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Ausbildung SEK sucht dringend Nachwuchs

Das Spezialsondereinsatzkommando der Polizei in Sachsen-Anhalt wächst langsamer, als erhofft. Probleme gibt es bei der Nachwuchsgewinnung.

30.01.2018, 06:53

Magdeburg (dpa) l Die Aufstockung des Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei in Sachsen-Anhalt kommt mangels geeigneter Bewerber langsamer voran als erhofft. Aktuell gebe es zwischen 50 und 60 SEK-Beamte, das Ziel seien 70, sagte der Direktor des Landeskriminalamts, Jürgen Schmökel, der Deutschen Presse-Agentur in Magdeburg. "Die Anforderungen sind nicht nur im physischen, sondern auch im mental-psychologischen Bereich groß." Abstriche daran könne es nicht geben. "Es geht um eine Spezialeinheit, die in schwierigen Situationen besonnen und souverän handeln können muss." Hintergrund der angestrebten Vergrößerung des SEK ist die latente Gefahr von Terroranschlägen. Zudem steigt die Zahl der SEK-Einsätze seit Jahren.

Ein Blick auf das vergangene Jahr zeigt das Problem der Einheit: Für einen Informationstag hatten sich laut Schmökel 20 Polizeibeamte gemeldet, danach blieben 10 Bewerber übrig, davon wiederum brachten um die 5 die nötige Eignung mit. Gleichzeitig verließen vier SEK-Beamte die Spezialeinheit. Zwei von ihnen nicht aus Altersgründen, sondern weil sie andere Entwicklungsmöglichkeiten suchten.

Das LKA will nun noch gezielter um Nachwuchs werben, unter anderem laufen gerade die Arbeiten an einem Imagefilm. Innerhalb der Behörden werde nach Bewerbern gesucht. Besondere finanzielle Anreize, einen Zuschuss zur Lebensversicherung oder eine Anrechnung auf die Lebensarbeitszeit wie in anderen Ländern gibt es laut Schmökel bislang nicht. Er wünscht sich eine solche Lösung auch für Sachsen-Anhalt.

Die Anforderungen an die SEK-Beamten sind hoch. Bevor sie ins Team kommen, müssen sie bei diversen Tests ihre Eignung nachweisen. Bei einem 28 Wochen langen Grundlehrgang müssen sie Kraft, Ausdauer, Belastbarkeit und Teamgeist beweisen. "Da trennt sich die Spreu vom Weizen – und es bleiben wenig Körnchen übrig", sagte Schmökel. Die Hälfte bis zwei Drittel der Bewerber sind erfolgreich – manchmal im zweiten Anlauf. Verletzungen angesichts der hohen körperlichen Belastungen, mangelnde Schießleistung führten oft zum Ausschluss.

Im Jahr 2017 hatte das SEK 134 Einsätze, 2016 waren es 131 gewesen, in den Jahren zuvor etwas mehr als 100. Die Spezialisten werden in akuten Bedrohungslagen gerufen, wenn Menschen vor bewaffneten Straftätern geschützt werden müssen. Im vergangenen Jahr sicherte das SEK auch die Reformationsfeierlichkeiten in Wittenberg mit ab. Laut LKA-Direktor Schmökel sind die Beamten oft auch bei Staatsbesuchen in Berlin im Einsatz. Die Einheit sei auch für die Ausbildung aller SEK-Präzisionsschützen in der nördlichen Bundesrepublik zuständig.

Immer häufiger wird das SEK laut Schmökel alarmiert, weil es Hinweise auf den Besitz von Waffen gibt. Hinweise aus sozialen Netzwerken machten das oftmals transparent. Bei sechs ihrer 134 Einsätze wurden die SEK-Beamten angegriffen – körperlich oder mit Schuss-, Hieb- oder Stichwaffen. Sie selbst schießen laut Schmökel höchst selten. Zumeist werde das Überraschungsmoment genutzt. Worte seien das wichtigste Einsatzmittel.

Inzwischen erhalten neue Spezialkräfte auch ein Mentaltraining, das ihnen bei der gedanklichen Vorbereitung auf ihre Einsätze helfen soll. Die Idee stammt laut Schmökel aus dem Leistungssport – Abfahrtsläufer oder Rennfahrer gehen vorab die Strecke durch. "Es geht darum, auf den Punkt konzentriert zu sein", sagte Schmökel. Die Ausstattung des SEK habe sich dank des Anti-Terror-Pakets verbessert. Ein besonders geschütztes Fahrzeug wurde beispielsweise angeschafft, neue Waffen und Schutzausrüstung.