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Landrat vom Kreis Mansfeld-Südharz ruft in der Nacht zum Montag Katastrophenalarm aus Banger Blick zum Himmel: Kommt der nächste Regen?

Von Bernd Kaufholz 07.09.2011, 04:34

Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) hat sich gestern Nachmittag in Riestedt über die Arbeit im Katastrophengebiet informiert. Er bedankte sich ausdrücklich bei den Hunderten von Helfern für ihre Einsatzbereitschaft nach den beiden Schlammfluten.

Riestedt. Landrat Dirk Schatz (CDU) guckt in den Himmel. Und seine Mitarbeiterin muss gestern Nachmittag wieder und wieder im Internet nach der neuesten Wetterprognose schauen. Kommt er oder kommt er nicht, der Regen? ist die Bange Frage. 80 Prozent Regenwahrscheinlichkeit über dem Kreisgebiet.

In der Nacht zum Montag hatte der Landrat um 2.30 Uhr den Katastrophenfall ausgerufen. Stunden zuvor waren rund 25 Millionen Liter eines Regenwasser-Schlamm-Gemischs von den Hügeln vor Riestedt ins Dorf gerutscht. Ein Mann war in seiner Garage beinahe von der Flut, die das Tor eingedrückt hatte, überspült worden. Ein anderer erlitt einen Stromstoß. Eine Frau musste sich in die obere Etage ihres Hauses retten.

"Gefahr für Leib und Leben", so Innenminister Holger Stahlknecht gestern vor Ort. Der Landrat, zuständig für den Ka-tastrophenschutz, hatte deshalb Bundeswehr und Polizei zur Unterstützung angefordert.

Gestern waren 120 Soldaten des Führungsunterstützungsbataillons 383 Erfurt, eine Hundertschaft Landesbereitschaftspolizei, 104 Feuerwehrleute, darunter Kameraden aus dem Saalekreis, und 50 Mitglieder des THW im Einsatz.

An drei Stellen vor der 1400-Seelen-Gemeinde begannen sie damit, Holzkonstruktionen zu errichten. Angespitzte Baumstämme wurden etwa einen Meter tief in die Erde gerammt und mit Querstämmen stabilisiert. Auf dieses Holzgerüst stapelten die Helfer Sandsäcke. Mehr als 50000 sind bereits verbaut, so der Landrat. Diese Konstruktion soll die Fließgeschwindigkeit des Schlammwassers verringern, so dass die Flut von den Feldern nicht erneut durch die Dorfstraßen rauscht.

Mit dem Bau weiterer drei Sperren derselben Bauart soll heute begonnen werden.

Innenminister Holger Stahlknecht, der sich gestern vor Ort ein Bild von den Arbeiten machte, bedankte sich ausdrücklich bei den Helfern für ihren Einsatz.

Bei einer Lagebesprechung mit dem Landrat und den Leitern der Hilfskräfte wurde zudem der Fortgang der Arbeiten beraten. So viel steht fest: Polizei und Bundeswehr werden nur noch bis zum Donnerstag in Riestedt helfen. Dann wird – immer vorausgesetzt, es setzt kein Starkregen ein – das Gröbste geschafft sein. Stahlknecht: "Dann müssen Drittkräfte ran, Firmen der Region."

Beschlossen wurde zudem, die Zufahrt zu einem Hügel vorsorglich mit Splitt zu sichern. "Wenn heute Nacht der Regen kommt, schaffen wir es mit unseren Fahrzeugen nicht bis dort hin, um an dieser Stelle einen weiteren Damm zu errichten", war sich Schatz sicher.

Demnächst werden auch Wehren aus dem Salzland- und dem Harzkreis ihre Kameraden aus dem Kreis Mansfeld-Südharz unterstützen. "Gestern habe ich mich bei einem Feuerwehrmann aus dem Saalekreis bedankt", sagt Landrat Schatz. Er hat jedoch nur abgewinkt und gesagt: Bei Katastrophen gibt es keine Kreisgrenzen und hatte sich wieder an die Arbeit gemacht.