt 228 Kursen habe es im ersten Halbjahr 98 Alphabetisierungskurse für Zuwanderer gegeben, die überhaupt nicht lesen oder schreiben können beziehungsweise mit lateinischen Buchstaben nichts anfangen können. Im gesamten Vorjahr seien von 404 Integrationskursen 101 für Analphabeten gewesen.

"Die Alphabetisierungskurse nehmen zu. Wir merken eine erheblich wachsende Nachfrage", sagt Marion Meusel, Fachbereichsleiterin für Integration und Deutsch als Fremdsprache an der Kreisvolkshochschule Harz. Ähnliches berichtete der Geschäftsführer der Alpha Sprachschule in Halle, Peter Kirschnick. Eigenen Angaben zufolge besuchen dort zurzeit knapp 400 Migranten – rund zwei Drittel aus Syrien – einen der 19 Integrationskurse. Elf davon seien für Analphabeten.

"Auf dem Höhepunkt lagen die Wartezeiten für die Kurse bei vier bis fünf Monaten", sagte Kirschnick. Seit Mitte 2017 habe sich die Situation entschärft. Wegen der sinkenden Flüchtlingszahlen und weil die Zahl der zertifizierten Träger für Integrationskurse noch einmal gestiegen sei. Mit Stand Juni 2017 waren es laut Bamf landesweit 48.

Kirschnick rechnet damit, dass die Nachfrage besondes nach Alphabetisierungskursen wenigstens in diesem Jahr hoch bleiben wird – abhängig davon, wie es beim Thema Familiennachzug weitergeht. Dozenten, die eine Zusatzqualifikation in dem Bereich haben, würden weiterhin gebraucht. Als Unterstützung der Lehrer sieht das Bamf in den speziellen Kursen – hierzu zählen etwa Frauen-, Jugend- und Alphabetisierungskurse – seit Mitte November eine sogenannte soziale Begleitung vor. Sie soll den Teilnehmern bei Behördenterminen, der Wohnungssuche oder Lernschwierigkeiten helfen. "Das Angebot wird sehr gut angenommen", sagte Kirschnick.

Eine Herausforderung bleibt es, den Teilnehmern anschließend Jobs zu vermitteln. Ziel des Integrationskurses ist es, eine Deutschprüfung mit dem Level B1 zu bestehen. Bundesweit haben das im ersten Halbjahr 2017 rund 52 Prozent geschafft. Marion Meusel sprach für die Kreisvolkshochschule Harz von etwa 80 Prozent, die in den allgemeinen Integrationskursen erfolgreich sind.

Bei Alphabetisierungskursen sei die Durchfallquote deutlich höher. Gerade deren Teilnehmer hätten es später nicht leicht, sagte Peter Kirschnick. "Von denen, die einen Alphabetisierungskurs machen, wird es den meisten sehr schwer fallen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, sie werden eher Hilfsjobs erhalten. Manche sind vorher noch nie oder nur drei bis sechs Jahre zur Schule gegangen." Das während eines einjährigen Kurses nachzuholen sei illusorisch.

Selbst ein allgemeiner Integrationskurs reiche oft kaum, um auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, sagte Christin Rothe, die den Bereich Deutsch als Fremdsprache an der Städtischen Volkshochschule Magdeburg leitet. Daher steige die Nachfrage nach Folgekursen mit berufsbezogenem Deutschunterricht. Bei denen wird das Sprachlevel B2 angestrebt, das inzwischen viele Unternehmen voraussetzten, so Rothe.

Bestehen würde die Prüfung etwa die Hälfte der Teilnehmer der Magdeburger Volkshochschule. Auch an der Alpha Sprachschule in Halle wolle mittlerweile fast jeder, der den ersten Test bestehe, einen Folgekurs belegen. Der Leistungssprung sei allerdings "extrem hoch", sagte Kirschnick. Aber: "Wer die Prüfung schafft, den kann man relativ schnell in eine Ausbildung, ein Praktikum oder Freiwilliges Soziales Jahr vermitteln."