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Attentat von Halle Wie Stephan B. auf das Terror-Video reagiert

Am zweiten Prozesstag um das Attentat von Halle wurde das Video des Attentäters angeschaut. Nebenkläger verließen den Saal.

Von Matthias Fricke 22.07.2020, 12:38

Magdeburg l Beim zweiten Prozesstag gegen den Attentäter von Halle ist das Video gezeigt worden, das der 28-jährige Angeklagte von seinem Anschlag auf die Synagoge mit seiner Helmkamera gedreht hat. Vor allem am Anfang des Films grinste der Angeklagte über das ganze Gesicht zu seinen Aufnahmen auf dem Monitor vor ihm.

Das Video hatte er bisher nur einmal gesehen und zwar bei seinem Haftprüfungstermin in Karlsruhe. Die Nebenkläger und Anwälte zeigten sich über seine Reaktion erschüttert. Ein Opferanwalt forderte sogar den Sachverständigen für Psychiatrie auf, unbedingt auf das Grinsen von Stephan B. zu achten.

Emotional wurde es, als die Tötungsszene der Passantin Jana L. gezeigt wird. Vier Frauen der Nebenklage hielten die Brutalität der Szene nicht aus und mussten den Saal verlassen. Als kurze Zeit später Männer im Film beim Angriff auf den Döner-Imbiss um ihr Leben flehten und Stephan B. unbeeindruckt versucht, die Ladehemmung seiner Waffe zu beseitigen, verlassen weitere Opfer den Gerichtssaal. Einige ließen ihren Tränen freien Lauf.

In der Zwischenzeit verflog das breite Grinsen aus dem Gesicht des Halle-Attentäters. Im Video fluchte er nur noch, weil seine Waffen versagten, und beschimpfte sich selbst: „Versager man, ich bin ein Versager!! Und er fluchte auch: „Einmal Verlierer, immer Verlierer.“ Als das grausame Video nach etwa einer halben Stunde endete, kehrten die Nebenklägerinnen zurück in den Gerichtssaal.

Gegen Mittag soll die Befragung des Angeklagten fortgesetzt werden. Zunächst erhält dann der Bundesanwalt Kai Lohse das Wort. Später werden auch Nebenkläger und die Verteidiger von Stephan B. Fragen an den Angeklagten richten können.

Bereits vor der Verhandlung hatten die Verteidiger des Attentäters erklärt, dass sie ihren Mandanten zwar beraten haben, er aber selbst entscheidet, was er sagt. Verteidiger Hans-Dieter Weber: „Er muss unseren Ratschlägen nicht folgen.“ Bereits am ersten Prozesstag hatte Stephan B. ein umfassendes Geständnis abgelegt und versucht den Gerichtssaal als Bühne für sich zu nutzen. Die Vorsitzende Richterin Ursula Mertens konnten dies bisher aber mit geschickten Fragen weitgehend unterbinden.

Eine Zusammenfassung unserer bisherigen Berichterstattung zum Attentat von Halle finden Sie in unserem Dossier.