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Autozulieferer Ifa in Haldensleben ist Sanierungsfall

Auf Druck der Kreditgeber hat Sachsen-Anhalts größter Autozulieferer Ifa einen Sanierungsmanager eingesetzt.

Von Massimo Rogacki 09.03.2019, 00:01

Haldensleben l Der Automobilzulieferer Ifa steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Als Sanierungsmanager wurde auf Druck der Banken deshalb zu Jahresbeginn Arno Haselhorst eingesetzt. Die Verschuldung des Unternehmens aus Haldensleben, das Antriebswellen für fast alle großen Autohersteller produziert, war unter anderem durch Investitionen in einen neuen Standort im polnischen Ujest, im Stammwerk in Haldensleben und im Werk in Nordamerika in den vergangenen Jahren kräftig angestiegen.

Aufgrund des schnellen Wachstums und durch Veränderungen im Management seien die Erträge nicht im erforderlichen Umfang mitgewachsen, sagt Arno Haselhorst, der in der Zeit der Sanierung die Sprecherfunktion in der Geschäftsführung übernimmt und für sämtliche Prozesse verantwortlich ist.

Der Gesamtmarkt habe zuletzt mit rückläufigen Abrufen zu kämpfen, so Haselhorst. Neben den hausgemachten Problemen der zweite nicht unerhebliche Faktor für die Schwächephase von Ifa. Neben der rückläufigen Autokonjunktur litt das Unternehmen im vergangenen Jahr zudem an Problemen der Hersteller bei der Umstellung auf das neue Abgasreglement WLTP. Auf Geheiß der kreditgebenden Banken soll Sanierungsexperte Haselhorst helfen, das Unternehmen zu restrukturieren und eine ausreichende Liquidität herzustellen, um die zukünftig höhere Schuldenlast tragen zu können.

Haselhorst betonte, dass Ifa kurzfristig nicht von Zahlungsunfähigkeit bedroht sei. „Wir zahlen unsere Rechnungen pünktlich, für das laufende Jahr benötigen wir für anstehende Investitionen aber mehr Geld als dem Unternehmen bisher durch Kredite zur Verfügung steht“, sagte Haselhorst. Wie viel Geld benötigt wird, will Ifa nicht kommunizieren. Bereits im August waren Kredite in Höhe von 40 Millionen Euro bei den kreditgebenden Banken beantragt worden.

Doch die Finanzierer waren skeptisch und wollten die Zusage von einem unabhängigen Gutachten abhängig machen. Der Sanierungsmanager wurde daraufhin eingesetzt und soll nun einen systematischen Plan entwickeln, um Ifa aus der Schwächephase herauszuführen. Maximal 18 Monate soll die Sanierung andauern. „Wir hoffen, dass es so schnell wie möglich geht“, sagt Robert Gutsche. Der Ifa-Geschäftsführer betonte, er sei froh, dass Arno Haselhorst nun mit an Bord sei. „Wir nehmen die Hilfe dankbar an.“

Vor zwei Wochen war auch die Belegschaft über die Restrukturierung unterrichtet worden. Der Abbau von Arbeitsplätzen oder Lohnkürzungen stünden nicht zur Debatte, so Gutsche. Bei der Betriebsversammlung sei vier Stunden lang „konstruktiv“ diskutiert worden, betont der Ifa-Betriebratsvorsitzende Henning Raguschke. Das ändere allerdings nichts an der Tatsache, dass viele Mitarbeiter „nervös“ seien, so Raguschke.

Robert Gutsche betonte, die Sanierungsphase solle auch produktiv genutzt werden, um perspektivisch flexiblere Arbeitszeitmodelle auszuloten und den schwankenden Abrufen vonseiten der Autohersteller begegnen zu können. In der Restrukturierung liege mithin eine große Chance, so Gutsche.

Die Suche nach einem potenziellen Investor werde durch die aktuelle Situation indes deutlich verlangsamt, Verkaufsbemühungen stünden derzeit im Hintergrund, sagt der Ifa-Geschäftsführer.