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Attacke vor Jugendamt: Ehemann nach Misshandlungen in Haft

Ein öffentlicher Angriff ihres Ehemanns in Halle hat die jahrelange Leidensgeschichte einer fünffachen Mutter sichtbar gemacht. Vor Gericht wurden einige konkrete Taten aufgeklärt. Der Mann soll für Jahre hinter Gitter.

15.05.2020, 12:34

Halle (dpa/sa) - Er hat seine Frau über Jahre misshandelt und sie schließlich vor dem Jugendamt mit einer Schere attackiert: Nun hat das Landgericht Halle einen 31-Jährigen zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt. Es sprach den Mann am Freitag wegen gefährlicher Körperverletzung in drei Fällen schuldig. Der 31-Jährige soll mit einer Therapie gegen seine Alkoholabhängigkeit angehen. Anders als die Staatsanwaltschaft erkannte das Gericht keine Tötungsabsicht. Der Vorsitzende Richter betonte, die Ehefrau und Mutter von fünf Kindern habe viel Glück gehabt, dass sie die schweren Verletzungen überlebt habe. Der Mann nahm das Urteil, das noch nicht rechtskräftig ist, weitgehend regungslos zur Kenntnis.

"Ihre Frau muss unheimliche Schmerzen gehabt haben", sagte der Vorsitzende Richter in Richtung des Angeklagten. Dieser habe den Eindruck gemacht, dass er vor allem sich selbst leid tue. Den Erkenntnissen zufolge lauerte der Mann am 22. Oktober 2019 seiner Ehefrau vor dem Jugendamt mit einer Schere auf, trat sie gegen Kopf und Körper. Die 28-Jährige wurde bei der Abwehr an der Hand verletzt. Passanten schritten ein und verhinderten Weiteres. Der Prozess ergab, dass die Frau kurz vor der Tat aus dem Krankenhaus gekommen war, wo sie wegen schwerer Verletzungen behandelt worden war.

Die Staatsanwaltschaft hatte acht Jahre Freiheitsstrafe wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung gefordert. Der Angeklagte habe aus nicht nachvollziehbarer Eifersucht gehandelt und Macht ausüben wollen. Es habe sich um unvorstellbare Gewalt gehandelt. Die Kräfteverhältnisse seien sehr ungleich gewesen: Er sei über 1,80 Meter groß und über 100 Kilogramm schwer, sie sei zierlich und knapp 1,50 Meter groß. Der 31-Jährige habe sich im Prozess wechselnd als traurig, weinerlich und aggressiv präsentiert.

In seinem letzten Wort entschuldigte sich der Mann erneut. Er wolle sich bessern. Seine Ehefrau war Nebenklägerin im Prozess, kam aber nicht in den Verhandlungssaal, um sich selbst zu schützen. Sie hatte in einer Videovernehmung aus einem anderen Raum als Zeugin ausgesagt und von den über Jahre währenden Misshandlungen berichtet. Auch da hatte der 31-Jährige einen Versuch unternommen, sich zu versöhnen. Sie lehnte ab. Zum Prozessauftakt im April hieß es, das Paar ist seit 2011 verheiratet und hat fünf Kinder im Alter von zwei bis neun Jahren. Die Familie wurde seit mehreren Jahren vom Jugendamt betreut. Das habe die Lage aber verkannt, sagte die Vertreterin der Nebenklage am Freitag.

Terminübersicht des Landgerichts Halle vom 8. April 2020 mit Infos zum Prozess